Streit um „des Kaisers schönsten Strand“ am Bodensee

Streit um „des Kaisers schönsten Strand“ am Bodensee
Das Hotel am Kaiserstrand ist derzeit geschlossen. Ein Insolvenzverfahren wurde eröffnet. Die Zukunft des Hauses ist ungewiss. (Bild: Wilfried Vögel)

Das Hotel „Am Kaiserstrand“ in Lochau ist insolvent

Nichts geht mehr nach elf Jahren in einem der schönst gelegenen Hotels am östlichen Bodenseeufer in Lochau zwischen Lindau und Bregenz. Eigentümer und Betreiber befinden sich in einem heftigen juristischen Schlagabtausch und sparen nicht mit gegenseitigen Vorwürfen. Die Eigentümer werfen der Betreibergesellschaft vor, rund zwei Millionen Euro Pacht nicht beglichen zu haben. Angeblich stehen 3,2 Millionen Euro Verbindlichkeiten 930.000 Euro Aktiva gegenüber. Die Betreiber bestreiten das.

Die Lage ist verworren und unübersichtlich. Sicher ist nur, dass der Hotelbetrieb seit längerem eingestellt ist und ein Konkursverfahren eröffnet wurde. Ob und wie es weitergeht, steht derzeit wohl in den Sternen.

Nach elf Jahren Betrieb geht jetzt nichts mehr. Ein langwieriger Rechtsstreit zwischen den Eigentümern und den Betreibern droht.
Nach elf Jahren Betrieb geht jetzt nichts mehr. Ein langwieriger Rechtsstreit zwischen den Eigentümern und den Betreibern droht. (Bild: Wilfried Vögel)

Zur Lage des Hauses:

Das Seehotel am Kaiserstrand (früher Rhomberg Kaserne) in der Gemeinde Lochau (Vorarlberg, Österreich) mit dem Innenhof steht unter Denkmalschutz.

Es handelt sich um einen mehrgliedrigen Baukörper mit Satteldach und einem Kreuzgiebel sowie einer Vielzahl von Gaupen, teilweise mit burgartigen Zinnen, „spätromantischen“ Balkönchen, Erkern und Fensterrundungen, der sich weitgehend von Nord-West nach Süd-Ost über eine Länge von etwa 150 m und eine Breite (mit Innenhof) von etwa 70 m erstreckt.

Das Hotel am Kaisertsrand hat eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich.
Das Hotel am Kaisertsrand hat eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich. (Bild: Wilfried Vögel)

Das „Seehotel am Kaiserstrand“ (398 m ü. A.) liegt direkt am Ufer des Bodensees auf einem etwa 20.000 Quadratmeter großen Gelände auf einer kleinen Ausbuchtung in den See und gewährt einen öffentlichen Zugang zum Strand. Mitten durch das Areal des Seehotels fließt offen der Lochauer Dorfbach.

Das Hotel ist von der Dorfmitte von Lochau etwa 600 m Luftlinie entfernt. Vor dem Hotel entlang des Bodensees verläuft ein öffentlicher Geh- und Radweg. Wenige Meter vor dem Hotel in südwestlicher Richtung befindet sich die Gemeindegrenze zwischen Lochau und Bregenz. Teilweise läuft sie mitten durch die Gartenanlage des Hotels. Auf der nordöstlichen Seite der Hotelanlage fließt der Verkehr zwischen Lindau und Bregenz auf der L 190.

Die Hotelanlage liegt idyllisch direkt am Bodensee. Im Hintergrund der Pfänder, der Hausberg der Lindauer und Bregenzer
Die Hotelanlage liegt idyllisch direkt am Bodensee. Im Hintergrund der Pfänder, der Hausberg der Lindauer und Bregenzer (Bild: Wilfried Vögel)

Das Hotel kann auf eine wechselvolle, bewegte Geschichte zurückblicken

1905 erfolgte der Erwerb des „Edelsitzes Maihof“ durch den späteren Betreiber des Hotels, Georg Hauber († 28. Juli 1918), vom Freiherrn von Pöllnitz-Frankenstein und der Erwerb des Gasthauses „Zum Anker“ von Josef und Theresia Hutter. 1910 erfolgte der Bau des nordwest-seitigen Traktes nach den Plänen des Bregenzer Baumeisters Otto Mallaun, am 22. Juli 1910 die Eröffnung. Die erste Erweiterung um den südseitigen Trakt fand 1912 nach den Plänen des Architekten Willibald Braun statt. Die Namensgebung als „Kaiser-Strand-Palast-Hotel“ sei von Kaiser Franz Joseph I. selbst genehmigt worden.

1917 besuchten Kaiser Karl I. und dessen Gattin Zita das Hotel. 1917 geriet Georg Hauber in Konkurs, das Hotel wurde geschlossen, 1918 aber unter neuer Beteiligung wiedereröffnet. 1919 erfolgte eine Erweiterung und der Betrieb als „Kurheim Strandhotel Lochau“, 1925 der Verkauf an den Verband der Gemeindebeamten in Baden um 600.000 Mark, um ein Erholungsheim für dessen Mitglieder einzurichten.

Zwischen 1953 und 1997 diente das Gebäude dem Österreichischen Bundesheer als Unterkunft, der Rhomberg-Kaserne.
Zwischen 1953 und 1997 diente das Gebäude dem Österreichischen Bundesheer als Unterkunft, der Rhomberg-Kaserne. (Bild: Wilfried Vögel)

Ab 1938 diente das Hotel kurzfristig als Notunterkunft für Flüchtlinge aus dem Sudetenland.1939 erwarb es die deutsche Zollverwaltung und baute es bis 1940 zur Reichszollschule um. In den Jahren 1942 bis 1945 diente das Haus als Reservelazarett der deutschen Wehrmacht, 1945 bis 1953 den in Vorarlberg stationierten französischen Besatzungstruppen. Ab 1953 bis 1997 war das österreichische Bundesheer in dem nun seit 1967 als „Rhomberg Kaserne“ bezeichneten Komplex untergebracht. 2005 wurde die Kaserne an private Investoren verkauft und um rund 45 Millionen Euro saniert. 2010 kam es zur Wiederaufnahme des Hotelbetriebs als „Seehotel am Kaiserstrand“.

Auch ein exklusives Badehaus auf Pfählen gehört neben einer eigenen Anlegestelle zum Ho.telkomplex
Auch ein exklusives Badehaus auf Pfählen gehört neben einer eigenen Anlegestelle zum Ho.telkomplex. (Bild: Wilfried Vögel)

Das 4-Sterne-Hotel hat 102 Zimmer, mehrere Restaurants, einen Wellnessbereich mit 900 qm, sowie Tagungs- und Ruheräume. Mit zum Hotelkomplex gehören ein auf Pfählen errichtetes, vorgelagertes Badehaus im Bodensee und eine eigene Schiffsanlegestelle.

Besonders beliebt war das Hotel bei Hochzeiten, größeren Feiern und bei Gästen aus Nah und Fern im Zusammenhang mit dem Besuch der Bregenzer Festspiele.

Heftiger Streit und gegenseitige Vorwürfe zwischen Betreibern und Eigentümern

Eigentümer der Hotel-Immobilie ist die AFV1 Liegenschaftsbesitz GmbH & Co KK mit Sitz in Graz. Betrieben wurde das Hotel von der RIMC Seehotel Am Kaiserstrand Hotel Betriebs GmbH mit Sitz in Söding-Sankt Johann.

Wie der Eigentümer mitteilte, musste die „Reißleine“ gezogen werden, um den Standort nachhaltig zu sichern. Die Insolvenzeröffnung sei notwendig geworden, da die Betreibergesellschaft als Pächter erhebliche Rückstände aufweise.

RIMC wirft hingegen dem Eigentümer vor, dieser habe die Betreibergesellschaft „feindlich übernommen“, um eine „betreiberfreie Immobilie“ verkaufen zu können. Die Insolvenz sei unberechtigt. RIMC behauptet auch, dass die pauschalen Äußerungen, die Betreiber hätten die Mieten nicht bezahlt, falsch seien.

Zwischen beiden Parteien habe es einvernehmliche Regelungen zu Mieten während der Corona-Zeit gegeben, denen die Betreiber in Gänze nachgekommen seien. Angebliche Mietrückstände bestünden nicht, so RIMC. Öffentliche Verbindlichkeiten, wie von den Eigentümern ausgeführt, bestünden in dieser Form und Höhe tatsächlich nicht.

Die Eigentümer stellen hingegen fest, dass nichts bezahlt worden sei (insgesamt seien rund zwei Millionen Euro Pacht offen) und die Insolvenzanmeldung gesetzmäßig erfolgt sei. Die Betreiber kontern, dass sie nach wie vor zahlungsfähig seien und werfen dem Eigentümer vor, dass dieser sie aus dem Gebäude verdrängen wolle, um es verkaufen zu können.

Eine extrem schwierige Gemengelage, die wohl in einem langwierigen Rechtsstreit vor den Gerichten geklärt werden muss.

Wie geht es weiter?

Zur Masseverwalterin wurde Mag. Dr. Ulla Reich bestellt, Die sogenannte „Prüfungs- und Berichtstagsatzung“ findet am 13. Januar 2022 am Landgericht Graz statt.

Vorarlberg Tourismus hofft wohl, dass das Hotel als solches erhalten bleibt. Es handle sich um ein wertvolles Hotel am Bodensee, das für den Tourismus ein wichtiges Angebot darstelle.

Die Befürchtung, dass anstatt des Hotels exklusive Wohnungen eingebaut werden könnten, sei  nach Angaben des Eigentümers unberechtigt. Es werde bereits nach einem neuen Hotelbetreiber gesucht. Dieses Mal solle aber jemand aus der Region zum Zug kommen.

Der Lochauer Bürgermeister Frank Matt (Grüne) entkräftet die Befürchtungen ebenfalls. Das Gebäude sei denkmalgeschützt und auf dem Grundstücke liege eine Widmung als Hotel. Einer Umwidmung müssten Gemeindevertretung und das Land erst zustimmen.

RIMC hat offenbar ihrerseits mitgeteilt, dass man, ungeachtet der unberechtigten Insolvenz und der feindlichen Übernahme, weiterhin hinter dem Seehotel am Kaiserstrand stehe und im November 2021 zusammen mit einem Partner ein Kaufpreisangebot zu dem von der Eigentümerin genannten Kaufpreis gelegt habe. Man hoffe, den Zuschlag zu bekommen.

Es bleibt also weiter spannend am exklusiven Strand des Kaisers. Wochenblatt News wird weiter über den aktuellen Sachstand berichten.