Stilles Gedenken am Holocaust-Tag

Stilles Gedenken am Holocaust-Tag
Bernd Fuchs und Angelika Drießen vom Bündnis sowie Erster Bürgermeister Fabian Müller (von links) bei der Kranzniederlegung am Fridolin-Endraß-Platz. (Bild: Stadt Friedrichshafen)

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Friedrichshafen (wb/dab) – Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts. Wegen der Corona-Pandemie gab es in diesem Jahr erneut keine öffentliche Gedenkveranstaltung der Stadt Friedrichshafen, dem Bündnis „Friedrichshafen für Toleranz und Demokratie – gegen Extremismus und Gewalt“, den Kirchen und dem Häfler Jugendparlament.

Zum Gedenken an die Toten legten Erster Bürgermeister Fabian Müller, Angelika Drießen und Bernd Fuchs für das Bündnis am Gedenktag Kränze auf dem Fridolin-Endraß-Platz nieder.

„Wenn wir der Opfer des Nationalsozialismus gedenken, so denken wir auch an die Opfer aus unserer Stadt, an die Zwangsarbeiter in den Rüstungsbetrieben, an die Menschen im Widerstand wie Fridolin Endraß und an die jüdische Mitbürgerin Elsa Hammer aus Fischbach, die nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde“, so Erster Bürgermeister Fabian Müller. Er wisse nicht, ob Gedenken vor Radikalisierung, Abwertung, Ausgrenzung und Vernichtung von Menschen schützt. Er würde es sich sehr wünschen.  Es sei wichtig, so Müller, dass man den ermordeten Menschen Respekt erweise und sie nicht vergesse: „Wir müssen für Demokratie, Freiheit und Menschenwürde einstehen.“

Lehren aus der Vergangenheit ziehen

Für das Bündnis „Friedrichshafen für Toleranz und Demokratie – gegen Extremismus und Gewalt“, dem die Gemeinderatsfraktionen CDU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD/Linke, Freie Wähler, Netzwerk für Friedrichshafen, FDP sowie ÖDP/Parteilos angehören, sprach in diesem Jahr Angelika Drießen als Vertreterin der Freien Wähler. „Uns ist es wichtig, auch in schwierigen Zeiten an die menschenverachtenden Gräueltaten der NS-Zeit immer wieder zu erinnern. Wir müssen leider ganz aktuell wieder erleben, dass Gruppierungen versuchen, unsere Demokratie zu unterwandern. Das hohe Gut der freien Meinungsäußerung, bei eigentlich friedlichen Spaziergängen, nutzen diese Personen, um ihre radikalen Ideen publik zu machen, rufen sogar zu Gewalttätigkeiten gegen friedliche Demonstranten und Ordnungskräften auf“, betonte Angelika Drießen.

Man müsse ganz genau hinschauen und Lehren aus der Vergangenheit ziehen, um radikale Ideen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Die Freiheit des Einzelnen höre dort auf, so Drießen, wo die Freiheit eines anderen anfängt. Sie erinnerte an Fridolin Endraß, der sein „Einstehen“ für die Freiheit im NS Regime, mit dem Leben bezahlte.

Ebenso an Elsa Hammer, die als einzige Jüdin aus Friedrichshafen 1943 deportiert wurde und ihren Glauben mit dem Leben bezahlen musste. Aus Anlass des Gedenktages stellte Jürgen Oellers, Leiter des Stadtarchives Friedrichshafen, eine Dokumentation über Elsa Hammer, früher Elsa Fellheimer, zusammen.

Die gesamte Dokumentation kann im Internet unter www.stadtarchiv.friedrichshafen.de eingesehen werden.

Noch bis zum 29. Juli 2022 findet im 2. OG des Stadtarchivs, Katharinenstraße 55 in Zusammenarbeit mit der städtischen Abteilung Integration eine interkulturelle Ausstellung zu Migration und Integration in Friedrichshafen statt: 18 Geschichten, darunter auch die Geschichte von Elsa Hammer, erzählen anhand besonders aussagekräftiger Objekte (z. B. einem historischen Tennisschläger) ihren Weg nach Deutschland und nach Friedrichshafen.