Sterne-Köche kochen in Ulm für und mit jungen Menschen mit schwerer Körperbehinderung

Ganz besondere „Freizeit- und Lebensgestaltung“: Die Spitzenköche Ole Lückstädt (3. v.l.) und Klaus Buderath (5.v.l) haben mit Oliver Maier (2.v.l.) und Caner Demir (4.v.l.) sowie Anika Schmid (1.v.l.) und Ilka Hoche-Keller von den Offenen Hilden der St. Elisabeth-Stiftung gekocht.
Ganz besondere „Freizeit- und Lebensgestaltung“: Die Spitzenköche Ole Lückstädt (3. v.l.) und Klaus Buderath (5.v.l) haben mit Oliver Maier (2.v.l.) und Caner Demir (4.v.l.) sowie Anika Schmid (1.v.l.) und Ilka Hoche-Keller von den Offenen Hilden der St. Elisabeth-Stiftung gekocht. (Bild: St. Elisabeth-Stiftung)

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Rolli-Küche wird zum Gourmettempel

Ulm – An ihrem freien Vormittag haben sich Klaus Buderath und Ole Lückstädt, die Küchenchefs der Restaurants Seestern und Treibgut in Ulm, Zeit für einen ganz besonderen Termin genommen. Im Ulmer Projekt Freizeit- und Lebensgestaltung der St. Elisabeth-Stiftung haben sie für die Projektteilnehmenden und Mitarbeitenden ein feines Menü zubereitet. Eine tolle Aktion, die bei allen noch lange präsent bleiben wird.  

Pilz-Tortellini mit Trüffelschaum, davor eine Karotten-Curry-Suppe mit Kräuteröl, Brotcracker mit Erbsensprossen und gepickelter Karotte und zum Dessert ein Schoko-Tartelette  mit Salzkaramell, Blutorange, Honighippe und Cafémousse-Röllchen. Klingt wie ein Träumchen? „So hat es auch geschmeckt“, versichert Anika Schmid.

Die Sozialpädagogin betreut mit ihrer Kollegin Ilka Hoche-Keller und den beiden Freiwilligendienst-Leistenden Blanca Schlaiss und Robin Knosp die Teilnehmenden des Projekts Freizeit- und Lebensgestaltung. Dieses Angebot des Bereichs Offene Hilfen der St. Elisabeth-Stiftung wird von derzeit vier jungen Erwachsenen mit schwerer Körperbehinderung wahrgenommen: Anna Häckel, Caner Demir, Oliver Maier und Andreas Sturm. Das Projekt ermöglicht ihnen eine aktive Alltagsgestaltung zusammen mit anderen. Auf dem Programm stehen neben dem gemeinsamen Einkaufen vor allem Gesellschaftsspiele, Museumsbesuche und Ausflüge. Durch eigene Ideen oder auch Internetrecherche wirken sie an der Planung mit.

Besonders rührig ist dabei Oliver Maier. Er hatte die Idee, Spitzenköche in der Region anzuschreiben. Auf positive Rückmeldungen musste er nicht lange warten. Nach Siegfried Pfnür von den Neu-Ulmer Stephans-Stuben war jetzt Klaus Buderath vom Ulmer Seestern zu Gast in der Rolli-Küche vom Club Körperbehinderte und ihre Freunde, wo das Projekt zuhause ist.  Und er kam nicht allein, sondern brachte seinen Kollegen Ole Lückstädt vom benachbarten Treibgut mit.

Im Gepäck hatten die beiden alle Zutaten und Gerätschaften, u.a. das leckere Kräuteröl aus eigener Herstellung oder den selbstgemachten Nudelteig, von dem sie alle begeistert waren. Schon im Vorfeld hatten die Köche sich erkundigt, welche Lebensmittel oder Zubereitungsarten aufgrund der jeweiligen Beeinträchtigungen von vornherein ungeeignet sind. Und dann legten sie in ungewohntem Terrain und genau beobachtet von ihrem ringsum sitzenden, faszinierten Publikum los.

„Es war eine total schöne Atmosphäre“, erzählt Anika Schmid. „Die beiden waren so freundlich und zugewandt und haben geduldig alle Fragen beantwortet.“ Auch wenn die Verständigung wegen der Beatmungsgeräte nicht immer einfach war – mit vereinten Kräften und Humor wurden auch diese Hürden genommen. Am Ende saßen alle an der festlich gedeckten, langen Tafel und genossen gemeinsam das delikate Menü. Auch Klaus Buderath und Ole Lückstädt setzten sich dazu, es war eine große, muntere Runde.

„Wir haben ganz entspannt über Gott und die Welt geredet“,  berichtet Anika Schmid. „Den beiden Köchen hat es gefallen, dass sie einmal Zeit hatten und ganz in Ruhe arbeiten konnten. Ganz anders, als sie es in ihrem Alltag in den Restaurants gewohnt sind. Das war der Ausgleich dafür, dass die Gegebenheiten in unserer Rolli-Küche für die beiden großen Männer alles andere als ideal waren.“ Für Oliver Maier und die anderen war das noch nicht der letzte kulinarische Höhepunkt. Sie dürfen sich auf Anfang Mai freuen, da hat sich Benedikt Wittek vom Ulmer Restaurant Siedepunkt zum Kochen beim Projekt Freizeit- und Lebensgestaltung angekündigt.

Platz und Stelle frei

Im Ulmer Projekt Freizeit- und Lebensgestaltung der St. Elisabeth-Stiftung ist noch Platz für einen Teilnehmer oder eine Teilnehmerin. Auch eine Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ist ab Herbst 2022 zu vergeben. Kontakt: Projekt „Freizeit- und Lebensgestaltung“, Pfarrer-Weiß-Weg16, 89077 Ulm. [email protected]

(Pressemitteilung: St. Elisabeth-Stiftung)