Spätzle für Shanghai: Diese hübsche Konstanzerin erklärt Chinesen das Ländle

Spätzle für Shanghai: Diese hübsche Konstanzerin erklärt Chinesen das Ländle
Melina versteht sich als Kulturbotschafterin. Besonders alltägliche Geschichten, zum Beispiel Themen wie Kinderbetreuung, Mülltrennung und die Beziehung zur eigenen Oma, kommen besonders gut bei ihren vier Millionen Followern an. (Bild: Privat)

Melina Weber (28) ist ein Star in China. Mit kurzen Videos versucht sie dem fernöstlichen Land deutsche Kultur näher zu bringen. Auf Chinesisch. Und das ist ein voller Erfolg!

Wenn man ihren Instagram-Account anschaut, denkt man sich nur neidvoll: „Boah, sieht die gut aus!“ Doch Melina hat mehr zu bieten als eine spitzen Figur und ein hübsches Gesicht. Sie spricht fließend Mandarin. Und das braucht sie auch, um ihre Videos in China verständlich rüber zu bringen. Da ist Englisch nämlich nicht so selbstverständlich erste Fremdsprache wie in Deutschland. Und mit Englisch stand Melina eh lange auf Kriegsfuß. Überhaupt mit Sprachen.

Kein geborenes Sprach-Talent

„In der Schule war ich unglaublich schlecht in Sprachen“, lacht sie. „Meine Eltern waren schon stolz, wenn ich eine vier im Deutsch-Diktat nach Hause gebracht habe. Und in Englisch lief es auch nicht viel besser.“ Doch genau diese „Nicht-Sprachbegabung“ sollte sich als Weiche für ihren Erfolg herausstellen. Denn Melina ist ehrgeizig. „Weil mein Englisch so schlecht war, bin ich mit 17 für ein Jahr nach Malaysia gegangen. Dort ist das Amtssprache. Das Land ist sicher und kulturell bunt gemischt. Das erste halbe Jahr war ich bei einer indischen Gastfamilie, das zweite Halbjahr bei einer chinesischen. Und das hat mein Interesse für die chinesische Kultur geweckt.“

Melina HAT nicht nur eine ansehnliche Mitte. Im REICH DER MITTE folgen über vier Millionen Chinesen ihren Videos zu Fitness- und Kulturthemen.
Melina HAT nicht nur eine ansehnliche Mitte. Im REICH DER MITTE folgen über 550.000 Chinesen ihren Videos zu Fitness- und Kulturthemen. (Bild: Privat)

Jeden Tag Chinesisch lernen

Nachdem das Englisch also halbwegs saß, bewarb sie sich für einen Praktikumsplatz in der Unternehmensberatung bei einem chinesischen Unternehmen. Den bekam sie auch. Allerdings hat Melinas Englisch nicht weit gereicht. Weil sie kaum jemand verstand, besuchte sie parallel einen Deutschkurs an der Uni. Jeden Morgen Chinesisch pauken, dazu Hausaufgaben, die sie um die Mittagszeit „zwei bis drei Stunden“ gefordert haben. Dafür braucht es Disziplin. Doch weil an der Uni so viele Ausländer im Chinesisch-Kurs saßen, unterhielt sie sich immer noch überwiegend auf Englisch. Melina wollte aber möglichst gut Chinesisch sprechen lernen. Also bewarb sie sich an einer Schauspielschule in dem Land. Dort reinzukommen ist auch für Einheimische extrem schwierig. Um überhaupt eine Chance zu haben, nahm Melina Kung-Fu- und Gesangsunterricht. Und es klappte!

Melina Weber nahm extra Kung-Fu-Unterricht um ihre Chancen zur Aufnahme an der Filmhochschule zu erhöhen.
Melina Weber nahm extra Kung-Fu-Unterricht um ihre Chancen zur Aufnahme an der Filmhochschule zu erhöhen. (Bild: Privat)

Kung-Fu- und Gesangsunterricht für die Filmhochschule

„An der Filmhochschule hatte ich ein Jahr lang Schauspielunterricht. Alle haben nur Chinesisch gesprochen. Das war für mich die beste Möglichkeit, die Sprache zu lernen.“ Bald wurden Filmproduzenten auf die hübsche Blondine aufmerksam. „Zwei, drei Produktionsfirmen haben mich angefragt. In China mögen sie unglaublich gern Stereotypen. Die blonde Deutsche, der rothaarige Ire…“. „Bei einem Treffen mit einem dieser Produzenten sagte der, dass ich erstmal mit Videos auf Social Media anfangen soll. Also startete ich mit meinen Videos auf der chinesischen Variante von TikTok. Angefangen habe ich mit Yoga- und Fitnessvideos, die aber kaum angeschaut wurden.“

Melinas Oma ist ebenfalls ein kleiner Star im Reich der Mitte

Ganz so schlecht fanden die Chinesen diesen Kanal wohl nicht. Doch erst seit Melina ihre Follower mit durchs Ländle nimmt, explodieren ihre Zahlen. Sie zeigt ihnen Sehenswürdigkeiten, besucht Biergärten oder hängt mit ihrer Oma Wäsche auf. Überhaupt sind alltägliche Tätigkeiten am beliebtesten bei ihren über eine halbe Millionen Followern auf EINER der chinesischen Social-Media-Plattformen, auf denen Melina unterwegs ist. „Je banaler, desto spannender, scheint der deutsche Alltag zu sein“, berichtet sie. „Die Chinesen interessieren sich besonders für unseren Umgang mit unseren Alten, mit Kindern, wie wir den Müll trennen… und natürlich auch was wir essen.“

Sobald wie möglich zurück nach China

Doch so gern die Konstanzerin zu Hause ist, so gern, würde sie wieder ins Reich der Mitte. „So bald die Pandemie vorbei ist, fliege ich wieder nach China!“ Melina will ihr Chinesisch weiter verbessern, ihre Social Media Kanäle ausbauen und vielleicht wirklich auch in die Schauspielerei einsteigen. Bei der Zahl an Fans, ihrem Aussehen und vor allem ihrem Ehrgeiz sollte einer glänzenden Karriere in China nichts im Wege stehen.

 Melina ist so begeistert von Land und Leuten, dass sie sobald wie möglich wieder nach China möchte.
Melina ist so begeistert von Land und Leuten, dass sie sobald wie möglich wieder nach China möchte. (Bild: Privat)

Kultur-Vermittlerin

Anders als ihre Größe bei der Partnersuche. Denn mit 1,72 Meter ist die deutsche Blondine ziemlich groß für asiatische Verhältnisse. Daraufhin angesprochen lacht sie: „Aktuell brauche ich überhaupt keinen Partner. Und in den nördlichen Provinzen gibt auch größere Männer. Aber dieses Thema geht sie vielleicht an, wenn sie ihren Bildungsauftrag weiter vorangetrieben hat. Denn darum geht es „China-Melina“. Zwischen zwei Welten, zwischen verschiedenen Kulturen zu vermitteln. Und das scheint heute wichtiger denn je.