Freude heucheln oder offen kommunizieren? So gehen Sie richtig mit ungewollten Weihnachtsgeschenken um

Auch wenn es Weihnachtsmann oder Christkind gut gemeint haben: Nicht immer ist die Freude übers Geschenk riesig.
Auch wenn es Weihnachtsmann oder Christkind gut gemeint haben: Nicht immer ist die Freude übers Geschenk riesig. Bild: Philipp Nemenz / The Image Bank

Oh! Das ist aber ein schöner… ähm… Aschenbecher? Eine Vase? Deko-Objekt? Was tun, wenn man unterm Weihnachtsbaum eine Weihnachts-Überraschung bekommt, die einen zwar überrascht aber so gar nicht erfreut? Wir haben Antworten.

Viel zu große Wollsocken in fürchterlichen Farbkombinationen von der Oma, eine todschicke Krawatte von der Großtante, die selbst 2010 schon nicht mehr modern war, der superkreative Gutschein vom Drogeriemarkt oder ein Kochtopf für die Ehefrau – allesamt Geschenke, mit denen die Beschenkten meist wenig bis gar nichts anfangen können, sich aber, zumindest kurzfristig an Heiligabend, darüber augenscheinlich freuen müssen. Aber ist das wirklich so? MUSS man Freude vortäuschen?

Ein Geschenk, mit Liebe und Bedacht ausgesucht, kommt selten schlecht an. Aber was wenn doch?Bild: pixabay
Ein Geschenk, mit Liebe und Bedacht ausgesucht, kommt selten schlecht an. Aber was wenn doch?
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Freude aus emotionalen oder politischen Gründen heucheln?

Jeder, der schon einmal in einer solchen Situation war, stellt sich unweigerlich die Frage: Ist es moralisch tatsächlich vertretbar sich über überflüssige oder gar nutzlose Geschenke „aufrichtig“ zu freuen – auch wenn es natürlich nur zum Schein ist und lediglich dafür sorgen soll, Streit und schlechte Stimmung am wichtigsten Feiertag des Jahres zu vermeiden?

Um des lieben Friedens willens: Die Lüge als sozialer Schmierstoff

Hier gibt es grundsätzlich zwei Fraktionen. Wer Konfrontationen gerne aus dem Weg geht und für sich den Weg des geringsten Widerstandes als Ideallösung auserkoren hat, für den kann die unehrliche Freude über ein sinnloses Geschenk ein charmanter Weg sein, nicht vorhandenen Glücksgefühle auszudrücken, um dem Schenker somit nicht auf die Füße zu treten. Und mit großer Sicherheit führt dieser Weg auch dazu, dass an Weihnachten keine schlechte Stimmung aufkommt – zumindest nicht was die Geschenke betrifft. Und sich der Schwippschwager mit den Topflappen in Form eines Fußballtrikots oder die Großcousine mit ihrem Duftrosenbadesalz, in ihrer Geschenkauswahl durchaus bestärkt sehen. Aber was ist eigentlich die Folge einer geheuchelten Freude über ein semioptimales Weihnachtsgeschenk?

Bei so vielen Präsente ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass nicht alle bejubelt werden. Müssen sie auch nicht. Oder?Bild: pixabay
Bei so vielen Präsente ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass nicht alle bejubelt werden. Müssen sie auch nicht. Oder?
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Vorsicht Falle: Vortäuschen fördert (schlechte) Wiederholungen

Einerseits natürlich ein absolut glücklicher Schenker, der mit seiner „kreativen“ Geschenkauswahl scheinbar wieder einmal voll ins Schwarze getroffen hat. Was im nächsten Jahr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch dazu führen wird, dass ein Geschenk ähnlicher Güteklasse unter dem Weihnachtsbaum liegen wird – und der bereits erwähnte Schwippschwager voller Freude auf die Bescherung warten wird. Mit dieser Variante ist der Schenker extrem zufrieden und glücklich. Der Beschenkte hingegen ist genervt und die Flohmarktkiste freut sich über weiteren Zuwachs.

Der Ton macht die Musik: Hinweise freundlich verpacken

Wenn jemand jedoch offen und ehrlich mit seinen Mitmenschen umgeht und auch eine unangenehme Konfrontation nicht per se scheut, dann darf ein Beschenkter auch gerne seine persönliche Meinung zu einem Geschenk kundtun. Und bitte an dieser Stelle nicht direkt einen griesgrämigen Grinch vor Augen haben, der seine Mitmenschen kränken möchte – sachliche Kritik muss nicht zwangsläufig verletzend oder herabwürdigend sein. Natürlich ist es nicht einfach, eine Person, für die man zu allem Überfluss womöglich auch nicht allzu viel Sympathie übrighat und nur zwei- bis dreimal im Jahr sieht, auf ein eher schlechtes Weihnachtsgeschenk hinzuweisen. Jedoch kann ein kleiner sachlicher Hinweis durchaus dazu führen, ein Schenkverhalten möglicherweise nachhaltig zu verändern. Denn in den allermeisten Fällen muss davon ausgegangen werden, dass sich ein durchschnittlicher Schenker nicht zum diabolischen Ziel auserkoren hat, den Beschenkten unglücklich zu machen. Auch wenn es natürlich, gerade was beispielsweise die böse Schiegermama betrifft, bestimmt auch beabsichtigte „Horrorgeschenke“ gibt.

Okay. Bei der Mimik sind keine größeren Erklärungen mehr nötig.Bild: iStock / Getty Images
Okay. Bei der Mimik sind keine größeren Erklärungen mehr nötig.
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Mit Ehrlichkeit Schenkverhalten nachhaltig verändern

Aber in unserem Fall gehen wir einfach davon aus, dass der Schenker nichts falsch machen möchte und einfach kein gutes Gespür für angemessene Geschenke hat. Bringt es solch einer Person perspektivisch nicht mehr, sie höflich oder humorvoll auf den vermeintlichen Fehlkauf hinzuweisen? Nur so besteht doch die reelle Chance, dass diese Person ihr Schenkverhalten nachhaltig verändern und verbessern kann. Aber natürlich hängt dies auch stets mit dem Gemüt des zu kritisierenden Schenkers zusammen und zusätzlich damit, wie die Kritik geäußert werden kann. Nur wenn sowohl Sender als auch Empfänger der Nachricht, an dieser Stelle sei an das 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun verwiesen, in irgendeiner Form harmonieren und sich auch gegenseitig respektieren und wertschätzen, kann das Weihnachtsfest anschließend immer noch besinnlich und friedlich gefeiert werden. Andernfalls wird es zu einem Streit und schlechter Stimmung führen – was übriges in vielen deutschen Haushalten der Fall ist. Auch wenn dies nicht zwangsläufig an den Geschenken liegen muss. Vielmehr ist es oftmals das vermehrte Aufeinandertreffen der gesamten Familie in zu kurzer Zeit.

Kinder gehen in der Regel recht offensiv mit Enttäuschungen um. Da weiß man direkt Bescheid.Bild: iStock / Getty Images
Kinder gehen in der Regel recht offensiv mit Enttäuschungen um. Da weiß man direkt Bescheid.
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Fürs nächste Jahr: Gute Kommunikation im Vorfeld

So muss schlussendlich jeder selbst wissen, wie viele Wollsocken seine Schublade noch ertragen kann oder wie dünnhäutig die schenkende Person ist. Da Ehrlichkeit aber grundsätzlich am längsten wehrt, sollte irgendwann einmal die Wahrheit ans Licht kommen. Eine gute Möglichkeit ist übrigens auch, dies bereits lange vor dem Weihnachtsfest zu tun. Hier kann gerne schon einmal eine beiläufige Bemerkung, natürlich im Beisein des potenziellen Schenkers, diesen auf die richtige Fährte führen – oder zumindest von der falschen Fährte wegführen. Und für alle die sich dann doch nicht trauen sollten gibt es ja immer noch die Möglichkeit, das Geschenk im nächsten Jahr weiter zu verschenken. Aber aufgepasst: Möglicherweise treffen Sie selbst dann auf einen ehrlichen Beschenkten und werden dann mit leichter Kritik umgehen müssen.