Schwalben sammeln sich für die lange Reise nach Afrika

Schwalben sammeln sich für die lange Reise nach Afrika
Rauchschwalben: Die Bestände gehen seit Jahren deutlich zurück. Neben dem Nahrungsmangel durch das Insektensterben macht ihnen auch die Wohnungsnot zu schaffen. (Bild: NABU/Frank Derer)

Jetzt ist die Zeit, in der sich bei uns die Schwalben reisefertig machen. Unzählige Mehlschwalben sammeln sich aktuell lautstark auf Stromleitungen und alten Hausantennen. Für uns sieht das nach unglaublich vielen Tieren aus, der NABU erkennt aber einen dramatischen Rückgang bei den Schwalben.

Es gibt Mehlschwalben, Rauchschwalben und Uferschwalben. Rauchschwalben haben eine rostrote Stirn und Kehle, eine beigeweiße Unterseite und eine blauschwarze Oberseite. Mehlschwalben sind unten weiß und oberseits blauschwarz gefärbt. Die Uferschwalbe ist die kleinste europäische Schwalbenart. Ihr Gefieder ist oberseits braun gefärbt, die Körperunterseite ist weiß/braun.  

Schwalben sind Glücksboten

Schwalben finden immer seltener geeignete Nistmöglichkeiten und auch das Nahrungsangebot wird knapper. Die Lebensbedingungen für unsere Sommerboten haben sich drastisch verschlechtert. Laut dem NABU zählen Sanierungsmaßnahmen, intensive Landwirtschaft und weniger fliegende Insekten zu den Gründen.

Wer kennt nicht das bekannte Sprichwort: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“. Auf dem Land galten sie von jeher als Glücksboten, die das Haus vor Blitz und Feuer sowie die Tiere im Stall vor Krankheiten bewahrten. Heute werden hochmoderne Viehställe und Scheunen hochgezogen und meist verschlossen. Das heißt für die Schwalben, dass sie fast keine Einflugsmöglichkeiten mehr finden. Durch Monokulturen und den Rückgang der Weidewirtschaft finden sie zudem immer weniger fliegende Insekten. Die bilden aber die Nahrungsgrundlage.

Wer ein Schwalbennest entfernt, dem droht ein saftiges Bußgeld

Für die Nester verwenden die Rauch- und Mehlschwalben lehmige Erde, die sie in Pfützen sammeln und mit Speichel zu einer festen Masse verkleben. „Für ein neues Nest verwenden Schwalben zwischen 700 und 1.500 Lehmkügelchen“ so NABU-Schwalbenexperte Rudi Apel. Daher werden die alten Nester oft nur ausgebessert. Hausbesitzer und Mieter fühlen sich durch die tierischen Bewohner, vor allem wenn die Jungtiere da sind, gestört. Auch die Verschmutzung durch den Kot ist nicht unbedingt ansehnlich.

Kotbretter unter den Nestern von Mehlschwalben.
Kotbretter unter den Nestern von Mehlschwalben. (Bild: NABU Bremen/Karsten Peterlein)

Schwalben sind brutplatztreu und Paare kehren in der Regel zu ihrem alten Nest zurück. Wenn ein Partner den Zugweg nicht überlebt hat, finden sich am Brutplatz neue Paare.

Wer jetzt denkt, dass er solche Nester einfach entfernen kann, liegt falsch. Schwalbennester sind durch das Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig geschützt. Wer ein Schwalbennest entfernt, kann mit einem kräftigen Bußgeld bestraft werden. Verboten ist auch, die unliebsamen Bewohner einfach umzusiedeln.

NABU-Tipp: Damit die Hausfassade und Gehwege nicht durch Kot verschmutzt werden, fängt ein mindestens 70 Zentimeter unterhalb der Nester angebrachtes Kotbrett diesen auf. Es wird jährlich gereinigt. Ein Schwalbenkasten an der Hauswand oder ein Schwalbenhotel im Garten sind eine willkommene Hilfe für die gefiederten Insektenjäger. Nisthilfen fürs nächste Jahr können jetzt schon montiert werden.

Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“

Der NABU hat die Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ ins Leben gerufen. In ganz Deutschland werden Menschen, die Schwalbennester an oder in ihren Gebäuden erhalten, mit einer Plakette und einer Urkunde gewürdigt.

Das Online-Bewerbungsformular und nähere Infos gibt es beim zuständigen NABU-Landesverband oder bei der NABU-Koordinationsstelle Schwalbenfreundliches Haus. Allein in Baden-Württemberg hat der NABU seit 2017 rund 2.500 engagierte Vogelfreunde ausgezeichnet. Im laufenden Jahr sind 175 neu hinzugekommen. 

Dieses Jahr später dran

Eine der Bauernregel sagt: „An Mariä Geburt (8. September) fliegen die Schwalben furt“. Tatsächlich machen sich die Schwalben – je nach Art und Jahr – ab Ende August reisefertig. Bis Ende September sammeln sie sich im Süden Deutschlands, um dann die rund 4.000 Kilometer lange Reise Richtung Afrika anzutreten.

Zuvor ist aber noch einiges angesagt. Das Gefieder muss ausgiebig geputzt und die Energiereserven müssen gefüllt werden. Das heißt, dass Schwalben jetzt den ganzen Tag über Insekten fangen. NABU: Rauchschwalben sind mit der Brut meist früher fertig, bleiben jedoch etwas länger bei uns. Der Großteil von ihnen zieht zwischen Mitte September und Mitte Oktober in den Süden.

Hungrige Rauchschwalbenjunge warten sehnsüchtig auf die anfliegenden Eltern.
Hungrige Rauchschwalbenjunge warten sehnsüchtig auf die anfliegenden Eltern. (Bild: NABU/Leo/fokus-natur.de)

Schwalben sind übrigens auch gute Wetterboten. Da bei tiefem Luftdruck fliegen Insekten sehr niedrig über dem Erdboden kreisen, jagen die Schwalben ihnen zu Nahrungszwecken nach. Tiefer Luftdruck wird mit schlechter werdendem Wetter verbunden, daher stimmt die Bauernregel „Schwalben tief im Fluge – Gewitter kommt zum Zuge“.

Schwalbenbestände

In Baden-Württemberg lebten zwischen 2005 und 2011 noch geschätzte 35.000 bis 50.000 Rauchschwalben- und 45.000 bis 65.000 Mehlschwalbenpaare. Von 2012 bis 2016 waren es nur noch 28.000 bis 40.000 Rauchschwalben- und 38.000 bis 58.000 Mehlschwalbenpaare – ein Rückgang bei beiden Arten von über 20 Prozent (Quelle: www.ogw.de). Von der Uferschwalbe gibt es im Südwesten nur noch etwa 3.000 bis 5.000 Paare. Noch viel seltener ist die Felsenschwalbe mit etwa 30 Paaren.

(Quelle: NABU)