Schulhunde: Aushilfslehrer auf vier Pfoten

Schulhunde: Aushilfslehrer auf vier Pfoten
Schulhund Filou im Biologieunterricht. Zum heutigen Thema hat er ein Wuff mitzureden. (Bild: privat)

Die Schule am Schlosspark in Aulendorf hat etwas Besonderes. Sie hat nicht nur einen lässigen Rektor, sondern auch zwei Hilfspädagogen mit kuscheligem Fell, die der ganzen Klasse guttun: Die Schulhunde Filou und Fräulein Kiesel.

Immer mehr Schulen in Deutschland haben einen vierbeinigen Co-Pädagogen. Die Hunde begleiten Frauchen oder Herrchen als Lehrerinnen oder Lehrer zur Arbeit und wirken durch ihre Anwesenheit im Unterricht äußerst positiv auf das Klassenklima. Die Vierbeiner brauchen keine spezielle Ausbildung, sie müssen gut erzogen, artig, gesund und Familienhunde sein. Die Erlaubnis dazu erteilt der Schulleiter, denn der hat das Hausrecht in der Schule.

Hunde in der Schule am Schlosspark in Aulendorf

Theresa Franke unterrichtet Biologie an der Schule am Schlosspark. Während ihres Referendariats ist sie mit Schulhunden in Berührung gekommen und war von dem Ergebnis und die Wirkung auf die Schüler angetan. Seit dem Schuljahr 2019 bringt sie ihren sechs Jahre alten Filou, einen Australian Shepherd-Labrador Mischling, regelmäßig zum Unterricht mit.

Filou vor seinem Arbeitsplatz. Der Schulhund fungiert als pädagogische Hilfskraft in der Schule am Schlosspark in Aulendorf.
Filou vor seinem Arbeitsplatz. Der Schulhund fungiert als pädagogische Hilfskraft in der Schule am Schlosspark in Aulendorf.
(Bild: Theresa Franke)

Streicheln, Schulbrote, Tierhaar-Allergien: Diese Regeln gelten

„Vor dem Einsatz für die tierische Unterstützung haben wir natürlich ein Schreiben an die Eltern rausgegeben und uns bei den Kindern erkundigt, ob sie Angst vor Hunden oder Tierhaarallergien haben. Am Anfang stand ein behutsames Kennenlernen, dazu kamen ganz klare Regeln im Umgang mit dem Hund. Wenn Filou im Raum ist, wird nicht rumgesprungen, man verhält sich ruhig, Streicheleinheiten sind nur erlaubt, wenn er von selbst zu einem Kind kommt, er darf nicht geärgert werden, Schultaschen müssen geschlossen sein und Essbares sollte nicht auf dem Boden rumliegen…“

Das sind die Vorteile der tierischen Pädagogen

Ein Hund im Unterricht motiviert, fördert die Sozialkompetenz und Empathiefähigkeit der Schüler und trägt zu einer positiven Lernatmosphäre bei. Die Schüler übernehmen im Umgang mit ihm auch Verantwortung. Schulhunde vermitteln auch Anerkennung, Sicherheit und Geborgenheit. Oft erkennen sie Außenseiter und wenden sich ihnen besonders zu.

Sind die Schüler konzentriert im Unterricht, kann der Vierbeiner chillen.
Sind die Schüler konzentriert im Unterricht, kann der Vierbeiner chillen.
(Bild: privat)

„Die Kinder in der Schule am Schlosspark, das sind hauptsächlich Fünftklässler im Alter zwischen 10 und 11 Jahren, halten sich mehr an Regeln, gehen durch den Hund behutsamer mit ihren Mitschülern um und sind konzentrierter,“ weiß Franke aus Erfahrung.

Hund bereit zum Dienst: Das braucht es an „Schulhund-Tagen“

Zum Anfang einer Stunde tritt erst mal der `Hundedienst` in Aktion. Dafür gibt es einen Plan mit rotierendem System. Bevor der Schulhund kommt, was nur an manchen Tagen zu bestimmten Stunden ist, muss zuvor von zwei Schülern das Klassenzimmer aufgeräumt sein, der Trinknapf mit frischem Wasser gefüllt und das grüne Schild `Filou ist im Einsatz` an die Klassenzimmertür gehängt werden. Filou selbst ist mit einem Halstuch gekennzeichnet. Das ist sein Schulausweis und zeigt, dass er gerade im Dienst ist.

Wenn dieses Schild an der Tür hängt, ist der vierbeinige Hilfspädagoge im Einsatz.
Wenn dieses Schild an der Tür hängt, ist der vierbeinige Hilfspädagoge im Einsatz.
(Bild: Daniela Leberer)

Dann ist es endlich so weit. Filou kommt schwanzwedelnd ins Klassenzimmer und freut sich genauso wie die Kinder auf das Wiedersehen. Gerne lässt er sich dabei streicheln. Wenn der Unterricht beginnt und die Schüler konzentriert arbeiten, liegt Filou meistens auf seiner Decke in einer Ecke und schläft ruhig. „Es kann natürlich schon sein, dass er mal eine Runde durch die Reihen dreht oder an einem Schulranzen nach Essbarem schnuppert. Aber dafür gibt es eben die Regeln, denn es bleibt ja ein Unterricht und soll keine Spaßveranstaltung sein. Die Kinderhand streichelt kurz über das Fell, aber die Konzentration liegt auf dem Lehrer.“

Begeisterte Schulleitung

Ein Highlight ist das Zurückführen des Hundes ins Lehrerzimmer. „Das wird unter den Kindern aufgeteilt. Jeweils zwei Schüler begleiten Filou an der Leine, stolz wie Bolle, durch das Schulgebäude. Das funktioniert immer problemlos und wie am Schnürchen,“ so Theresa Franke.

Rektor Christof Lang hat noch keine Minute bereut, dass er die Teilnahme von Schulhunden erlaubt hat. „Erst neulich habe ich im Biologieunterricht der Fünfer nachgeschaut. Es war erstaunlich, wie die Schüler hochmotiviert mitmachten. Der Lehrer hat es einfacher, weil eine viel ruhigere Atmosphäre herrscht. Eigentlich sollte in jedem Unterricht ein Vierbeiner anwesend sein. Vielleicht lag es aber zusätzlich auch an meiner Anwesenheit,“ so der Rektor mit einem Schmunzeln.

Schulhunde bereichern den Unterricht: v.li. Dunja Welzel, Rektor Christof Lang und Theresa Franke.
Schulhunde bereichern den Unterricht: v.li. Dunja Welzel, Rektor Christof Lang und Theresa Franke.
(Bild: Daniela Leberer)

Vierbeinige Fräulein Kiesel unterstützt

Filou hat seit einiger Zeit eine vierbeinige Kollegin bekommen. Lehrerin Dunja Welzel bringt ebenfalls für einige Unterrichtsstunden ihren zweieinhalbjährigen Zwergpudel Fräulein Kiesel mit in die Schule. „Hunde haben eine entspannende Wirkung auf die Schüler, die Angst vor Misserfolg schwindet, sie verbreiten eine positive Stimmung in der Klasse und bei Elternabenden bekommen wir immer ein gutes Feedback. Die Kinder lieben unsere Hunde auch deshalb, weil sie unbewusst klare Grenzen setzen. Ist der Hund läufig oder mal nicht dabei, ist die Enttäuschung in der ganzen Klasse groß,“ so Welzel.

Ein Vorlesehund mit ganz besonderen Effekten auf unsichere Kinder

Fräulein Kiesel kommt auch als Vorlesehund zum Einsatz. „Kinder, die eine kleine Leseschwäche oder Angst haben, vor der ganzen Klasse vorzulesen, nehme ich mit in einen extra Raum. Hier können sie dann dem Hund vorlesen. Er hört zu, nimmt das Kind so an, wie es ist und kritisiert nicht. Die Kinder verbessern sich dadurch automatisch und steigern ihr Selbstbewusstsein.“

Manchmal werden die Pädagoginnen auch gefragt, was denn so ein Schulhund macht: „Er ist da, das reicht. Ein Lebewesen im Raum hilft allen beim Runterkommen.“