Ratgeber Schnee & Glatteis: sicher Autofahren im Winter

Schnee verunsichert viele Autofahrer. Oft grundlos, wenn man ein paar Tipps zum sicheren Fahren im Winter beachtet.
Schnee verunsichert viele Autofahrer. Oft grundlos, wenn man ein paar Tipps zum sicheren Fahren im Winter beachtet. Bild: pixabay

Schnee kann herrlich sein: Hübsche Landschaften, kein Heuschnupfen, Schlitten fahren… Doch für Autofahrer kann die weiße Pracht auch zur Herausforderung werden. Eingefrorene Türen, vereiste Scheiben, gefährliches Eis. Wie man auch bei schwierigen Wetterverhältnissen sicher ans Ziel kommt, verraten wir hier.

Bei Minusgraden im zweistelligen Bereich und Glätte traf uns der Winter mit voller Breitseite. In Folge von Blitzeis, überfrierender Nässe und weiteren unangenehmen Wettererscheinungen für Autofahrer häuften sich die Unfälle in unserer Region. Zeitweise kamen Winterdienst und Abschleppfahrzeuge kaum hinterher. Damit es bei Ihnen NICHT glatt läuft, haben wir einige Hinweise zum sicheren Fahren.

Vorbereitung ist alles: Darauf muss man vor der Fahrt achten

Was viele nicht auf dem Schirm haben, ist die Wahl der Schuhe. Die sollten im Idealfall trocken und sauber sein, um das Ausrutschen auf den Pedalen zu verhindern. Außerdem ist es unerlässlich, Profiltiefe und Luftdruck der (Winter-)Reifen rechtzeitig zu kontrollieren und den Witterungsverhältnissen anzupassen. Es ist wichtig, dass die Vorschriften für das Fahren mit Winter-, bzw. Ganzjahresreifen oder mit Schneeketten eingehalten werden. In Deutschland besteht eine situationelle Winterreifenpflicht – dazu zählt Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte. Wer sich nicht an die Pflicht hält, muss mit Bußgeldern ab 60 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Wenn durch das eigene Handeln andere Leute eingeschränkt werden, drohen sogar 80 Euro Strafe.

Schneeketten am Rad sorgen für besseren Grip auf verschneiten oder vereisten Straßen.
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Fabrikneue Reifen haben ein Profil von 8 mm. Ist der Reifen bis auf 1,6 mm (Mindestprofiltiefe), abgefahren, muss er ausgetauscht werden. Das sichere Fahren bei Nässe und Schnee hängt sehr von der Profiltiefe, dem Profildesign und der Gummimischung der Lauffläche der Reifen ab. Auf nassen oder mit Schnee bedeckten Straßen kann die Bremsleistung mit geringer werdender Profiltiefe schnell nachlassen und ein hohes Aquaplaning-Risiko bahnt sich an.

Dach und Windschutzscheibe schnee- und eisfrei halten

Die Schneeschicht vom Wagendach sollte immer entfernt werden. Bei einem plötzlichen Bremsmanöver kann der Schnee auf die Windschutzscheibe rutschen und so die Sicht versperren. Oder er fällt in die andere Richtung und behindert die Sicht des nachfolgenden Fahrers. Und wenn wir schon beim Thema Sicht und Windschutzscheibe sind:

  • Checken Sie, ob die Scheibenwaschanlage aufgefüllt ist und genug Frostschutzmittel enthält.
  • Die Wischerblätter müssen sauber und gut erhalten sein. Während man die Windschutzscheibe reinigt, sollten die Wischerblätter nach oben geklappt sein.
Frostschutzmittel und saubere Wischblätter sind besonders im Winter wichtig.
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Snacks, Socken, Sand: Notfallausrüstung für längere Strecken

Auch eine geeignete Winterausrüstung (warme Decken, Snacks, Eiskratzer und Sand gegen Glätte) dürfen auf einer längeren Fahrt nicht fehlen. Bei einem Ausflug in die Berge, oder wollen Sie Ihren Weihnachtsbaum selbst in einem Wald schlagen und anschließend nach Hause transportieren, zählen dazu auch Schneeketten oder Schneesocken – oder ein einfaches Stück Teppich bzw. eine Matte dazu. Damit verleiht man den Antriebsrädern besseren Grip, falls man sich mal festfährt. Schnee und Eis müssen immer von allen Scheiben, Spiegeln, Scheinwerfern und Leuchten entfernt werden.

Auto frei kratzen: So geht’s richtig

Ein Eiskratzer aus Hartplastik (aufgrund Kratzer auf keinen Fall aus Metall) ist zu empfehlen. Im Auto die Heizung aufzudrehen und die heiße Luft direkt auf die Scheibe zu richten, ist zwar gängige Praxis aber nicht wirklich von Vorteil. Wegen des Temperaturunterschiedes kann es passieren, dass das Glas springt. Genau deshalb sollte man auch Abstand von heißem Wasser nehmen.

Der Eiskratzer ist ein wichtiges Werkzeug, um seine Autoscheibe im Winter frei von Eis und Schnee zu bekommen. Auch wenn das Unterfangen Zeit in Anspruch nehmen kann... Bild: iStock / getty images
Der Eiskratzer ist ein wichtiges Werkzeug, um seine Autoscheibe im Winter frei von Eis und Schnee zu bekommen. Auch wenn das Unterfangen Zeit in Anspruch nehmen kann… Bild: iStock / Getty Images

Kein Eiskratzer zur Hand? Das funktioniert auch:

  • An Tankstellen, bei Autofachhändlern, oder im Supermarkt gibt es im Winter Entfroster-Spray. Damit kann man sein Auto schnell enteisen.
  • Mit einer Folie über der Scheibe kann das Zufrieren ebenfalls oft verhindert werden. Untauglich dagegen ist Pappe, weil sie durchweicht und festfriert.

Sicher fahren auf verschneiter und vereister Straße

Beim Fahren gelten auch einige wichtige Punkte die zu beachten sind.

  • Vermeiden Sie plötzliche und ruckartige Lenkbewegungen. Sonst droht Rutschgefahr.
  • Halten Sie einen großen Sicherheitsabstand zum Vorausfahrenden. So haben Sie genügend Zeit zum Bremsen oder Ausweichen. Ein ganzer Tacho gilt als Faustregel, also z.B. 80 m bei 80 km/h. Selbst der idealste Winterreifen benötigt auf verschneiter Fahrbahn einen viel längeren Bremsweg.
  • Niedrigere Drehzahl mit höheren Gängen nutzen.
  • Tagfahrlicht einschalten und bei extremen Sichteinschränkungen ist es Pflicht, das Abblendlicht einzuschalten, für bessere Erkennung bei Schneefall.
  • Angemessene Geschwindigkeit auf nasser und verschneiter Fahrbahn.
  • Beachten, dass die Räder nicht durchdrehen, da sonst Festfahr-Gefahr besteht. Am besten bei niedriger Drehzahl nur leicht beschleunigen und so früh wie möglich in einen höheren Gang wechseln. Ein Anfahren im zweiten Gang kann ein Durchdrehen der Räder zum Beispiel verhindern.
  • Jedes Fahrmanöver sollte behutsam und langsam angegangen werden. Das betrifft das Bremsen sowie das Lenken als auch das Beschleunigen und das Schalten.
  • Bei nicht geräumter Straße fahren Sie besser im frischen Schnee statt in der Spur der Vorausfahrenden. Der Schnee in der Fahrspur verdichtet sich schnell zu Eis und ist deshalb rutschiger.
  • Wenn man mal ins Schleudern gerät: Kupplung treten und behutsam gegenlenken. Sollte das Heck nach rechts ausbrechen, steuert man zum Beispiel nach rechts. Mit beiden Händen am Lenkrad dem Impuls, auf die Bremse treten zu wollen, widerstehen.
Licht an, angemessene Geschwindigkeit, hohe Gänge... Es gibt viel zu beachten, beim Autofahren im Winter.Bild: iStock / Getty Images
Licht an, angemessene Geschwindigkeit, hohe Gänge… Es gibt viel zu beachten, beim Autofahren im Winter.
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Richtig Bremsen bei Schnee und Eisglätte

Der Bremsweg kann auf einer glatten Fahrbahn unter Umständen bis zu fünf Mal so lang wie auf dem trockenen Asphalt sein. Will man herausfinden, wie glatt die Straße tatsächlich ist, kann man (natürlich nur auf freier Strecke und wenn keine Gefahr für andere besteht) vorsichtig eine Bremsprobe machen um ein Gefühl für die Straßensituation und den Bremsweg zu bekommen. Ist man unterwegs und kommt leicht ins Rutschen, spricht der TÜV Süd eine klare Empfehlung aus: Fahrt verzögern, indem man neben der Bremse zusätzlich die Motorbremse bedient. Schon ins Schlittern geraten? Entsprechend stehen zwei unterschiedliche, je nach Fahrzeugtyp abhängige Vorgehensweisen parat.

So geht man OHNE ABS (Anti-Blockier-System) beim Rutschen vor:

Auf die Kupplung treten, währenddessen immer wieder kurz die Bremse lösen und erneut betätigen. Hierbei bleibt die Lenkfähigkeit, im Gegensatz zu Autos mit einem ABS, nicht voll erhalten. In Kurven oder beim Ausbrechen des Fahrzeugs sollte man schnell von der Bremse gehen, in die gewünschte Fahrtrichtung lenken und dann wiederholt bremsen.

So geht man MIT ABS beim Rutschen vor:

Der ADAC empfiehlt für Fahrzeuge mit ABS, zur selben Zeit zu bremsen und zu lenken – währenddessen muss die Bremse immer voll durchgetreten werden. Nur so kann das ABS die maximale Wirkung entfalten. Wenn dadurch ein „Rattern“ am Pedal entsteht, sollte man sich davon nicht beirren lassen. Dies sagt nur aus, dass das ABS mindestens an einem Rad greift. Bei Glätte kann das Pulsieren am Pedal auch bei einer normalen Fahrweise aufkommen. Dann muss die Fahrgeschwindigkeit den winterlichen Gegebenheiten angepasst werden.

Achtung Rutschgefahr: Kommt man auf glatter Straße ins Schlingern, gilt es, einige Verhaltensregeln zu beachten.Bild: iStock / Getty Images
Achtung Rutschgefahr: Kommt man auf glatter Straße ins Schlingern, gilt es, einige Verhaltensregeln zu beachten.
Bild: iStock / Getty Images

Unfall auf eisglatter Straße: Wann zahlt die Versicherung?

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, kracht es bei schwierigen Wetterverhältnissen regelmäßig. In der Regel zahlt die Kfz-Haftpflichtversicherung des Verantwortlichen den Schaden der Unfallopfer. Selbst wenn dieser mit Sommerreifen unterwegs war. Meist bekommen Vollkaskoversicherte sogar den Schaden am eigenen Auto bezahlt, es sei denn, sie hätten schon vor der Fahrt erkennen können, dass Sommerreifen bei den Straßenbedingungen ungeeignet sind. Sollte es darüber hinaus wegen den falschen Reifen zu einem Unfall kommen, kann vom Anbieter die Vollkasko-Leistung gekürzt werden.

Fahren Sie vorsichtig, damit es gar nicht erst zu einem Versicherungsfall kommt. Wir wünschen gute und sichere Fahrt!