Schlossjuwel und Gartenrausch: Grüne Fürsten am Bodensee

Mainau-Geschäftsführer Bettina Gräfin Bernadotte und Björn Graf Bernadotte in der Orchideenschau im Palmenhaus.
Mainau-Geschäftsführer Bettina Gräfin Bernadotte und Björn Graf Bernadotte in der Orchideenschau im Palmenhaus. (Bild: Insel Mainau/Chris Danneffel)

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Das Jahr 2023 steht am westlichen Bodensee ganz im Zeichen der „Grünen Fürsten“ und auf der Mainau betritt Fürst Nikolaus II. Esterházy unter dem Motto „Schlossjuwel und Gartenrausch“ die Bühne des Parks und der Gärten.

Der österreichisch-ungarische Fürst prägte ab 1827 in seiner Zeit als Schloss- und Parkeigentümer mit seinem Gestaltungswillen nicht nur die Mainau, sondern zusammen mit Prinz Louis Napoléon, dem späteren französischen Kaiser, die Region des westlichen Bodensees. Eine Ausstellung auf Schloss Mainau und Installationen im Mainaupark zeichnen die Spuren, die die Grünen Fürsten auf der Insel und am See hinterlassen haben, nach und machen ihren schillernden Lebensstil und ihr Wirken erlebbar.

Mit Nikolaus II. Esterházy wird die Mainau eine faszinierende Persönlichkeit in den Vordergrund stellen, deren Name im Zusammenhang mit der bekannten Blumeninsel im Bodensee bisher oft nur am Rande erwähnt worden ist. Dabei hat Esterházy das heutige Gesicht des Mainauparks in Teilen nachhaltig beeinflusst, wie auch ein historischer Inselplan aus dem Jahr 1830 belegt, der im Archiv der Esterházy Privatstiftung zu finden ist. So sind einige landschaftsgärtnerische Elemente sowie nicht zuletzt die eine oder andere Pflanze auch heute noch eindrucksvolle Zeugen von Esterházys Gestaltungsfreude.

Als Förderer und Liebhaber der schönen Künste scharte der österreichisch-ungarische Fürst auch in seiner Zeit auf der Mainau viele namhafte und schillernde Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Kunst, Kultur und Wissenschaft um sich. Zusammen mit seinem guten Freund Prinz Louis Napoléon, der damals auf dem nahe gelegenen Arenenberg in der Schweiz residierte, sorgte er so dafür, dass der westliche Bodensee zum Anziehungspunkt für die kulturelle Elite und allerlei innovative Denker wurde. Ein Austausch besonders auch zu botanischen Themen entstand mit ganz Europa, womit einer der Grundsteine für den heutigen Gartentourismus am Bodensee gelegt war.

Grüne Fürsten am Bodensee

Die Insel Mainau nimmt nun gemeinsam mit dem Napoleonmuseum Arenenberg und weiteren Partnern den 190. Todestag von Nikolaus II. Esterházy sowie den 150. Todestag des späteren französischen Kaisers Napoléon III. zum Anlass, sich in einem grenzübergreifenden Ausstellungsprojekt den „Grünen Fürsten am Bodensee“ zu widmen. Der Fokus wird hierbei jeweils auf den Park- und Kulturinitiativen dieser beiden Persönlichkeiten liegen: Während das Napoleonmuseum in seiner Ausstellung „Die Gärten Kaiser Napoléons III.“ die von ihm auf dem Arenenberg und später in Paris gestalteten Parks wieder aufblühen lässt, lädt die Blumeninsel ihre Gäste dazu ein, unter dem Motto „Il Magnifico – Fürst Nikolaus II. Esterházy empfängt im Schloss“ in die schillernde Welt des Grünen Fürsten einzutauchen.

So werden die Mainaubesucher ab Mai an unterschiedlichsten Orten in Park und Gärten dem Grünen Fürst und seinen Zeitgenossen in Form von Silhouetten aus Holz begegnen: Sie gewähren spannende Einblicke in die Vergangenheit, indem sie von ihrem Alltag und ihren Erlebnissen berichten und so auf unterhaltsame Weise ihre ganz eigene Perspektive auf ihre Epoche und die kulturellen Veränderungen jener Zeit am westlichen Bodensee beitragen.

Der Grüne Fürst höchstpersönlich wird sich die Ehre geben und die Mainaugäste am Inseleingang sowie am Hafen begrüßen, lässt es sich jedoch auch nicht nehmen, beim Turmstumpf der alten Wehranlage von seinen Ideen für die damalige Parkgestaltung zu berichten oder mit seiner Geliebten Marie-Louise Plaideux durch den Ufergarten zu flanieren. Auch sein Freund Louis Napoléon und dessen Mutter Königin Hortense werden Teil der Installationen im Mainaupark sein, die beispielsweise auch durch eine Ausstellung historischer, auf Kaiserin Josephine zurückgehende oder von ihr inspirierte Rosensorten in Kübeln sowie eine Beetgestaltung nach historischem Vorbild ergänzt werden.

Neben Esterházys Gartengestalter Charles de Moreau gesellen sich zu dieser illustren Runde auch bekannte Persönlichkeiten wie Markgraf Wilhelm von Baden, Gustav Schwab oder Fürst Esterházys Sohn Nikolaus von Mainau und seine Frau Baronin Betty von Mumb. Die eine oder andere dieser Figuren wird im Rahmen der gärtenübergreifenden Ausstellungskooperation zudem auch an anderen Orten wie zum Beispiel dem Arenenberg, Schloss Salem oder St. Katharina anzutreffen sein und so sowohl die jeweiligen Ausstellungen miteinander verbinden als auch gleichzeitig den bedeutenden Wirkkreis der Grünen Fürsten verdeutlichen.

Auf der Blumeninsel nehmen darüber hinaus ein Bücherschrank, von Esterházys und Napoléons Musentempel, dem „Egger Schlössle“, inspiriert, sowie Kirchenmusikklänge in der Schlosskapelle St. Marien, unter anderem aus der Feder Joseph Haydns, Esterházys Zeitgenosse und dessen Hofkapellmeister, die Gäste mit auf eine literarische bzw. musikalische Reise in die Vergangenheit.

Auch digital wird die Ära der Grünen Fürsten erlebbar gemacht: Mithilfe einer Web-App und Augmented Reality (AR) erhalten die Mainaugäste zum einen Gelegenheit für ausgefallene Fotomotive vor historischer Kulisse, zum anderen auch die Möglichkeit, vertiefende Einblicke in die Geschichte und die Mainau-Parkentwicklung zu erhalten, beispielsweise durch Berichte von Fürst Esterházy oder dem von ihm einst gepflanzten, mittlerweile über 190 Jahre alten Tulpenbaum.

Digitale wie auch analoge Zeichnungen und historische Pläne sowie Original-Exponate, darunter zum Beispiel Mainau-Gästebücher aus der Ära Esterházy, die in einer gesonderten Ausstellung auf Schloss Mainau zu sehen sein werden, schlagen ebenfalls eine eindrucksvolle Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Ausstellung ist ab 26. Mai zu sehen.

Gärtnerische Meisterleistungen

Etwa zur Zeit Esterházys brachten Entdecker die ersten tropischen Orchideen von ihren Expeditionen in ferne Länder per Schiff nach Europa. Und so lädt die Insel Mainau ihre Gäste zum Auftakt in das neue Blumenjahr auf eine solche Entdeckungsreise ein: Inmitten einer prächtigen Dschungelkulisse geht es in der traditionellen Orchideenschau vom 17. März bis 7. Mai mit dem Schiff im Palmenhaus quasi auf große Fahrt in die faszinierende Welt der Entdecker, Sammler und Abenteurer. Ganz getreu dem Motto „Orchideenjägern auf der Spur“ haben die Besucher beispielsweise die Möglichkeit, einen Blick in die Hütte eines Pflanzenjägers zu erhalten und Wissenswertes über den aufwendigen Transport der begehrten botanischen Schätze sowie über so manchen ihrer bekannten Entdecker und Sammler zu erfahren. Ganz im Gegensatz zu Letzteren müssen alle Orchideenfans der Gegenwart für ein botanisches Mitbringsel für die heimische Fensterbank auch kein Abenteuer mehr auf sich nehmen: Die Expert:innen der Mainauer Pflanzenberatung bieten für die Dauer der Schau im Palmenhaus wieder Orchideen-Besonderheiten zum Kauf an sowie Pflege- und Kulturtipps für die Pflanzenlieblinge.

Start ins Blumenjahr 2023 mit der Orchideenschau.
Start ins Blumenjahr 2023 mit der Orchideenschau. (Bild: Insel Mainau)

Währenddessen erblühen im Mainau-Park über eine Million Krokusse, Tulpen, Narzissen und Hyazinthen in der Frühlingsallee und in den Beeten auf der Insel. Zu diesem Blütenreigen gesellen sich im Laufe des Jahres nach und nach neben Rhododendren, Azaleen, Pfingstrosen, Rosen und Stauden noch Tausende andere Schönheiten dazu, bevor die Dahlienschau das Blumenjahr im Oktober mit einem kunterbunten Blütenfeuerwerk beschließt – allerdings natürlich erst, nachdem die Besucher:innen im Rahmen der Herbstausstellung einen Blick in die Speisekammer des Eduard Schnetz geworfen haben. Dieser war gelernter Tischdecker und arbeitete zu Zeiten Esterházys als Gärtner und Tausendsassa auf der Insel Mainau. Inspiriert von Schnetz‘ Kunstfertigkeit und Original-Rezepten aus einem Konstanzer Kochbuch aus eben jener Zeit, setzen die Mainau-Gärtner:innen vom 22. September bis 22. Oktober im Palmenhaus dekorative und kulinarische Impulse und sorgen zusammen mit Genbänkle e. V. auch für das ein oder andere Aha-Erlebnis in Sachen Hülsenfrüchte.

Kultur in der Natur

Auch 2023 bieten Park und Gärten der Mainau mit ihrer üppigen Pflanzenpracht und ihrem exotischen Flair wieder einen besonderen Rahmen für einmalige Kulturhighlights und -erlebnisse inmitten der Natur: Von fröhlich-bunten Veranstaltungen und Aktionen für die ganze Familie über eine breit gefächerte Palette an Konzerten bis hin zu einem winterlichen Lichterspektakel ist erneut viel geboten.

So gibt es auf der Blumeninsel vom 9. bis 11. Mai wieder „Wissenschaft zum Anfassen“, denn dann sind interessierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei „Explore Science“, den naturwissenschaftlichen Erlebnistagen der Klaus Tschira Stiftung, zum Mitmachen und Ausprobieren zum Thema Mathematik eingeladen.

Musikliebhaber:innen haben 2023 wieder die Möglichkeit, international renommierte Jazzmusiker:innen live im Palmenhaus und Torkelkeller der Insel Mainau zu erleben: Das Europäische KulturForum Mainau e. V. (EKFM) präsentiert im Rahmen der 2008 gegründeten Reihe „Jazz unter Palmen“ Musiktalente wie unter anderem „Sisters in Jazz“ (18. Mai) und das „Duo Rajala-Dohrmann“ (22. September). In den Weißen Saal auf Schloss Mainau lädt das Europäische KulturForum Klassik-Freund:innen im Herbst zu einem Klavierabend mit Maximilian Schairer (19. Oktober) ein und präsentiert am 21. Oktober gemeinsam mit SWR2 und dem Landesmusikrat Baden-Württemberg junge Ausnahmetalente. Darüber hinaus feiert das EKFM am 18. November sein 25-jähriges Jubiläum mit einem Crossover-Konzert Jazz-Klassik im Weißen Saal mit hochkarätigen ehemaligen Preisträger:innen. Am 2. und 3. Dezember sind auch wieder die traditionellen Adventskonzerte von Concerto Konstanz auf der Mainau geplant.

Klassische Töne werden auch beim Grand Opening der diesjährigen Mainau Musical Nights ertönen, bei denen internationale Musicalstars begleitet von rund 50 Musiker:innen der Südwestdeutschen Philharmonie und der musicalpeople-Band unter dem Titel „Musicalpeople Symphonic: Best of Musical“ die Open-Air-Konzertreihe auf der Blumeninsel am 2. August mit den bekanntesten Musicalmelodien eröffnen werden. Bereits im vierten Jahr bringt die Veranstaltungsagentur musicalpeople im Sommer Musical-Glanz par excellence auf die Bodenseeinsel: Mit im Gepäck haben die Musiker:innen neben der großen Gala wieder die beliebten Konzertformate „Mamma Mia Meets Udo Jürgens“ (3. August), „Let’s Rock“ (4. August) sowie „Die große Schlagernacht (5. August). Bekannte Hits zum Mitsingen und Ohrwurm-Melodien stehen zudem auch rund zwei Wochen später auf dem Programm, denn dann macht das britische Musiktrio FRONTM3N bei seiner „Summer Acoustic Sessions“-Tour am 20. August Zwischenstopp unter dem Sonnendach auf der Insel Mainau.

Vom 29. September bis 3. Oktober öffnet die Gräfliche Familie Bernadotte dann zum 17. Mal die Tore von Schloss Mainau für ein exklusives Einkaufserlebnis: Beim Gräflichen Schlossfest bieten rund 25 Aussteller:innen unter dem Motto „Schlossambiente & Kunsthandwerk“ in sonst nicht öffentlich zugänglichen Räumen Auserlesenes und Exklusives zu den Themen Schmuck, Mode und Accessoires. Ergänzt wird das Einkaufserlebnis der besonderen Art von einem vielfältigen Rahmenprogramm in und rund um das Barockschloss.

Im Winter 2023/2024 wird die Insel Mainau beim Christmas Garden schließlich erneut in eine zauberhaft-stimmungsvolle Licht- und Klanglandschaft verwandelt. Dabei werden die kleinen und großen Besucherinnen und Besucher in der Zeit zwischen den Jahren auf einem rund zwei Kilometer langen Rundweg über die Blumeninsel mit zahlreichen glitzernden Illuminationen in eine magische Weihnachtswelt entführt und dazu eingeladen, innezuhalten, zu entschleunigen und ein unvergessliches Erlebnis mit der ganzen Familie zu genießen.

(Pressemitteilung: Mainau GmbH)