Schalker „Trompeten-Willy“ im Interview: „Wesentliche Gründe sind die Spieler!“

Willy Plenkers, auch bekannt als „Trompeten-Willy“.
Willy Plenkers, auch bekannt als „Trompeten-Willy“. (Bild: Julius Nieweler)

Gelsenkirchen (nk) – Der zweitgrößte Fußballklub in Deutschland taumelt allmählich in Richtung der zweiten Fußballbundesliga. Noch nie zuvor steckte der FC Schalke 04 in solch einer Leistungskrise wie seit Wochen und Monaten. Auch die Hoffnung auf den Klassenerhalt schrumpft. Willy Plenkers, auch bekannt als „Trompeten-Willy“ spricht in einem Interview mit dem Wochenblatt über die komplizierte Situation auf Schalke und was sich in Zukunft ändern sollte.

Noch vor etwa 12 Monaten war der FC Schalke 04 auf Kurs, was die internationalen Tabellenplätze anbelangt. Nun bilden die Schalker das alleinige Schlusslicht der Tabelle und scheinen dort vorerst nicht mehr herauszukommen. Was sind die wesentlichen Gründe für diesen Leistungsabstieg?

Die wesentlichen Gründe sind kurz und prägnant gesagt die Spieler. Jeder einzelne Spieler hat großes Potential. Das sie Fußballspielen können, haben sie ja schon bewiesen. Wir haben viele Häuptlinge, die alle gut spielen können. Allerdings sind dazwischen eben auch einige „Diven,“ die ihr Potential nicht immer ausnutzen oder nicht wollen. Damit meine ich besonders Amine Harit und Nabil Bentaleb. Die Spieler sind in der Pflicht, die Leistungen zu bringen. Einzelne Spieler gehen bereits voran, andere sollten sich daran orientieren und mitziehen, um für unseren Verein zu kämpfen.

Du siehst das größte Problem demnach nicht im Vorstand. Richtig?

Doch, aber längst nicht alleine. Das ist ja schon ein altes Thema. Da fing es ja bereits in der Ära Tönnies an. Der Tönnies hat uns immer mit Geld gerettet, hat aber grundlegend keine Ahnung von Fußball. Er liebt und lebt den Verein nur – genauso wie wir, die Fans. Man sollte spätestens in der Sommerpause beginnen, den Vorstand mit deutlich mehr Fachkompetenz zu füllen. Da kommt mir spontan Hub Stevens in den Kopf. Aber auch er kann natürlich nicht alles verändern. Zudem brauchen wir im Vorstand komplett neue Köpfe, die den Fußball kennen, die selber schon Erfahrungen auf Schalke sammeln konnten. Darunter meine ich beispielsweise Peter Neururer, Jens Lehmann oder auch Marc Wilmots.

(Bild: Julius Nieweler)

Auf Schalke wurden in der Führungsetage natürlich einige Fehler gemacht, gar keine Frage. Das Problem bei uns ist jedoch immer das Gleiche: Wir kaufen Spieler, weil sie starke Leistungen bei anderen Verein brachten. Sobald sie aber auf Schalke kommen, lassen sie komplett nach. Wir sollten mehr auf die Jugendabteilung, unsere Knappenschmiede setzen.

Besonders hagelt die Kritik derzeit an Sportvorstand Jochen Schneider. Die Fans baten ihn bereits zum Rücktritt. Wie siehst du das?

Jochen ist natürlich nicht schuldlos. Er hat einige Fehler gemacht, die seine Vorgänger zuvor auch machten. Jeder Transfer war ein gefühlter Griff in die Kloschüssel. Außer bei Sead Kolasinac und Klars-Jan Huntelaar. Die größte Schuld liegt aber nicht nur an ihm.

Du warst ja vor gar nicht allzu langer Zeit mit deiner Trompete vor der heimischen Veltins-Arena. Wie fühlte es sich an?

Ja, das stimmt. Es war natürlich toll, aber auch traurig. Man kommt an die Spieler leider gar nicht mehr ran. Ich war schon fünf mal in der Pandemie am Stadion und habe trompetet. Man sieht die Spieler von 50 Metern Entfernung und du kannst mal winken. Wenn du etwas Glück hast, kommen sie mal nach vorne in Richtung Eingangstor und winken mal. Sie reden weder mit einem noch machen sie was. Die Mannschaft ist für mich – das ist aber schon seit Jahren so – komplett fremd und findet keine Identität bei diesem Verein. Das war auch schon vor Corona der Fall. Früher kannte ich alle Spieler, mit einigen war ich sogar öfters mal im Austausch. Meine Frau kaufte sich in den letzten Jahren immer wieder ein Trikot ihres Lieblingsspielers. Mittlerweile nicht mehr. Spieler kommen – Spieler gehen. Die Identität einiger Spieler mit dem Verein fehlt ganz.

Hast du denn überhaupt noch Hoffnung auf den Klassenerhalt?

Muss. Natürlich. So lange es rechnerisch möglich ist, lebt die Hoffnung. Ich habe gesagt, dass wir gegen den BvB im Revierderby nun eine Siegesserie hinlegen werden und die wichtigen Punkte einfahren (lach). Für die meisten ist es eigentlich nicht mehr denkbar, dass Schalke das schaffen kann. Die Hoffnung stirbt aber bekanntermaßen zuletzt. Und an einem ändert sich sowieso nichts: Wir sind und bleiben für immer die besten Fans des bestens Vereins! Glück auf!

Vielen Dank für dieses Interview und viel Erfolg bei der Mission Klassenerhalt!