Schafft verspielt seine Glaubwürdigkeit – Ein Kommentar

Bürgermeister Markus Schafft.
Bürgermeister Markus Schafft. (Bild: MK)

Es scheint, als ob Bürgermeister Marcus Schafft (Riedlingen), ein altes Spiel aus Hans Rosenthals Zeiten spielt. „Allein gegen alle“, war damals der Titel einer beliebten Hörfunksendung. Spätestens beim Ambulant Medizinischen Dienstleistungszentrum (AMD) überspannt Schafft den Geduldsfaden der Bürger*innen der Raumschaft. Seit dem Krankenhaus-Schließungsbeschluss 2012 warten rund 40.000 Einwohner darauf, dass für sie eine vernünftige Alternative zur Gesundheitsversorgung auf die Beine gestellt wird.

Die Bürgerinitiative (BI) hat sich nicht nur am Thema abgerackert, sondern vor zwei Jahren das Heft des Handelns übernommen. Herausgekommen ist der erste Bauabschnitt des AMD. Hier nehmen ab dem nächsten Jahr mehrere Praxen (jeweils eine Ergo-, Physio-, Logopädie-, Hausarzt-, Augenarztpraxis und die SI-Klinik) ihre Tätigkeit auf.

Den zweiten Bauabschnitt mit OP-Sälen und Krankenzimmern, der am 21. Juni 2021 beschlossenen und von der Stadt verwirklicht werden sollte, hat Schafft vor wenigen Wochen mit seltsamen Winkelzügen und Argumenten verhindert. Er behauptete plötzlich, dass es einen Markt für Investoren gäbe, deshalb sei die Stadt außen vor. Mittlerweile, so ließ er verlauten, habe sich ein Interessent gemeldet.

Nur einer wohl deshalb, weil jeder Kapitalanleger, der sich mit dem Thema befasst, genau weiß, dass er neben Geld auch Ärzte und KV-Zulassungen (Sitze) beibringen muss. Dass Schafft sich gegenüber dem Gemeinderat und dem Wochenblatt beharrlich weigert, Namen zu nennen und Fragen zu „mitgebrachten“ Ärzten und Zulassungen verweigert, lässt vermuten, dass die Investorenlösung schwerer fällt, als er wohl gehofft hat.

Und zwischenzeitig? Da warten die Bürger und Bürgerinnen der Raumschaft, dass Riedlingen nach 10 langen Jahren endlich in die Pötte kommt und den Sack zu macht. Dass hier vieles nicht rund läuft, ist schon an wichtigen Personalien festzumachen. Alfons Runde, der das „Runde-Konzept“ entwickelte, der extra für dieses Projekt angeheuerte Alexander Leitz und eine Vertreterin vom Verein „Ambulantes Operieren“, haben den Bettel mehr oder minder schnell hingeworfen.

Sicher nicht aus Begeisterung, sondern aus Frust über die Herangehensweise und Umsetzung der Planungen durch die Verwaltung und Schafft. Die bei der Umsetzung des AMD 1 beteiligten Personen, hat das Stadtoberhaupt mit seinem gebrochenen Wort nicht nur als „Unternehmer“ vergrätzt, er hat sie als Menschen verletzt und verloren.

Offensichtlich sieht sich Schafft nicht mehr als Meister der Bürger, der zusammenführt, im Gegenteil, er befördert Spaltungen im Gemeinderat und in der Bürgerschaft, seine Glaubwürdigkeit verspielt. Dass jetzt auch noch Juristen mitmischen, ist ein kropfunnötiges „Sahnehäubchen“.

Schafft sollte sich darauf besinnen, dass er den Bürger und Bürgerinnen verpflichtet ist, Investoren aber nicht!

Eine gute und schnell umsetzbare Gesundheitsversorgung zu verhindern, um Wolkenkuckucksheimen nachzujagen, ist nicht nur fahrlässig, Schafft stellt sich damit auch gegen die Wähler und Wählerinnen in der Stadt und der Raumschaft. Um es deutlich zu formulieren: Der zweite Bauabschnitt hat nicht das Ziel Dr. Jung und Kollegen OP-Säle und Zimmer zu deren Selbstzweck zu erstellen, es ist eine folgerichtige Weiterentwicklung des ersten Bauabschnitts, um den 40000 Einwohnern der Raumschaft, eine gute und wohnortnahe ambulant-teilstationäre Gesundheitsversorgung anbieten zu können.

Schafft wäre gut beraten, sein Ego hintenan und dafür das Gemeinwohl wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

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