Rückenwind für Ulmer Projekte

Prof. Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der KJPP, die Parlamentarische Staatssekretärin Ekin Deligöz MdB und Andreas Krämer, Leiter Abteilung Soziales der Stadt Ulm (v.l.) tauschten sich in der Ulmer KJPP zu den Themen Kinderschutz und coronabedingte Belastungen für Familien aus.
Prof. Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der KJPP, die Parlamentarische Staatssekretärin Ekin Deligöz MdB und Andreas Krämer, Leiter Abteilung Soziales der Stadt Ulm (v.l.) tauschten sich in der Ulmer KJPP zu den Themen Kinderschutz und coronabedingte Belastungen für Familien aus. (Bild: Universitätsklinikum Ulm)

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Besuch der neuen Parlamentarischen Staatssekretärin Ekin Deligöz MdB an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie

Ulm – Die erste Reise nach der Ernennung zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)führte Ekin Deligöz am Dienstag, 21. Dezember an die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie (KJPP) des Universitätsklinikums Ulm (UKU). Dort besuchte sie das Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin in Baden-Württemberg und informierte sich über die Aufarbeitung der Folgen der Corona-Pandemie für Kinder- und Jugendliche.

Die Ulmer KJPP erstellt und koordiniert verschiedene Programme für Kinder, Jugendliche und deren Familien, die vom BMFSFJ gefördert werden. Darüber hinaus ist Professor Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der KJPP, im Ehrenamt Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen beim BMFSFJ. Er vertritt diesen Beirat im Beiräte-Dialog aller wissenschaftlichen Beiräte der Bundesregierung und im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt.

Die Parlamentarische Staatssekretärin Ekin Deligöz, die auch Vizepräsidentin des Kinderschutzbundes ist, informierte sich in Ulm über die Programme, die Professor Fegert und sein Team koordinieren. Diese betreffen die bessere Zusammenarbeit in familiengerichtlichen Verfahren und den interdisziplinären Umgang mit häuslicher Gewalt. Aber auch die Beratungsangebote für Betroffene und besorgte Personen im Umfeld gehören dazu.

Diese Angebote, darunter auch ein neues Angebot zu organisierter sexualisierter Gewalt, werden in der Arbeitsgruppe in Ulm evaluiert. „Ich freue mich sehr, Professor Fegert und sein Team am Universitätsklinikum Ulm nun auch in meiner neuen Funktion unterstützen zu können. Die Arbeit, die hier geleistet wird, ist immens wichtig. Die Corona Pandemie hat uns dies gerade wieder deutlich gezeigt. Ich hoffe, wir können die hier entwickelten Projekte in den nächsten Jahren stärken und weiter ausbauen“, so die Parlamentarische Staatssekretärin Ekin Deligöz.

In Ulm angesiedelt ist auch die Leitung und ein Teil des Teams der Medizinischen Kinderschutzhotline. Diese bundesweit rund um die Uhr erreichbare Telefon-Hotline unterstützt Fachpersonal bei Fragen zum Thema Kinderschutz und wird vom BMFSFJ seit 2016 bis 2024 mit insgesamt 4,4 Mio. Euro gefördert.

Laut Koalitionsvertrag beabsichtigt die neue Bundesregierung das Telefon- und Onlineberatungsangebot des Bundes im Kinderschutz finanziell abzusichern – eine Entscheidung, die Professor Fegert angesichts der sehr guten Nutzung der Hotline besonders freut. „Ich bin glücklich, dass Frau Deligöz auch im neuen Amt den Kontakt nach Ulm hält.

Seit vielen Jahren hat sie die Ulmer Traumaforschung mit Interesse begleitet und den Kinderschutz in ihren ehrenamtlichen Funktionen bei UNICEF und dem Kinderschutzbund maßgeblich vorangebracht. In ihrem neuen Amt wird sie sich hoffentlich genauso intensiv, aber mit mehr politischem Gewicht, für die Forderungen von Betroffenen und der Fachpraxis einsetzen, zum Beispiel für ein regelmäßiges Monitoring zum UN-Nachhaltigkeitsziel ‚gewaltfrei aufwachsen‘“, so Professor Fegert.

Ende 2020 und Anfang dieses Jahres hat sich der Beirat für Familienfragen in einer Essay-Serie mit den Folgen der Corona-Pandemie für Kinder- und Jugendliche und ihre Familien auseinandergesetzt. Die vielfach beachtete Stellungnahme ‚Erholung und gezielte Unterstützung für Familien: Ein nachhaltiges Investitionsprogramm muss differenzieren‘ brachte einen wesentlichen Input zur Ausgestaltung des Unterstützungs- und Aufholpakets der Bundesregierung. Dem in der letzten Woche installierten Expertengremium zur Corona-Pandemie gehören keine Familienwissenschaftler im weiteren Sinne an. Umso bedeutender ist es, dass das Bundesfamilienministerium den engen Kontakt zur Wissenschaft hält und Fragen der Pandemiefolgen für Kinder und Jugendliche und Familien in die politischen Entscheidungsprozesse einbringt.

Die Parlamentarische Staatssekretärin machte sich in Ulm auch ein Bild der coronabedingten überdurchschnittlichen Belastung in der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung.

Das Jugendamt der Stadt Ulm und die KJPP kooperieren aktuell besonders eng bei der wissenschaftlichen Begleitung, Beratung und Evaluation der sogenannten Interventionsteams der Stadt zur Abfederung von Corona-Folgen. Andreas Krämer, Leiter Abteilung Soziales (Fachbereich Bildung und Soziales) der Stadt Ulm begleitete daher den Besuch der Parlamentarischen Staatssekretärin ebenfalls.

„Die Abteilung Soziales und die Stadt Ulm engagieren sich mit viel Energie und Kreativität, um eine weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern, zum Beispiel durch niederschwellige Impfangebote“, so Krämer. Jugend- und Sozialämter wirken aktuell durch Angebote und Schwerpunktsetzungen mit Nachdruck darauf hin, dass bei den Unterstützungen und in der gesellschaftlichen Debatte die soziale Komponente nicht zu kurz kommt. „Ungleichheiten nehmen zu und die Familien, die bereits mit Benachteiligungen in die Pandemie gestartet sind, zeigen vermehrt emotionale und psychische Folgen“, berichtet Krämer.

„Unsere Bemühungen richten sich dorthin, wo die Schere im Sozialen, der Bildung und der wirtschaftlichen Situation zwischen den Bürgerinnen und Bürgern weiter aufgeht. Hier bieten wir Kontakt und Unterstützung, bleiben offen für alle Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern in prekären Lebenssituationen. Wichtig sind Orientierung und Halt und dass die Stadtgesellschaft zeigt, dass sie der Herausforderung gewachsen ist und optimistisch in die Zukunft blickt“, so Krämer weiter.

(Pressemitteilung: UNIVERSITÄTSKLINIKUM ULM)