Robert Habeck in Ravensburg aufgetreten

Robert Habeck in Ravensburg
Robert Habeck stellt sich in Ravensburg den Fragen einiger Bürger. (Bild: Markus Leser)

Ravensburg (dpi) Der Grüne Bundesvorsitzende Robert Habeck war am Donnerstag vor 1200 Menschen auf dem Marienplatz in Ravensburg aufgetreten. Zusammen mit der Bundestagskandidatin Agnieszka Brugger stellte er sich den Fragen einiger Bürger.

Es war wohl das größte Ereignis der Grünen für den Wahlkreis Ravensburg und Wangen: Ihr Bundesvorsitzender „Robert“ kam am 09.09.2021 nach Ravensburg. Polizeilichen Angaben zufolge hatten sich rund 1200 Menschen am Ravensburger Marienplatz versammelt, um dem Bundesvorsitzenden der Grünen, Robert Habeck zuzuhören.

Bei der Veranstaltung ging es um aktuelle Themen wie die Situation in Afghanistan, Klimaschutz und das Thema Corona und Impfen.

Neben den Interessierten Zuhörern der Grünen hatte sich auch die Partei „Die Basis“ mit einem Stand in unmittelbarer Nähe zur Veranstaltung versammelt. Mit Transparenten und Pfeifen hatten sie versucht, die Veranstaltung zu stören.

Brugger fordert Untersuchungsausschuss zu Afghanistan

Die Grüne Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Ravensburg und Wangen, Agnieszka Brugger forderte bei der Veranstaltung einen Untersuchungsausschuss zur Situation in Afghanistan. „Die Bundesregierung hat die Afghanen im Stich gelassen“ sagte Brugger.

Grünen Bundesvorsitzender Robert Habeck hatte Brugger zu ihren Hauptthemen Außen- und Sicherheitspolitik gelobt. „Wenn ich eine Einschätzung zu einem außenpolitischen Thema haben möchte, weiß ich, dass ich Agnieszka immer anrufen kann“ lobte Habeck. Zwar sei man nicht immer einer Meinung, es sei aber wichtig, andere Einschätzungen einzuholen.

Grüne spüren Aufbruch bei Bürgerinnen und Bürgern

„Bereit, weil ihr es seid“ ist einer der prägenden Wahlsprüche der Grünen. Brugger hatte sich im Rahmen ihres Wahlkampfes mit vielen Landwirten, Menschen aus dem sozialen Bereich sowie vielen anderen Bürgern unterhalten. „Man spürt den Aufbruch und den Mut bei vielen Menschen“ ist Brugger überzeugt. Und dieser Aufbruch könnte ihr sogar ein Direktmandat verschaffen. Seit 70 Jahren war das Direktmandat für den Wahlkreis Ravensburg in fester CDU-Hand. Doch dieses Jahr wird es eng für die CDU und ihren Bundestagskandidaten Axel Müller.

Sollten die Grünen das Direktmandat holen, wäre der ehemalige Richter und derzeitige CDU-Bundestagsabgeordnete Axel Müller komplett aus dem Bundestag raus. Denn auf der Landesliste der CDU hat Müller keinen Platz. Es wird also noch spannend: eine wichtige Region zur Verteidigung des Direktmandats für die CDU, wird überwiegend die Region um Leutkirch sein.

Doch im Wahlkampf ist dieses Jahr alles anders. Es ist nicht mehr nur die CDU, die den meist konservativen Landwirten zuhört, sondern auch die Grünen stehen wegen den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit den Bäuerinnen und Bauern in Kontakt. Rückendeckung gab Brugger den Pflegekräften und dem Ehrenamt zudem auch.

„Diesen Menschen möchte ich weiter eine starke Stimme in Berlin sein. Es wäre natürlich noch schöner, wenn ich sie mit einem Grünen Direktmandat vertreten könnte.“ überzeugte Brugger die Menge und bekam viel Beifall.

Klimaschutz ist soziale Gerechtigkeit

„Jedes Prozent mehr Grün bedeutet 10 Prozent mehr Klimaschutz“ erklärte Brugger kämpferisch. Die wirtschaftlich stärksten Länder seien für einen großen Teil der CO2 Emissionen verantwortlich und ausbaden dürften es die ärmeren Länder und Regionen der Welt. „Wer für soziale Gerechtigkeit ist, ist auch dafür, dass wir was gegen die Klimakrise tun“ so Brugger. „Die CO2 Emissionen müssen runtergehen und die Erderwärmung muss verlangsamt werden“ ergänzte Habeck.

Bezugnehmend auf die endende Ära Merkel, äußerte sich Habeck kritisch zur derzeitigen politischen Stimmung. „Ich schätze Angela Merkel sehr, aber es hat sich mittlerweile ein Trend der Antwortlosigkeit breit gemacht“. Viele Politiker gäben auf kritische Fragen Antworten, die völlig „leer“ seien. In das 1200 Mann und Frau starke Publikum auf dem Marienplatz fragte Habeck: „Sie wissen was Augentinitus ist? Man sieht nur Pfeifen im sich herum“ und er erklärter unter lautem Beifall und Gelächte die politische Situation.

Habeck war in Hochwassergebiet

Robert Habeck hatte des Weiteren auch von seiner Fahrt in die Hochwasserregion nach Ahrweiler erzählt. „Es ist unglaublich wieviel Menschen dort helfen und was für ein Geist dort herrscht“ sagte er.

In Bezug auf die Mobilitätswende zeigte Habeck eine klare Haltung was Einsatzfahrzeuge angeht: „Ob die noch in 20 oder 30 Jahren mit Diesel fahren ist doch egal“ so Habeck. „Wenn die Feuerwehr löschen muss, muss sie löschen, wenn der Bergungspanzer bergen muss, muss er bergen“. Schließlich gehe es in der gesamten Diskussion nicht um Einsatzfahrzeuge, sondern um eine Wende im privaten Mobilitätssektor und der Wirtschaft.

Impfen und das Coronavirus

Zum Ende der Veranstaltung hatte die Kreisvorsitzende des Grünen Kreisverbands Ravensburg, Carmen Kremer, noch eine Frage vorgelesen die kurzzeitig die Gemüter der Corona-Maßnahmenkritiker „Die Basis“ erhitzte. „Sind Sie dafür, gesunde Kinder zu impfen und ungeimpfte Kinder sozial auszugrenzen?“ diese Frage hatte eine unbekannte Zuschauerin schriftlich gestellt.

Habeck wandte sich bewusst an die rund 10 Gegendemonstranten der Partei „Die Basis“ auf dem Marienplatz. „Für Kinder ab 12, für die eine Impfempfehlung vorliegt, denen empfehle ich eine Impfung“ sagte der Bundesvorsitzende der Grünen.

In seiner Rede nahm er auch Bezug auf die Situation auf den Intensivstationen. „Ich habe die Charité besucht und mit Ärzten gesprochen“, die Situation dort und auf vielen anderen Intensivstationen sei teilweise dramatisch gewesen. „Es gibt ein Recht die Impfung zu verweigern, aber man kann nicht erwarten, dass dann alle anderen darauf Rücksicht nehmen“ sagte Habeck. Regellosigkeit sei zudem nicht Freiheit.

Man müsse als Regierung die Menschen warnen, wenn eine Gefahr besteht. Und man müsse vor allem Menschen solange gesund halten wie nur möglich. Auch hier bekamt Habeck großen Beifall und beendete die Veranstaltung gemeinsam mit der Bundestagskandidatin Agnieszka Brugger.