Riester-Rente in jetziger Form hat ausgedient

Riester-Rente in jetziger Form hat ausgedient
Ein Sparschwein steht zwischen Ordnern mit der Aufschrift "Riester". (Bild: picture alliance / dpa Themendienst | Alexander Heinl)

Dass die Ansprüche aus der gesetzlichen Altersversorgung kaum reichen, um ein finanziell sorgenfreies Rentnerleben zu finanzieren, ist schon lange bekannt. Deshalb ging 2001 als weiterer Baustein zur Alterssicherung, die Riester-Rente an den Start. Anfänglich war der Zuspruch eher bescheiden, setzte aber ab 2006 bis 2010 zu einem echten Höhenflug an. In dieser Zeit stieg der Bestand an Riester-Renten von knapp acht Millionen Verträgen auf etwa 14,5 Millionen an. Zuletzt dümpelte das Geschäft vor sich hin, die Zahl der Verträge beträgt aktuell etwa 16 Millionen, die kommt einer echten Stagnation gleich!

Die Vorteile der Riester-Rente sind zunächst überzeugend: Zum Vertrag gibt es staatliche Zuschüsse und Steuervorteile, das mit Zuschüssen angesparte Kapital kann verrentet werden, oder als Barauszahlung erfolgen. Es sind aber auch Nachteile dieser Vorsorgeform festzustellen: Die Verträge werden mit dem Rentenbeginn nachgelagert besteuert, eine Vererbbarkeit kann nur durch Übertragung des Kapitals auf den Ehepartner erfolgen. Ein schwieriges Kapitel scheint zudem die Antragstellung für die gesetzliche Förderung zu sein.

Um mehr über die Probleme und Zukunft der Riester-Rente zu erfahren, hat das Wochenblatt beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) und der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e. V. nachgehakt.

Versicherungswirtschaft sieht eine Erfolgsgeschichte

Christian Ponzel, Sprecher des GdV bestätigt, dass aktuell16,4 Millionen Riester-Verträge im Bestand der Versicherer sind. Er sieht diese Vorsorgeform auch als Erfolg: „Mit über 16 Millionen abgeschlossenen Verträgen, ist Riester die weltweit erfolgreichste freiwillige staatlich geförderte Altersvorsorge.“ Er räumt allerdings ein, dass nach Schätzungen des Bundesarbeitsministeriums bei etwa 25 Prozent der Riester-Verträge nicht mehr eingezahlt wird. Den Abschwung der Neuverträge macht Ponzel an der negativen Entwicklung am Kapitalmarkt fest. Die niedrigen Kapitalmarktzinsen hätten sich nicht nur auf die Riester-Rente, sondern auch viele andere Anlageprodukte ausgewirkt.

Sogar Christian Ponzel vom GDV fordert deutliche Änderungen
Sogar Christian Ponzel vom GDV fordert deutliche Änderungen (Bild: GDV Versicherungswirtschaft)

Wer als Rentner dauerhaft im Ausland lebt, muss Zuschüsse zurückzahlen

Bei einem dauerhaften Umzug ins Ausland außerhalb der EU bzw. des EWR, müssen Rentner, so Ponzel, die Zulagen/steuerliche Förderung zurückzahlen. Nicht betroffen seien aber die Rente aus Eigenbeiträgen und den daraus erwirtschafteten Erträgen. Ponzel hat noch einen Tipp parat: Für die Übertragung im Falle des vorzeitigen Ablebens des Versicherten, können sich die Ehegatten über eine „förderunschädliche“ Übertragung der Riester-Rente informieren: https://www.dieversicherer.de/versicherer/altersvorsorge—rente/news/riester-rente-todesfall-31208

Sogar der GDV fordert eine Reform

Der GDV fordert eine Reform, weil ein Kapitalaufbau mit 100-prozentig garantiertem Beitragserhalt mit einem Höchstrechnungszins von künftig 0,25 Prozent, kaum mehr möglich sei. Zudem sollen noch viel mehr Menschen die Möglichkeit haben, einen Riester-Vertrag abzuschließen. Um dies zu erreichen, fordert Ponzel: „Die Förderung muss auf alle Bevölkerungsgruppen ausgeweitet und das komplizierte Zulagensystem vereinfacht werden.“

Die Verbraucherschützer sehen Riester als gescheitert an

Für die Verbraucherschützer ist klar, dass die Riesterrente gescheitert ist. Bettina Bißwanger, (Beraterin im Bereich Altersvorsorge, Banken, Kredite), dazu: „Immer wieder werden und wurden die Verbraucher*innen durch intransparente Kostenklauseln und rechtswidrigen Zinsanpassungsklauseln in Riester-Verträgen benachteiligt. Dagegen ist die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bereits mehrfach erfolgreich mit Abmahnungen und Gerichtsverfahren vorgegangen. Darüber hinaus führte im coronabedingten Börsencrash beispielsweise auch der Tausch von Aktienfonds in Rentenfonds in Riester-Verträgen zu erheblichen Verlusten.“

Bettina Bißwanger (Verbraucherschutz BW) sieht keine Erfolgsgeschichte bei der Riester-Rente
Bettina Bißwanger (Verbraucherschutz BW) sieht keine Erfolgsgeschichte bei der Riester-Rente (Bild: Agenten Heidelberg)

Verträge nicht vorschnell kündigen

Bißwanger rät jedoch ab, unbedacht Riester Vertrag zu kündigen. Im Einzelfall könne es noch lukrative Verträge geben. „Der Grund dafür liegt in der Förderung, und/oder weil die Verzinsung vertraglich zu einem Zeitpunkt festgeschrieben wurden, als die Zinsen noch viel höher waren als heute,“ so Bißwanger. Sie rät zur Vorsicht, wenn seitens des Vermittlers oder der Versicherung ein vermeintlich besseres Angebot zum Riester-Wechsel kommt. Sie mutmaßt, dass dies nur geschieht, um neue Abschlussprovisionen zu erhalten, oder um den gutverzinsten Altbestand loszuwerden.

Verbraucherschützer fordern neue Vorsorgeform

Bißwanger sieht keine Erfolgsgeschichte bei der Riester Rente. „Das sehen wir anders, denn entscheidend ist nicht, ob die Sparenden einen Vertrag abschließen, sondern dass sie bedarfsgerecht und effizient vorsorgen. Und das ist mit Riester nicht der Fall!“ Die Verbraucherschützer fordern, dass sich die Altersvorsorge an den Interessen der Verbraucher*innen ausrichtet und setzen uns daher seit vielen Jahren für die Einführung eines Vorsorgefonds ein.

Weitere Informationen dazu: www.vz-bw.de/vorsorgefonds.