Nach über zwei Jahren im Berufsbildungsbereich (BBB) der Mariaberger Werkstätten haben vergangene Woche acht Personen mit Beeinträchtigung ihre berufsvorbereitende Qualifizierungsmaßnahme absolviert.
Rainer Laske, Geschäftsführer der Mariaberger Werkstätten, übergab ihnen ihre Zertifikate und gratulierte: „Den ersten Step ins Arbeitsleben haben Sie damit gemacht. Die nächsten werden folgen! Das war bestimmt nicht leicht. Aber es lohnt sich immer.“ Sieben der Absolventen bleiben in Mariaberg und nehmen bei dem diakonischen Unternehmen eine Beschäftigung an.
Der Berufsbildungsbereich ist für junge Menschen mit Unterstützungsbedarf oft der erste Schritt nach der Förderschule – aber auch zur beruflichen Wiedereingliederung z.B. nach Erkrankung, finanziert durch die Deutsche Rentenversicherung, ist ein Eintritt in den BBB grundsätzlich immer möglich. In 27 Monaten werden hier die persönlichen Kompetenzen und beruflichen Interessen ausgelotet, um die Teilnehmenden auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Die Zertifikate halten fest, was sie dafür alles gemacht haben: Unterrichtsinhalte, Maßnahmen zur Persönlichkeitsentwicklung, Leistungsnachweise wie zum Beispiel den Hubwagen- oder Ameisen-Schein oder Praktikumsbeurteilungen.
Die Praktika können in verschiedenen Bereichen Mariabergs erfolgen: von der Montage in den Werkstätten bei der Elektronik oder Kabelkonfektion, über die Dienstleistungsgruppe, Hausreinigung und Landwirtschaft bis zur Sachspende mit dem Textil- und Büchermarkt oder zum Café fair & mehr in Gammertingen. Die Arbeit im Café behält Moritz Vogel nun auch nach seinem berufsvorbereitenden Praktikum bei: „Man bleibt halt da, wo es einem gefällt. Das Arbeiten im Café ist abwechslungsreich, weil die Kunden es auch sind. So wird auch das theoretisch immer Gleiche jeden Tag anders.“ Hier wurde nach der Zertifikatsübergabe auch bei einem gemeinsamen Mittagessen gefeiert – ungewohnt für Moritz Vogel, dort mal nicht selbst bedienen und abräumen zu müssen.
Rainer Laske dankte dem erfahrenen Team aus Benjamin Lintner, Fachbereichsleiter des BBB, sowie den beiden Bildungsbegleiter Ute Schmidt und Patrick Brändle für die Unterstützung der Teilnehmenden auf ihrem Weg ins Arbeitsleben. Zu ihren Aufgaben gehört zum einen die Vermittlung von Grundwissen über die Arbeit im Unterricht, die Organisation von Praktika gemeinsam mit den Teilnehmenden, deren Begleitung über die zwei Jahre hinweg sowie die Dokumentation und Berichterstellung für die Kostenträger der Bildungsmaßnahmen.
Fachbereichsleiter Benjamin Lintner: „Wir im BBB sind sehr offen und freuen uns über die Menschen, auf deren Lebensweg wir ein Stück weit mitgehen können. Gemeinsam formulieren wir die individuellen Ziele – und die meisten erreichen diese auch. Das ist ein gutes Gefühl.“
Der erste Kontakt zum Berufsbildungsbereich kann durch ein- oder mehrtägige Praktika erfolgen. Mithilfe des „hamet e“ Tests werden eingangs handwerklich-motorische Fähigkeiten der Person festgestellt. Grundkompetenzen wir Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Motivation werden durch Arbeitsangebote vermittelt, die je nach Beobachtung und Befragung durch die Bildungsbegleiter unterbreitet werden.
Auch Schlüsselqualifikationen wie Konzentration oder soziale Kompetenzen wie Teamwork sowie die Persönlichkeitsentwicklung werden gefördert. Über Blockunterricht und Praktika werden diese vertieft und die Teilnehmenden an die Arbeitswelt herangeführt. Die pädagogischen und psychologischen Fachdienste stehen dabei immer zur Seite. Der weitere Weg ins Wohnen und Arbeiten wird individuell mit den Teilnehmenden besprochen und geplant. „Unser Ziel ist hier: jeden voranzubringen und jedem die Chance zu geben, selbst voranzukommen“, so Rainer Laske.
Aktuell läuft auch bei den betreuenden Mitarbeitenden der Mariaberger Werkstätten, der Fördergruppen und des Berufsbildungsbereichs eine Qualifizierungsoffensive beim Thema Unterstützte Kommunikation. So machen auch die Bildungsbegleitungen des BBB Ute Schmidt und Patrick Brändle aktuell die Weiterbildung zur Fachkraft für Unterstützte Kommunikation, zu der unter anderem der Einsatz von gesprächsbegleitenden Gebärden, Bildsymbolen und Sprachausgabe-Tablets gehören. „Weil wir mehr und mehr verstehen, dass wir unsere Klienten damit besser begleiten und besser mit ihnen zusammenarbeiten können“, erklärt Geschäftsführer Rainer Laske. Damit wird der Einsatz der Unterstützen Kommunikation, der dem Personenkreis schon aus der Schule und teils der Wohnangebote bekannt ist, in den Werkstätten fortgeführt.
(Pressemitteilung: Mariaberg e.V)