Geburtsklinik Bad Saulgau: Viele Zahlen und ganz dickes Fragezeichen zur Zukunft

Geburtsklinik Bad Saulgau: Viele Zahlen und ganz dickes Fragezeichen zur Zukunft
Dr. Jan-Ove Faust (Geschäftsführer der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen) und Landrätin Stefanie Bürkle

Am Montag den 14. Juni haben bei einer Pressekonferenz Dr. Jan-Ove Faust (Geschäftsführer der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen) und Landrätin Stefanie Bürkle, ihre Sicht zur temporären Schließung der Geburtsklinik Bad Saulgau erläutert und begründet. Der allgemeine Tenor war, dass die vorübergehende Schließung nicht aus wirtschaftlicher Not heraus erfolge.

Bürkle und Faust betonten mehrmals, dass ausschließlich der personelle Aderlass bei den Hebammen zu dieser, aus ihrer Sicht heraus notwendigen Entscheidung geführt habe. Sie verwiesen auch darauf, dass die Situation bei der ärztlichen Versorgung ebenfalls nicht stabil sei. Mit einem umfangreichen Zahlenwerk untermauerten Bürkle und Faust ihre Position.

PDF ansehen: Mit diesen Zahlen und Fakten untermauerten Dr. Faust und Landrätin Stefanie Bürkle die Entscheidung, die Geburtsklinik in Bad Saulgau vorläufig zu schließen.

Ursache für die Verlagerung, so Faust und Bürkle, sei ein Personalengpass bei den medizinischen Fachkräften im Bereich der Hebammen, aber auch der Fach- und Assistenzärzte. Bis 2019 waren noch sieben Hebammen beschäftigt. Aktuell sind noch 3,41 festangestellte Hebammen und 2,72 Leihkräfte tätig. Weil der Mindestpersonalbedarf bei 5,69 VK (Vollzeit-Kräfte) liegt, konnte der Betrieb nur mit Leihkräften aufrechterhalten werden. Ende Juni verschärfte sich, nach Angaben von Faust und Bürkle die Personalknappheit nochmals: eine Teilzeitkraft geht in den Ruhestand, eine andere macht sich selbstständig. Der Fehlbedarf an Fachpersonal steigt deshalb ab Juli auf 1,61 VK und ab 1. September auf 2,39 VK.

Die Kosten für die Leihhebammen aus Italien lagen 2019 noch bei überschaubaren 53.000 Euro. 2020 stiegen sie deutlich auf 60.000 Euro an, im laufenden Jahr wurden bereits 256.000 Euro aufgewendet. Bürkle merkte dazu an: „Ich habe die Geschäftsführung gebeten, dass sie weitere Anstrengungen unternimmt, um Hebammen zu gewinnen.

„Wir verstehen, dass die temporäre Verlagerung emotional hohe Wellen in der Bevölkerung ausgelöst hat. Uns ist dieser Schritt nicht leichtgefallen und wir haben sorgsam alle Alternativen geprüft und uns auch mit unseren drei Gesellschaftern abgestimmt. Sie haben uns gebeten, weitere Alternativen zu prüfen und trotz der temporären Verlagerung weiter nach Hebammen zu suchen. Doch es gab keine tragfähige Lösung für die derzeitige Weiterführung der Geburtshilfe am Standort Bad Saulgau. Wir mussten so handeln, denn wir tragen die Verantwortung für eine sichere und gute medizinische Versorgung werdender Mütter und der Kinder bei der Geburt. Es wäre fahrlässig den Betrieb mit zu wenig Personal im Juli weiterzuführen.“, erklärt Geschäftsführer Dr. Jan-Ove Faust.

Als eine der denkbaren Maßnahmen gegen den Personalmangel wurde, so Faust, u.a. auch geprüft, ob ein Belegsystem mit Hebammen eingeführt werden kann. Dazu wurden Gespräche mit den freien und angestellten Hebammen geführt. „Im Ergebnis gab es jedoch leider keine Lösung, die einvernehmlich die Interessen der beiden Hebammengruppen in Einklang bringen konnte“, erklärte Faust. Um die Verlagerung zu umgehen, wurde auch die Möglichkeit, Personal der Geburtshilflichen Klinik in Sigmaringen oder anderen SRH Standorten temporär die Hebammen am Standort Bad Saulgau zu unterstützen kann, wurde geprüft. „Damit wollten wir die Verlagerung umgehen, doch die Personalsituation Bei Hebammen ist generell angespannt, eine Aushilfe war nicht möglich“, erklärte Faust.

Deutlicher Aderlass bei der Geburtenzahl im Klinikverbund

Bürkle und Faust rechnen, dass in der Zeit der temporären Schließung, nur ein Drittel der werdenden Mütter, die ihr Kind in Bad Saulgau auf die Welt bringen wollten, in Sigmaringen entbinden.

Das Medizinische Konzept birgt Zündstoff

Werner Stalla

Zugeschaltet war Werner Stalla, Geschäftsführer der SRH Gesundheits GmbH. Stalla nahm zur vorläufigen Schließung in Saulgau Stellung: „Die Entscheidung des Geschäftsführers war eine akut medizinische.“ Aufhorchen ließen seine Aussagen zum Medizinischen Konzept, dass derzeit für den Klinikverbund Kreis Sigmaringen erstellt wird: „Sobald uns Gesellschaftern die möglichen Entwicklungsszenarien für die Profilweiterentwicklung der drei Kliniken vorliegen und das ist aktuell noch nicht der Fall, wird das gesamte medizinische Leistungsportfolio in den verschiedenen Gremien diskutiert. Die Entscheidung, welche Maßnahmen durch ein Medizinisches Konzept umgesetzt werden, trifft im vierten Quartal der Aufsichtsrat mit den drei Gesellschaftern“, stellte Stalla in Aussicht, wobei er aber jede Aussage zum Fortbestand der drei Kliniken vermied: „Wir treffen zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage.“ Die aktuelle Situation der Geburtshilfeverlagerung habe, erklärte Stalla nachdrücklich, mit dem Medizinischen Konzept aber keine Berührungspunkte.

Wegen der Bedeutung des Themas, hat das Wochenblatt bei den beiden Landtagsabgeordneten, Andrea-Bogner Unden (Bündnis 90/Die Grünen) und Klaus Burger (CDU), um ihre Meinung zum Thema nachgefragt:

Andrea-Bogner Unden (Bündnis 90/Die Grünen)

Ich finde es sehr schade und bedauerlich, dass Bad Saulgaus Geburtshilfestation ab 1. Juli zunächst aus Mangel an Hebammen nicht mehr zur Verfügung steht. Die bestmögliche Versorgung von Frauen und Neugeborenen ist für mich allerdings ein zentrales Anliegen und diese scheint in Ermangelung an Hebammen zurzeit nicht gegeben.

Andrea Bogner-Unden

An Spekulationen, wer oder was an der Situation in Bad Saulgau Schuld trägt, kann und will ich mich nicht beteiligen. Zur Debatte stehen unbefriedigende Arbeitsbedingungen, unzureichende Bezahlung und fehlendes Engagement zur Gewinnung von Hebammen.

Aus landespolitischer Sicht kann ich leider akut wenig in dieser Angelegenheit unternehmen. Die Schließung von Geburtshilfestationen fällt nicht in die landespolitische Entscheidungskompetenz. Aktuell wünsche ich mir persönlich sehr, dass sich sehr zeitnah wieder Hebammen finden, die in Bad Saulgau arbeiten, damit diese Schließung aufgehoben werden kann.

Es obliegt den Stadt- und Landkreisen, die Bevölkerung mit Krankenhausleistungen zu versorgen. Auch diesbezüglich werden wir eine strukturelle Debatte führen müssen, allerdings getrennt von der jetzigen Diskussion der Schließung der Geburtenstation aufgrund von Hebammenmangel in Bad Saulgau. Für diese strukturelle Debatte wünsche ich mir größte Transparenz und eine Einbeziehung der klinischen Belegschaft und der Bürgerinnen und Bürger.

Auf Landesebene ist uns selbstverständlich bewusst, dass es in ganz Baden-Württemberg zu wenig Hebammen gibt.

Schon in der letzten Legislaturperiode haben wir deshalb einen Runden Tisch zur Geburtshilfe im Sozialministerium ins Leben gerufen. Der Runde Tisch „Geburtshilfe“ hat beschlossen, lokale Gesundheitszentren zu erproben, mit einem Gesundheitsatlas die Qualitätssicherung und Evaluation sicherzustellen und bedarfsgerecht dezentrale Neu- sowie Wiedereinstiegsangebote weiter aufzubauen (gegebenenfalls in Kooperation mit den Praxiseinrichtungen).

Ein wichtiger Schritt ist für uns, dass Hebammen künftig auch akademisch ausgebildet werden. Das wird der Verantwortung gerecht, die Hebammen für Mutter und Kind tragen und so wird auch die Position der Hebammen gestärkt.

Kurzfristig wünsche ich mir eine für alle Seiten gute und konstruktive Lösung, die den Erhalt der Geburtsstation in Bad Saulgau sichert. Mittelfristig werde ich mich für den Erhalt aller drei Klinikstandorte Bad Saulgau, Pfullendorf und Sigmaringen und für eine bestmögliche Gesundheitsversorgung aller Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Sigmaringen einsetzen.

Andrea Bogner-Undeen MdL

Klaus Burger (CDU)

„Das sensible Thema der vorübergehenden Schließung der Geburtshilfe in der Klinik Bad Saulgau wird derzeit hochemotional diskutiert. Zum einen natürlich, weil die Geburtshilfestation am Standort unbedingt erhalten bleiben soll, zum anderen, weil bei vielen die Befürchtung besteht, dass mit dieser ersten Schließung auch das Ende des Klinikstandorts Bad Saulgau insgesamt eingeläutet werden soll.

Klaus Burger MdL

Vorab gestatten Sie mir die Bemerkung, dass für mich die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Betreuung und Versorgung der Schwangeren und Gebärenden oberstes Ziel sein muss. Wenn diese bei der derzeitigen Personalsituation nicht gewährleistet ist, dann musste die Klinikleitung handeln – dies schon aus haftungsrechtlicher Sicht.

Frau Landrätin Bürkle und Herr Dr. Faust haben versichert, dass die getroffene Entscheidung keine politische oder gar betriebswirtschaftliche Entscheidung gewesen ist, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet war, dass ab 1. Juli aufgrund von fehlendem Personal bei der Hebammenversorgung kein Dienstplan mehr aufgestellt werden konnte.

Das Problem der Hebammenversorgung betrifft ja insgesamt nicht nur den Standort Bad Saulgau. Hier spielt mit eine Rolle, dass in der Vergangenheit eine demografische Entwicklung vorausgesagt wurde, die so nicht eingetreten ist. Sowohl in Bad Saulgau wie auch beispielsweise in Pfullendorf haben wir steigende Einwohnerzahlen und mithin auch mehr Geburten. Das Land ist gefordert, die Mittelzentren in den Bereichen Verkehrsanbindung, Arbeitsplätze (Gewerbe und Industrieansiedlung) Wohnraum, Bildungsstandort und bei der Gesundheitsversorgung so auszustatten, dass ein solides Netzwerk vorhanden ist.

Im Bereich der Hebammenversorgung ist das Land auch bereits tätig geworden. Im Koalitionsvertrag haben wir festgeschrieben, dass wir den Beruf der Hebamme attraktiver machen wollen. Dazu gehört auch, dass die Arbeitszeitbedingungen der Klinikbeschäftigten in der Geburtshilfe familienfreundlicher gestaltet werden müssen. Das geht aber natürlich nicht, solange es keine angemessene personelle Ausstattung und damit auch keine verlässlichen Arbeitszeiten gibt. Deswegen setzen wir die begonnene Akademisierung der Hebammenausbildung fort und machen natürlich auch Nachqualifizierungsangebote für Hebammen, die noch nach altem Recht ausgebildet wurden.

Insgesamt sind im Land 260 Studienanfängerplätze notwendig, um eine gute Versorgung zu gewährleisten. Zum Wintersemester 2021/2022 richtet das Land daher zu den bereits bestehenden 95 zusätzliche Bachelor-Studienanfängerplätze für Hebammenwissenschaft ein. Bis diese neuen Hebammen aber „auf dem Markt“ sind, wird es noch drei bis vier Jahre dauern. Im Koalitionsvertrag haben wir ebenfalls festgeschrieben, dass wir auch Hebammengeführte Kreißsäle ausbauen wollen. Dieser Vorschlag wurde der SRH ja offenbar auch von den Hebammen unterbreitet – ebenso wie ein Belegsystem.

Diesen Strohhalm sollten wir zu ergreifen versuchen, was allerdings mehr als schwer werden dürfte. Aber auch die Ergänzung mit Beleghebammen allein ist keine Dauerlösung, kein Fundament.

Allerdings bin auch der Ansicht, dass alles getan werden muss, um eine Schließung zu verhindern. Als Kreisrat sage ich aber auch, dass ich die SRH in der Pflicht sehe, diesen Zustand so schnell wie möglich zu beenden und die Geburtshilfe in Bad Saulgau so schnell wie möglich wiederaufzunehmen. An meiner Grundauffassung, alle drei Standorte in Sigmaringen, Bad Saulgau und Pfullendorf zum Wohle der Menschen im Landkreis zu erhalten, halte ich nach wie vor fest.“

Klaus Burger MdL

Resolution der Stadt Bad Saulgau
Richard Striegel

Schließung Geburtshilfe am SRH Krankenhaus

Sehr geehrte Frau Landrätin Bürkle,
sehr geehrte Damen und Herren des Kreistages,

in Abstimmung mit Frau Bürgermeisterin Schröter und dem einstimmigen Votum der Fraktionen und einzelnen Gemeinderäte darf ich Ihnen die Resolution der Stadt Bad Saulgau zur temporären Schließung der Geburtshilfe am Standort sowie zur Zukunft des Krankenhausstandortes Bad Saulgau als wohnortnahe Akutklinik für die Region im Süden des Landkreises Sigmaringen zuleiten.

Wir sehen die dringliche Notwendigkeit, hier ggf. neuerlich zukunftsfähige Strukturen an allen Standorten des Klinikverbundes zu überdenken und aufzubauen, die neben rein wirtschaftlichen Ansätzen auch die notwendigen Bedürfnisse der Bevölkerung zur flächendeckenden Grundversorgung in den unterschiedlichen regionalen Teilbereichen unseres Landkreises berücksichtigt. Dies war Grundlage des damaligen Zweckbündnisses mit dem SRH-Konzern, das aus unserer Sicht leider dem damaligen Geist der Vereinbarungen nicht mehr gerecht wird. Das Engagement unserer Bevölkerung in den letzten Tagen ist Zeichen der hohen Bedeutung dieses Krankenhausstandortes für die Stadt Bad Saulgau.

Mit freundlichen Grüßen

Richard Striegel
Erster Beigeordneter

Resolution der Stadt Bad Saulgau

Öffnung der Geburtenstation am Krankenhaus Bad Saulgau

Resolution des Gemeinderats der Stadt Bad Saulgau an den Aufsichtsrat der SRH – Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH und den Kreistag des Landkreises Sigmaringen

Mit großem Unverständnis und Entsetzen mussten wir die kurzfristig zum 30.06.2021 beschlossene Schließung der Geburtenstation am Krankenhaus Bad Saulgau und die Verlagerung der Geburtshilfe nach Sigmaringen durch die SRH-Kliniken zur Kenntnis nehmen.

Die Leitung der SRH-Klinik begründet diese artikulierte „vorübergehende“ Schließung der Geburtenstation damit, dass die notwendige personelle Ausstattung für einen Weiterbetrieb in Bad Saulgau akut nicht mehr sichergestellt werden kann.

Bei den eingetretenen Personalengpässen handelt es sich aus unserer Sicht eindeutig um ein bereits seit Jahren feststellbares Problem, das absehbar und dauerhaft voraussehbar nicht mit befristeten Leiharbeitsverhältnissen geordnet zu schließen war. Insoweit muss es als klares Versäumnis  oder gar bewusste Untätigkeit der jeweiligen Geschäftsleitung der SRH-Kliniken angesehen werden, hier nicht nachhaltig und frühzeitig Personal bedarfsgerecht ausgebildet, neu eingestellt und/oder bestehendes Personal durch geeignete tarifliche Anreize und flexible Arbeitszeitmodelle an das Unternehmen langfristig gebunden zu haben. An anderen Klinikstandorten sind durchaus auch z.B. Belegmodelle in der Geburtshilfe erprobt, die nicht aktuell geprüft wurden. Dies nährt die Vermutung in der Bürgerschaft, dass im Verbund mit dem Hinweis auf ein noch vorzulegendes medizinisches Konzept für die Kliniken ggf. seitens Klinikleitung bzw. Klinikbetreiber kein gesteigertes Interesse an einer echten Lösung des Problems besteht.

Diese Personalsicherstellung im Klinikverbund SRH war bei der Gründung der SRH – Klinken Landkreis Sigmaringen GmbH neben der Zusicherung des funktionsfähigen Erhalts aller 3 Standorte im Landkreis ein gewichtiges Argument, diese Partnerschaft seitens des Landkreises Sigmaringen einzugehen. Wir sehen den Landkreis in der Verpflichtung, diese damaligen Garantien umfassend einzufordern.

Es ist nun dringend geboten, die Bedeutung der Geburtshilfe als wesentlichen Pfeiler eines Erhalts des Krankenhausstandortes Bad Saulgau für die Grundversorgung der Region herauszustellen und für den Erhalt zu kämpfen. Wir dürfen darauf verweisen, dass wir als frühere Kreisstadt und Mittelzentrum in der Region noch immer enge Verflechtungen zu den angrenzenden Umlandgemeinden auch außerhalb des Landkreises haben; damit ist ein nicht unerheblicher Anteil unseres wirtschaftlichen Wachstums und das Potential von Arbeitsplätzen und Wohnen in Stadt und Landkreis auch darauf begründet. Umso mehr sehen wir uns in der Verpflichtung, auch und gerade im Bereich der medizinischen Versorgung ein Angebot seitens des Landkreises Sigmaringen zu sichern. Der Hinweis auf eine ausschließliche Versorgungsverpflichtung für die eigene Landkreisbevölkerung greift hier deutlich zu kurz.

Es gilt, dem öffentlichen Eindruck eines strategischen Prozesses von Abbau oder vermeintlicher Gesundschrumpfung als Vorstufe einer Klinikabwicklung durch eine klare politische Bestandsgarantie des Kreistages für den Standort Bad Saulgau als größter Stadt im Landkreis entgegen zu treten.

Die unverzügliche Wiedereröffnung der Geburtenstation ist nicht nur deshalb dringend geboten, um den nahezu 700 Gebärenden (und auch Wöchnerinnen) im Einzugsgebiet des Krankenhauses Bad Saulgau eine wohnortnahe medizinische Versorgungsinfrastruktur auch weiterhin zur Verfügung zu stellen; letztendlich geht es um die bisher gute Reputation des Klinikstandortes Bad Saulgau in allen medizinisch angebotenen Fachbereichen.

Es bleibt zu hoffen, dass das Vertrauen in den Klinikbetreiber SRH und den Landkreis als Aufgabenträger und Mitgesellschafter durch schnelles Handeln wiederhergestellt werden kann, damit bei Patientinnen und Patienten, aber auch und gerade beim medizinischen Personal der Vertrauensverlust in die Klinikleitung noch wettzumachen ist.

Geschieht dies nicht, kommt die aktuelle Schließung der Geburtenhilfe (gewollt oder ungewollt) einer „passiven Sterbehilfe“ für den Krankenhausstandort Bad Saulgau gleich. Der Hinweis der Kreisverwaltung auf die originäre operative Verantwortung der Geschäftsführung für diese temporäre Schließung der Geburtenstation missachtet den Anspruch der gesamten Kreisbevölkerung auf eine angemessene medizinische Versorgung im Flächenlandkreis Sigmaringen; zudem widerspricht dies eklatant den in den Koalitionsverträgen der neuen Landesregierung formulierten Zielen, gerade für junge Familien und damit nicht zuletzt Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen die medizinische Versorgung auch in den ländlichen Regionen bedarfsgerecht zu sichern. Der Verweis auf die Versorgung angesichts einer Entfernung von 30 km zum Standort Sigmaringen kann diesen Versorgungsauftrag angesichts der hohen Geburtenzahlen im Einzugsbereich Bad Saulgau absolut nicht gerecht werden. Aktuelle Vorfälle haben dieses Szenario wohl bereits dokumentiert.

Frau Bürkle als Aufsichtsratsvorsitzende und Landrätin sehen wir hier in der Verpflichtung, die Versorgung von bis zu 700 werdenden Müttern am Standort im Zusammenspiel mit dem SRH-Konzern unverzüglich und auch langfristig zu gewährleisten.

Der Gemeinderat der Stadt Bad Saulgau ist zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung des Schul- Gesundheits- und Wirtschaftsstandortes Bad Saulgau nicht bereit, weitere Verlagerungen zentraler Angebote der Daseinsvorsorge aus Bad Saulgau zu akzeptieren.

Der Gemeinderat der Stadt Bad Saulgau fordert die Aufsichtsratsvorsitzende, Frau Landrätin Bürkle und den Kreistag des Landkreises Sigmaringen als Aufgabenträger und Mitgesellschafter in der SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH auf:

  1. eine schnellstmögliche Wiederinbetriebnahme der Geburtenstation am Klinikstandort Bad Saulgau sicherzustellen und die Klinikleitung zu verpflichten, die hierfür erforderlichen Maßnahmen entsprechend der damals vertraglich vereinbarten Verpflichtungen unverzüglich zu ergreifen,
  2. den langfristigen Erhalt des Klinikstandortes Bad Saulgau durch eine gesicherte und bedarfsgerechte Grundversorgung auch im Bereich der Geburtshilfe am Standort Bad Saulgau sicherzustellen,
  3. erforderlichenfalls das Vertragsverhältnis im SRH-Verbund in Frage zu stellen und die 3 Kliniken wieder in eine gesicherte Zukunft in maßgeblicher Verantwortung und/oder Trägerschaft des Landkreises zu übernehmen.

PDF: Hier haben wir die Resolution der Stadt Bad Saulgau als PDF hinterlegt.

Verwendete Bilder:
– Werner Stalla | SRH Gesundheits GmbH
– Andrea Bogner-Unden MdL | Dennis Williamson
– Klaus Burger MdL | Klaus Burger MdL
– Richard Striegel | Stadt Bad Saulgau