Aktuell sind die gestiegenen Preise für Waren aller Art und die damit einhergehende Inflation in Deutschland in aller Munde. Dazu kommt der massive Rückgang auf dem Immobilienmarkt. Die gesamte deutsche Wirtschaft scheint sich aktuell eine kleine Verschnaufpause zu nehmen und keiner weiß so ganz genau, wie es mit der Wirtschaft in Zukunft weitergehen wird. Umso wichtiger erscheint es also gerade jetzt, in einem festen Arbeitsverhältnis zu stehen und jeden Monat ein geregeltes Einkommen zu haben.
Grundsätzlich stabiler Arbeitsmarkt im Kreis Ravensburg
Das die Kreisstadt Ravensburg und ihre umliegenden Gemeinden seit jeher wirtschaftlich recht gut dastehen, ist kein Geheimnis. Laut den aktuellen Statistiken der Bundesagentur für Arbeit waren im Berichtsmonat Mai im Kreis Ravensburg 4.382 Personen arbeitslos gemeldet – jeweils ca. die Hälfte davon war bei der Agentur für Arbeit und beim Jobcenter arbeitslos gemeldet. Das ergibt eine kumulierte Arbeitslosenquote für den Monat Mai 2023 von 2,6 %, was lediglich eine marginale Erhöhung von 0,3 % im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet. Zum Vergleich: Deutschlandweit lag die Arbeitslosenquote im Mai 2023 bei 5,5 % –> ein Anstieg von 0,6 % zum identischen Zeitpunkt im Vorjahr.
Bei aktuell 2.614 unbesetzten Arbeitsstellen im Raum Ravensburg wird zudem deutlich, dass es auch hier in der Region massiv an Fachkräften und Arbeitskräften insgesamt fehlt. Auch wenn die Statistik keinen genauen Aufschluss darüber gibt in welchen Branchen oder Bereichen der Wirtschaft die Fachkräfte/Arbeitnehmer im Einzelnen fehlen, so dürften die unterversorgten Brachen dennoch weitläufig bekannt sein: Speziell in den Bereichen Pflege, Handwerk, Gastronomie, Einzelhandel und im Dienstleistungssektor allgemein, fehlt es an motiviertem und fachkundigem Personal. Und aktuell scheint es nicht absehbar, dass sich dieser negative Trend in den nächsten Jahren aufhalten lässt. Dabei locken bereits viele Unternehmen der betroffenen Branchen mit höheren Löhnen, besseren Arbeitsbedingungen oder gar 4-Tage-Wochen – bisher größtenteils jedoch leider ohne Erfolg.
Sorgenkind Ausbildungsmarkt
Die Belege für den enormen Fachkräftemangel finden sich auch in der Statistik des regionalen Ausbildungsmarkts wieder. Im Raum Ravensburg gibt es für den diesjährigen Ausbildungsbeginn im September, laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit, aktuell noch 1.300 unbesetzte Ausbildungsstellen, bei gleichzeitig 460 unversorgten Bewerbern – was nebenbei einen Anstieg von 32 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Hier stellt sich zwangsläufig die Frage: Wie können fast 500 junge Menschen ohne Zusage für eine Ausbildung für den September sein, wenn doch noch über 1.000 Ausbildungsstellen frei sind? Dies hängt damit zusammen, dass Bewerber und freie Stellen nicht immer „matchen“. Die Gründe hierfür können beispielsweise fehlende Voraussetzungen der Bewerber für bestimmte Stellen sein, auch passen der Ausbildungsberuf und die Vorstellungen der Bewerber nicht immer zusammen. Wenn ein junger Mensch gerne Industriemechaniker werden möchte, wird er sich nicht auf eine Bäckerlehre oder eine Ausbildung im Einzelhandel bewerben. Es ist also grundsätzlich völlig normal, dass nicht alle Bewerber eine passende Ausbildung bekommen. Dennoch ist durch den enormen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zu erkennen, dass die Vorstellungen und Wünsche der Bewerber deutlich von den Angeboten der Arbeitgeber abweichen. Auch scheint auf beiden Seiten die Flexibilität zu fehlen, sich in irgendeiner Form annähern zu können.
Im Grunde zeigt die oben aufgeführte Statistik recht deutlich, dass es auch in diesem Herbst wieder jede Menge Verlierer geben wird – auf der einen Seite die Betriebe, die ihre freien Ausbildungsstelen nicht besetzt bekommen und auf der anderen Seite die jungen Schulabgänger, welche sich mindestens ein weiteres Jahr mit mehr oder weniger sinnvollen Überbrückungsmöglichkeiten „herumschlagen“ müssen.
Auch wenn es beim Ausbildungsmarkt, verglichen mit der gesamten Bundesrepublik, im Raum Ravensburg ebenfalls noch recht ordentlich aussieht, sollte dieser negative Trend unbedingt genaustens verfolgt werden. Denn aktuell scheinen die bisher ergriffenen Maßnahmen dagegen nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Dabei sind Nachwuchskräfte für Unternehmen besonders wertvoll – bringen sie doch stets neue Impulse und Ideen mit. Und bis zum tatsächlichen Ausbildungsbeginn im September ist ja auch noch ein wenig Zeit – möglicherweise tut sich noch etwas auf dem Ausbildungsmarkt und es kommen noch ein Paar „Matches“ dazu.