Neuer Höchststand: RKI meldet 37.120 Corona-Neuinfektionen

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt. (Bild: Lennart Preiss/dpa)

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Das Robert Koch-Institut registriert binnen eines Tages 37.120 Corona-Neuinfektionen und 154 Todesfälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz nähert sich ihrem Allzeithoch.

Berlin/Lindau (dpa) – Vor dem Hintergrund einer verschärften Risikobewertung durch das Robert Koch-Institut (RKI) und einem Rekordwert bei den Neuinfektionen haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern ihre Beratungen über Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung fortgesetzt.

Wie ist die Lage?

Ernst. Das RKI meldet den bislang höchsten Wert an Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie. Die Gesundheitsämter übermittelten binnen eines Tages 37.120 nachgewiesene Fälle. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz (169,9) hat den Höchststand der dritten Corona-Welle im Frühjahr übertroffen. Den Höchstwert der Inzidenz in der gesamten Pandemie gab es in der zweiten Welle am 22.12.2020 mit 197,6.

Für unvollständig oder nicht Geimpfte änderte das RKI die Risikobewertung von «hoch» auf «sehr hoch», wie aus dem am Donnerstagabend veröffentlichten Wochenbericht hervorgeht. «Für vollständig Geimpfte wird die Gefährdung als moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend eingeschätzt», hieß es.

Noch vor einer Woche war das Risiko für Geimpfte im Bericht als «moderat» beschrieben worden. Das RKI betont aber auch, dass alle hierzulande verfügbaren Impfstoffe «nach derzeitigem Erkenntnisstand bei vollständiger Impfung wirksam vor einer schweren Erkrankung» schützten.

Die aktuelle Entwicklung der Lage sei «sehr besorgniserregend», schreibt das RKI. Wenn Maßnahmen wie Masken, Abstand, Verringern von Kontakten und Lüften nicht rasch die Zahl der Ansteckungen senkten, sei eine weitere Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle zu befürchten. Auch könnten in diesem Fall laut Bericht die Behandlungskapazitäten der Intensivstationen überschritten werden.

Wie weiter mit Alten- und Pflegeheimen?

Die Konferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hat eine Ausweitung der Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen beschlossen. Man wolle eine «Sicherheitsschleuse» in den Heimen hinterlegen und dazu ein Bundesgesetz anschieben, sagte der Vorsitzende der Konferenz, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nach Ende der Tagung der Ressortchefs in Lindau am Bodensee (Bayern). Demnach sollen etwa geimpfte oder genesene Besucher von Heimen zusätzlich zu Tests verpflichtet werden, die aber kostenlos sein sollen.

Holetschek bezeichnete die Infektionslage in Deutschland als «teilweise dramatisch, besorgniserregend und alles andere als entwarnend». Die Lage sei ernst und werde zunehmend ernster. «Es ist wichtig, die Dynamik, die jetzt da ist, zu brechen», sagte Holetschek.

Mehr Auffrischungsimpfungen

Auffrischimpfungen sollen für alle Geimpften nach sechs Monaten ermöglicht werden. Dafür sähen die Bundesländer unter anderem Impfbusse und Impfzentren vor, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Auch die niedergelassenen Ärzte würden sich für die Auffrischimpfungen engagieren. «Boostern nach sechs Monaten sollte die Regel werden –  nicht die Ausnahme.» Insbesondere gelte dies für Ältere und das Personal von Pflege- und Gesundheitseinrichtungen.

Droht ein neuer Lockdown?

Wohl kaum. Spahn betonte im TV-Sender RTL, der entscheidende Unterschied zu 2020 sei, dass man jetzt das Instrument des Impfens habe. Es sei auch wieder «ziemlich viel Alltag möglich». «Wichtig ist nur, dass dies ein Alltag mit Vorsicht ist und auch bleibt», mahnte Spahn. Strengere 3G-Regeln für Veranstaltungen in Innenräumen sollen zur Eindämmung des Virus beitragen. Die vierte Welle rolle mit voller Wucht durchs Land und 3G sei in Innenräumen daher «noch wichtiger» geworden, sagte Spahn.

Mit 3G ist gemeint, dass nur Geimpfte, Genesene oder Getestete Zugang erhalten. Konsens sei, «dass wir mehr Kontrolle brauchen von 3G im Alltag», sagte Spahn. Zudem solle 2G – also Zugang nur für Geimpfte und Genesene – als Option für Regionen mit sehr hohem Infektionsgeschehen bestehen. Es sei zum ersten Mal Konsens zwischen Bund und allen Ländern, dass es solche 2G-Regelungen geben müsse.