Narren übernehmen: Ländle feiert «Schmotzigen Dunschtig»

Ein Clownsgesicht.
Ein Clownsgesicht. (Bild: Roberto Pfeil/dpa/Symbolbild)

Deutsche Presse-Agentur
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Der «Schmotzigen Dunschtig» gehört zu den Höhepunkten der schwäbisch-alemannischen Fasnet. An diesem Tag werden nicht nur vielerorts die Schüler «befreit», es tagt auch das hohe Narrengericht in Stockach.

Mit Fanfaren, Schalmeien und vielen anderen Krachmachern starten die Narren am «Schmotzigen Dunschtig» in die heiße Phase der Fastnacht. Traditionell ziehen etwa in Konstanz am Bodensee die «Blätzlebuebe» schon um 6.00 Uhr mit lauter Musik durch die Gassen – Höhepunkt ist der Laternentanz, an dem sich viele Narren beteiligen. An dem Tag werden in vielen Gemeinden auch Schüler aus dem Unterricht befreit und Rathäuser gestürmt. Die Bürgermeister müssen dann symbolisch ihre Schlüssel herausrücken und erhalten ihn erst am Aschermittwoch wieder – solange haben die Narren das Sagen.

In Stockach tagt am Abend die närrische Justiz: Vor dem traditionellen «Narrengericht» muss sich in diesem Jahr der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki verantworten. Der 70-Jährige sei «ein Vorbild an Aufgeschlossenheit gegenüber Vertretern anderer politischer Meinungen und ein Freund unangepasster, gar grenzwertiger Rhetorik», hatte das Narrengericht im Vorfeld mitgeteilt. Kubicki ist seit 2017 Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

Das mehr als 600 Jahre alte «Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken» gehört zu den Höhepunkten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Auf der «Anklagebank» der Institution saßen bereits Franz Josef Strauß (CSU), Angela Merkel (CDU) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Zuletzt musste sich Grünen-Politiker Cem Özdemir als Beklagter verantworten. Das Gericht pausierte während der Corona-Pandemie.

Der «Schmotzige Dunschtig» ist zugleich auch der Auftakt der letzten Tage der fünften Jahreszeit: Bis zum Aschermittwoch wollen die Narren im Südwesten daher nochmal kräftig feiern.

Das Wort «Schmotziger» hat übrigens mit Dreck nichts zu tun: Es stammt vom alemannischen Ausdruck für Fett oder Schmalz («Schmotz»). «An diesem Tag ist der Anfang des Verzehrens fetter Fastnachtsspeisen und Steigerung anderer Lustbarkeiten», heißt es dazu beispielsweise im Glossar der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN).