Grenzshopping am Bodensee Wie sich Konstanz auf veränderte Freigrenzen einstellt

Wie sich Konstanz auf veränderte Freigrenzen einstellt
Schweiz will den Einkaufstourismus eindämmen. (Bild: Philipp von Ditfurth/dpa)

Deutsche Presse-Agentur
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Im äußersten Süden Deutschlands, insbesondere in der Grenzregion um Konstanz, kaufen Schweizer jährlich Waren im Milliardenwert ein. Der Shopping-Tourismus bringt der deutschen Wirtschaft erhebliche Einnahmen, führt jedoch auch zu politischen Diskussionen in der Schweiz. Jetzt reagiert die Alpenrepublik auf die Entwicklung und senkt die steuerfreie Einkaufsschwelle drastisch.

Halbierung der Steuer-Freigrenze: Das ändert sich

Seit dem 1. Januar gilt in der Schweiz eine neue Regelung: Die Freigrenze für steuerfreie Einkäufe im Ausland sinkt von 300 Franken auf 150 Franken (ca. 160 Euro). Einkäufe, die diese Grenze überschreiten, unterliegen der Schweizer Mehrwertsteuer. Der Regelsatz ist mit 8,1 Prozent zwar deutlich niedriger als in Deutschland (19 Prozent), dennoch bedeutet dies eine spürbare Verteuerung für viele Waren.

Wie reagiert die Region Konstanz?

Die deutschen Grenzregionen, insbesondere Konstanz als beliebtes Ziel für Schweizer Einkaufstouristen, beobachten die Entwicklung mit Spannung. Während einige Akteure kaum Auswirkungen erwarten, rechnen andere mit einer Veränderung im Einkaufsverhalten.

  • Politische Einschätzung: Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, stammt selbst aus der Region Waldshut. Sie glaubt, dass die Senkung der Freigrenze den Shoppingtourismus der Schweizer nicht erheblich beeinflussen wird. „Die Attraktivität des grenznahen Einkaufs bleibt bestehen“, so ihre Einschätzung.
  • Wirtschaftliche Perspektive: Die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee teilt diese gelassene Haltung. Sie sieht keine Bedrohung für die regionale Wirtschaft, obwohl es in Einzelfällen zu negativen Effekten kommen könnte.

Einzelhandel in Konstanz: Anpassung erwartet

Anders sieht es der regionale Einzelhandel, der die Änderungen genauer unter die Lupe nimmt. Besonders betroffen ist die Bodensee-Grenzstadt Konstanz, die für viele Schweizer ein attraktives Einkaufsziel ist. Sabine Seibl, Geschäftsführerin der Frischemärkte Baur, erwartet eine strategische Anpassung im Einkaufsverhalten der Schweizer:

„Unsere Kunden aus der Schweiz werden künftig ihre Einkäufe besser planen, größere Mengen auf einmal kaufen und möglicherweise gezielt in Gruppen zum Einkaufen kommen.“ Gleichzeitig rechnet sie mit einem Rückgang der Umsätze, da spontane Einkäufe durch die neuen Regelungen unattraktiver werden könnten.

Langfristige Auswirkungen unklar

Die Halbierung der Freigrenze könnte dazu führen, dass Schweizer ihre Shoppingtouren nach Deutschland stärker kalkulieren. Ob dies jedoch nachhaltig zu weniger Grenzbesuchen führt oder lediglich das Einkaufsverhalten ändert, bleibt abzuwarten. Klar ist: Konstanz und andere grenznahe Städte werden weiterhin eine wichtige Rolle im grenzüberschreitenden Handel spielen – wenn auch unter neuen Vorzeichen.