Hitze, Trockenheit, Extremwetter – der Bodensee erreicht einen der niedrigsten Wasserstände seit 20 Jahren. Behörden warnen vor Folgen für Umwelt, Wasserversorgung und Infrastruktur.
Seit Februar hat es in Baden-Württemberg zu wenig geregnet. Nun schlägt die Landesanstalt für Umwelt Alarm: Der Bodensee erreicht aktuell einen Pegelstand von nur 345 Zentimetern – rund 62 Zentimeter unter dem langjährigen Durchschnitt für Ende Juni. Einen niedrigeren Wert gab es zuletzt im Jahr 2005. Die Folgen spüren Natur, Tiere und zunehmend auch die Menschen rund um den See.
Niedrigwasser am Bodensee: Pegel sinkt weiter
„Die Trockenheit hat sich in diesem Jahr sehr früh eingestellt, ungewöhnlich ist die signifikante Niedrigwasserlage der Oberflächengewässer bereits jetzt, Ende Juni – Anfang Juli“, erklärt Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg). Laut Prognosen ist in den kommenden Wochen mit einem weiteren Rückgang zu rechnen.
Auch die Temperaturen des Bodensees sind ungewöhnlich hoch. In der Seemitte des Obersees liegen sie bereits jetzt über dem Niveau der Vorjahre – und das waren schon überdurchschnittlich warme Jahre.
Gewässer in Baden-Württemberg im Ausnahmezustand
Nicht nur der Bodensee ist betroffen: Landesweit zeigen sich die Folgen der Trockenheit. An 19 von 26 Messstationen in Flüssen wie Rhein, Neckar und Donau wurden am 30. Juni neue Temperaturrekorde gemessen – teilweise mit Werten über 28 Grad.
Die Hitze wirkt sich auch auf den Sauerstoffgehalt aus. Zwar sind die Werte laut Behörden noch ausreichend, doch ein flächendeckendes Fischsterben kann nicht ausgeschlossen werden: „Trotzdem kann mit Fischsterben in einzelnen Gewässern gerechnet werden, wenn Gewässerabschnitte trockenfallen oder Fische aus zu heißen Bereichen nicht ausweichen können“, warnt die LUBW.
Starkregen: Bedrohlich statt hilfreich
Auch die angekündigten Gewitter bringen kaum Entlastung. Vielmehr besteht die Gefahr, dass Starkregen auf die ausgetrockneten Böden trifft und diese das Wasser nicht aufnehmen können. Dr. Ulrich Maurer erklärt: „Parallel zur aktuell ausgeprägten Niedrigwasserlage können sich in den kommenden Tagen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Baden-Württemberg lokal teils extreme gewittrige Starkniederschläge entwickeln. Diese fallen auf trockene Böden oder versiegelte Flächen, die das Wasser nicht aufnehmen können. Wir empfehlen der Bevölkerung, die Warnungen des DWD zu verfolgen.“
Starkregen könne zwar zu kurzfristigen Anstiegen der Wasserstände führen, die grundlegende Niedrigwasserlage werde dadurch jedoch nicht beendet, so die Fachleute.
Vegetation leidet, Nutzung teils eingeschränkt
Neben den Gewässern leidet auch die Vegetation. Besonders im Norden des Landes und im Neckargebiet herrscht laut LUBW bereits Trockenstress. In mehreren Landkreisen gelten deshalb Einschränkungen bei der Nutzung von Flüssen, Bächen und Seen. Der „Lagebericht Wassernutzung“ auf der Webseite des Niedrigwasser-Informationszentrums gibt einen Überblick über die aktuellen Einschränkungen.
Klimawandel sichtbar und spürbar
Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) sieht in der aktuellen Lage ein deutliches Signal: „Die Hitze, die wir in diesen Tagen erleben, und der ausbleibende Regen sind Phänomene, die in dieser Ausprägung neu sind. Wir müssen uns klarmachen, sie sind deutliche Zeichen des Klimawandels, dessen Folgen Mensch und Natur das Leben schwermachen.“
Walker weiter: „Wie wichtig Klimaschutz auch für die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger ist, wird an diesen Wetterextremen für uns alle überdeutlich sichtbar und spürbar. Um besser mit Niedrigwasser- und Trockenperioden umgehen zu können, haben wir im Land eine Wassermangelstrategie entwickelt, die zum Ziel hat, unser Wasser zu schützen, den Umgang mit Wasser nachhaltig zu gestalten und die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser langfristig zu sichern. Nur wenn wir das Thema strukturiert und engagiert angehen, kann es in Zukunft gelingen, Mensch und Natur besser zu schützen.“
Blick nach vorn: Entspannung frühestens nächste Woche
Eine kurzfristige Entspannung der Lage ist laut Experten frühestens ab kommender Woche zu erwarten. Bis dahin bleibt die Lage am Bodensee und in vielen weiteren Regionen des Landes angespannt. Die LUBW und das Niedrigwasser-Informationszentrum beobachten die Entwicklung fortlaufend und stellen aktuelle Daten und Prognosen unter www.niz.baden-wuerttemberg.de bereit.
Dieser Beitrag wurde unter Mitwirkung eines KI-Systems erstellt und von der Redaktion geprüft.
(Quelle: dpa, LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg)