Die Bundesanwaltschaft hat drei ukrainische Staatsangehörige wegen des dringenden Verdachts festnehmen lassen, für russische Geheimdienste Sabotageakte in Deutschland vorbereitet zu haben. Die Männer sollen geplant haben, Sprengstoff- und Brandsätze in Paketen zu verschicken, die während des Transports explodieren sollten.
Wie die Bundesanwaltschaft am Dienstag mitteilte, erfolgten die Festnahmen am 9. Mai in Köln (Vladyslav T.), am 10. Mai in Konstanz (Daniil B.) sowie am 13. Mai im schweizerischen Kanton Thurgau (Yevhen B.). Die beiden in Deutschland Festgenommenen wurden bereits dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt und befinden sich in Untersuchungshaft. Yevhen B. soll nach seiner Überstellung ebenfalls dem Bundesgerichtshof vorgeführt werden.
Anschlagspläne mit Thermit – Testpakete in Köln
Nach bisherigen Erkenntnissen hatten sich die drei Männer gegenüber mehreren mutmaßlich im Auftrag russischer staatlicher Stellen handelnden Personen bereit erklärt, Sabotageakte auf den Gütertransport in Deutschland durchzuführen. Die Beschuldigten planten, Pakete mit Spreng- oder Brandvorrichtungen, unter anderem mit dem extrem heißen brennenden Stoff Thermit, an Empfänger in der Ukraine zu versenden. Die Vorrichtungen sollten sich während des Transports entzünden und so gezielt Frachtverkehr stören und die Bevölkerung verunsichern.
Zur Vorbereitung gab Vladyslav T. laut Ermittlungen Ende März zwei Testpakete in Köln auf. Darin befanden sich unter anderem GPS-Tracker, um Transportwege und Versandzeiten zu analysieren. Die Inhalte der Pakete wurden durch Daniil B. bereitgestellt, die Anweisung zur Aktion kam von Yevhen B.
Ermittlungen durch Bundesanwaltschaft und BKA
Die Ermittlungen werden vom Bundeskriminalamt (BKA) geführt, unterstützt von der Polizei, dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), dem Generalbundesanwalt, dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg sowie dem Staatsschutz. Aufgrund der «besonderen Bedeutung» des Falls hat die Bundesanwaltschaft das Verfahren übernommen.
Laut dpa gehen die Behörden davon aus, dass keiner der Männer zuletzt einer regulären beruflichen Tätigkeit nachging. Alle drei sind ukrainische Staatsbürger.
Hintergrund: Warnungen vor russischer Sabotage
Die Festnahmen erfolgen vor dem Hintergrund zunehmender Warnungen deutscher Sicherheitsbehörden vor russischer Spionage und Sabotage. Bereits im Herbst 2024 hatte der damalige Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, auf ein mutmaßlich von Russland initiiertes Sabotageereignis verwiesen: Ein Brandsatz in einem Luftfrachtpaket, der im Juli 2023 im DHL-Logistikzentrum Leipzig zündete, hätte beinahe zu einem Flugzeugabsturz geführt – nur eine Verzögerung beim Weiterflug verhinderte Schlimmeres.
Der BND, die Bundeswehr und das BfV berichten von zunehmender russischer Spionageaktivität in Deutschland. Dazu zählen Drohnenflüge über Militäranlagen, Sabotageversuche auf deutschen Kriegsschiffen und Vorfälle in Logistikzentren. BfV-Vizepräsident Sinan Selen sprach jüngst von fast täglichen Angriffen auf sicherheitsrelevante Infrastruktur.
Die Ermittlungen gegen die drei Festgenommenen dauern an. Weitere Einzelheiten zur mutmaßlichen Agententätigkeit und den Hintermännern der geplanten Anschläge sind bislang nicht öffentlich bekannt.
(Quelle: BILD/ Pressemitteilung Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof, dpa)