Im Mittelalter war das Kloster Reichenau ein wichtiger kultureller und politischer Ort. Auf die Gründungsurkunden lohnt sich bei der Großen Landesausstellung im kommenden Jahr einer genauer Blick.
Bis ins Mittelalter reicht sie zurück, die Geschichte der Klosterinsel Reichenau im Bodensee. Doch die Urkunden, die die Klostergründung im Jahr 724 belegen sollen, sind Fälschungen. «Es sind echte Urkunden des 12. Jahrhunderts, die vorgeben, Urkunden des 8. Jahrhunderts zu sein», sagte Rainer Brüning vom Landesarchiv Baden-Württemberg/Generallandesarchiv Karlsruhe.
Trotzdem seien sie historisch sehr bedeutsam. «Diese Urkunden sind zwar aus dem 12. Jahrhundert, aber die Forschung ist sich einig, dass sie auf Ereignisse verweisen, die tatsächlich um das Jahr 724 auf der Reichenau stattgefunden haben. Es hat eine Klostergründung gegeben», sagte Brüning. Ziel der Fälschungen sei es gewesen, vermeintlich alte Rechte der Reichenau gegen Angriffe im 12. Jahrhundert zu verteidigen.
Zu sehen sein werden die Urkunden ab dem 20. April 2024 bei der Großen Landesausstellung «Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau» auf der Insel und im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz. Unter den Exponaten wird demnach neben den Urkunden der «Codex Karlsruhe 504» sein – eine der Handschriften aus der Bibliothek des Klosters Reichenau, die in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe aufbewahrt werden.
Das Badische Landesmuseum nimmt das 1300-jährige Jubiläum der Klosterinsel zum Anlass, um die Forschung auf den aktuellen Stand zu bringen. Die Ergebnisse fließen in die sechs Monate lange Schau ein. Sie entsteht in Zusammenarbeit mit der Badischen Landesbibliothek, dem Landesarchiv Baden-Württemberg/Generallandesarchiv Karlsruhe und dem Landesamt für Denkmalpflege/Archäologisches Landesmuseum.