Frühaufsteher erfreuen sich im Sommer am fröhlichen Konzert der heimischen Singvögel und in anderen Ländern werden die Piepmätze einfach als Delikatesse verspeist. Der Zoll in Friedrichshafen entdeckte bei einer Reisegruppe aus dem arabischen Raum neben viel Fleisch auch 130 tiefgefrorene Singvögel.
Bereits Ende Juni fanden Zollbeamte bei einer Reisegruppe nicht nur knapp 100 Kilogramm Fleisch, sondern auch viele tote Singvögel. Wie es in einer Pressemitteilung heißt, waren die Vögel bereits für den Verzehr vorbereitet. Gegen die Personen, die die Tiere eingeführt haben, wird nun strafrechtlich ermittelt.
Von gefüllten Meerschweinchen über frittierte Skorpione
„Bei den Piepmätzen handelte es sich um Mönchsgrasmücken und eine kleine Wachtelart“, so Hagen Kohlmann, Pressesprecher der Hauptzollamts Ulm. Besonders die Mönchsgrasmücke hat einen hübschen und melodischen Gesang, heißt es vom NABU. Sie überwintert in Südeuropa oder Nordafrika.
Andere Länder, andere Sitten. Die kulinarische Speisekarte der Welt ist vielfältig und was für die meisten von uns undenkbar und abartig erscheint, ist für andere eine Delikatesse. Ob gebratene Schlangen, gefüllte Meerschweinchen, frittierte Skorpione, gebratene Spinnen oder Froschschenkel – die Vielfalt ist nahezu grenzenlos.
Im Urlaub nicht auf Lieblingsspeise verzichten
Die eingeführten Singvögel am Bodensee waren die Lieblingsspeise einer alten Dame aus der Reisegruppe, ergab die Befragung des Zolls. „Die wohlhabenden Passagiere landeten mit einem Privatflugzeug in Friedrichshafen und hatten extrem viel Gepäck dabei“, so der Pressesprecher. Das brachte die Zollbeamten dazu, sich die einzelnen Koffer näher anzuschauen.
Die rund 100 Kilo Schaf- und Rindfleisch sowie die tiefgefrorenen Vögel waren als Eigenbedarf gedacht und sollten auf dem Speiseplan der nächsten Wochen stehen.
Durch die Einfuhr der Singvögel hat die Gruppe aus dem arabischen Raum bei uns gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen. Wie es in einer Pressemitteilung heißt, konnte unter Einbeziehung des Bundesamts für Naturschutz in Erfahrung gebracht werden, dass es sich bei den Tieren mutmaßlich um Wildfänge handelt.
Immer wieder landen Singvögel auf dem Teller
Jedes Jahr werden Millionen Singvögel und größere Zugvögel getötet – nur um sie zu essen. Sie werden meist illegal mit Fangnetzen und Leimfängern während des Vogelzuges gefangen. Die Singvögel sind nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie streng geschützt und dürfen nicht in die EU gebracht werden.
Populär sind Singvogelgerichte beispielsweise auch in Frankreich. Hier ordern zahlungskräftige Gourmets sie als Luxusmenüs in Edelrestaurants. Das Ganze ist ein lukratives Geschäft. Mehr Infos auch bei www.wildvogelhilfe.org
Beim Verspeisen wird der Kopf zugedeckt
Ortolane gelten vor allem in der Gegend von Bordeaux (Frankreich) als Delikatesse – mit Folgen für den ohnehin stark zurückgehenden Bestand. Die Singvögel werden in Frankreich gefangen, um ihn zur «Fettammer» zu mästen.
Der Vogel wird dann meist an Neujahr mit einer Serviette über dem Kopf verspeist. „So soll verhindert werden, dass die reichen Aromen entfliehen, die entstehen, wenn der Gourmand den Vogel mit Knochen und Innereien kaut. Ein Vorgang, der mehrere Minuten dauert“, so der NABU. In den letzten zehn Jahren kämpfen LPO (Birdlife in Frankreich) und CABS (Komitee gegen den Vogelmord) gegen diese Praxis.
(Quelle: PM Hauptzollamt Ulm/Nabu)