Verwirrung um Tickets und Cards rund um den Bodensee

Gebäude der Bodensee Schifffahrt BSB am Hafen in Friedrichshafen.
Gebäude der Bodensee Schifffahrt BSB am Hafen in Friedrichshafen. (Bild: picture alliance / Goldmann | Goldmann)

Verschiedene Tickets gibt es rund um den Bodensee. Aber welches ist für mich am günstigsten, billigsten, sinnvollsten? Und warum gibt es kein einheitliches Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel rund um den See? Wir sind dieser Frage nachgegangen und haben versucht, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

Eine Nachricht der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) ließ zu Jahresbeginn aufhorchen: Mit gebündelter Kraft soll die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel im Bodenseeraum attraktiver gemacht werden. Dabei wollen fünf Schweizer Kantone, das Land Vorarlberg und vier deutsche Landkreise zusammen mit den Verkehrsunternehmen sowohl die Kommunikation als auch den Vertrieb grenzüberschreitender Fahrausweise fördern.

Hört sich erst mal gut an. Aber wie ist die Realität? Was ist für Einheimische und Touristen tatsächlich geboten und wer behält den Überblick über die verschiedenen Angebote?

Bodensee Ticket

Dieses Ticket gibt es als Tageskarte oder als 3-Tages-Pass und das länderübergreifend. Eingeteilt wird in drei Zonen: West, Ost und Süd. Man kann alle einzeln oder jeweils zusammen erwerben. Aber jetzt wird es schon komplizierter: Die Karten sind auch noch nach den jeweiligen Verkehrsverbünden sortiert. In der Schweiz „Ostwind“, in Österreich „Vorarlberger Verkehrsverbund“ und in Deutschland „bodo“ oder „VHB“.

Auf jeden Fall ist man grenzüberschreitend rund um den See preisgünstig unterwegs, allerdings nur in Bussen, Bahnen (Regionalverkehr) und auf den beiden Fährverbindungen (Friedrichshafen-Romanshorn und Meersburg-Konstanz/Staad).

Bahnreisende steigen am Bahnhof in Überlingen in einen Regionalzug ein // Symbolbild.
Bahnreisende steigen am Bahnhof in Überlingen in einen Regionalzug ein // Symbolbild. (Bild: picture alliance/dpa | Felix Kästle)

Für die Fahrradmitnahme braucht man eine zusätzliche Fahrrad-Kombi-Karte. In Bussen können Räder nicht befördert werden.

Praktisch wäre es natürlich, wenn das Bodensee-Ticket auch auf den Schiffen der Weißen Flotte gelten würde. Fehlanzeige! Aber immerhin gewähren die Bodensee-Schiffsbetriebe mit dem Bodensee Ticket einen Nachlass von 25 % pro Person.

Unterschiedliche Preise gibt es für Einzelpersonen, zu zweit, als Familie oder auch als Kleingruppe. Bei zwei Erwachsenen kostet ein Tagesausflug z.B. 11,83 Euro pro Person und die Kinder reisen gratis mit.

Kinder gelten im Alter von sechs bis 15 Jahren. Kinder unter sechs Jahren reisen immer gratis. Als Kleingruppe gelten ein bis zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder. Ein verwandtschaftliches Verhältnis ist nicht erforderlich. Anstelle eines Kindes darf man auch einen Hund mitnehmen.

Eine Tageskarte für alle drei Zonen kostet z.B. für einen Erwachsenen 38 Euro, für die Kleingruppe 71 Euro. Drei Tage kosten für einen Erwachsenen 59 Euro, für die Kleingruppe 111 Euro. Nationale Rabattierungen (wie z.B. in Deutschland die Bahncard) werden anerkannt.

An einem Tag kann man beliebig viele Fahrten in jede Richtung unternehmen.

Erwerben kann man das Bodensee Ticket an allen Bahnhöfen im Geltungsbereich  rund um den See, bei den Verkehrsunternehmen, den Verkaufsstellen der BSB und den Tourismusbüros.

Das Fazit: Die Zoneneinteilung ist etwas unübersichtlich. Wenn jetzt noch die Schiffe der Weißen Flotte mitmachen würden, wäre das schon eine runde Sache.

Angebote der Bodensee-Schifffahrt

Aber auch die Bodensee-Schiffe selbst bieten einige Vergünstigungen. Die Saisonkarte mit der Weißen Flotte auf dem Bodensee und dem Rhein kostet für Erwachsene pro Person 295 Euro. Kinder zahlen 28 Euro. Für die Fahrradmitnahme pro Saison muss man 77 Euro zusätzlich berappen.

Eine Fahrt für einen Erwachsenen von Bregenz nach Konstanz kostet als Tageskarte z.B. 40 Euro, für zwei Erwachsene und alle Kinder 82,90 Euro.

Das Passagierschiff Schwaben der Bodensee Schiffsbetriebe (BSB) fährt von Meersburg Richtung Bregenz in Vorarlberg.
Das Passagierschiff Schwaben der Bodensee Schiffsbetriebe (BSB) fährt von Meersburg Richtung Bregenz in Vorarlberg. (Bild: picture alliance/dpa | Felix Kästle)

Auf allen Kursschiffen der Weißen Flotte haben alle am Tag ihres Geburtstages freie Fahrt (gilt auch für Erwachsene, Lichtbildausweis erforderlich beim Kauf). Wer das Fahrrad mitnehmen will, sollte das an den Montagen tun. Dann fährt das Rad kostenlos mit, allerdings nicht in der Hauptsaison vom 18.05. bis zum 10.09. und an Feiertagen.

Angeboten werden auch sogenannte „Kombitickets“. Bei vielen Bodensee-Attraktionen sind Schifffahrt und Eintrittspreis enthalten (www.bsb.de/sehenswuerdigkeiten).

Das Fazit: Das Fahrplanangebot wurde in diesem Jahr sichtlich eingeschränkt. Es scheint so zu sein, dass man auf die reine Kursschifffahrt nicht mehr den großen Wert legt wie früher. Dafür will man wohl mehr Fahrgäste für Event- und Gourmetfahrten gewinnen. So entfällt seit 2023 der Fahrplan für die sogenannte Nebensaison. Es gibt nur noch Vor- und Hauptsaison.

2023 fährt z.B. der beliebte Schnellkurs in der Hauptsaison von Bregenz über Lindau direkt nach Meersburg weiter wie bisher zur Insel Mainau aber nicht mehr bis nach Konstanz und endet auf der Mainau. Wer nach Konstanz will, muss in Meersburg bei der Hin- und Rückfahrt umsteigen.

Bodensee Card PLUS

Freie Fahrt mit den Linienschiffen auf dem Bodensee und Rhein gibt es mit der Bodensee Card PLUS auf dem Wasser (nicht gültig für Sonderfahrten).

Gültig ist diese Karte an entweder drei oder sieben frei wählbaren Tagen während des gesamten Jahres. 160 Kooperationspartner sind mit dabei, wie z.B. der Affenberg in Salem, das Zeppelin-Museum in Friedrichshafen der Skywalk in Scheidegg, die Pfahlbauten in Unteruhldingen (um nur einige zu nennen) aber auch die Seilbahnen auf den Pfänder, den Säntis und die Bergbahnen in Malbun (Liechtenstein) sowie diverse andere Bahnen in der Region.

Die Bodenseefähren sind da leider nicht mit dabei, natürlich auch nicht Busse und Bahnen. Drei Tage für Erwachsene kosten 76 Euro, 7 Tage 121 Euro, Kinder sechs bis 15 Jahre 46 bzw. 73 Euro. Kinder unter sechs Jahren fahren mit den Eltern kostenlos mit.  

Mit dieser Karte kann man mit einem Ticket 160 Ausflugsziele in allen vier Ländern entdecken.
Mit dieser Karte kann man mit einem Ticket 160 Ausflugsziele in allen vier Ländern entdecken. (Bild: nternationale Bodensee Tourismus GmbH)

Die Bodensee Card PLUS gibt es im Online Shop, (Postversand oder selber ausdrucken) oder an rund 100 Verkaufsstellen in der Bodenseeregion (direkt zum Mitnehmen). Infos unter https://www.bodensee.eu/de/bcp/infos/verkaufsstellen.

Das Fazit: Mit dieser Karte kann man mit einem Ticket 160 Ausflugsziele in allen vier Ländern entdecken, das erfordert allerdings eine sorgfältige Planung. Besonders lohnt sich die Karte, wenn man verschiedene Angebote an einem Tag kombinieren will.   

Allgäu-Walser-Karte

Diese Karte gibt es seit 2014. Gedacht ist sie für Urlauber aber auch Einheimische. Mit der Karte sind diverse Angebote und Vergünstigungen im Oberallgäu aber auch im Westallgäu möglich. Enthalten sind u.a. kostenlose Busfahrten im Allgäu und mit der Regionalbus Augsburg im Westallgäu bis Lindau. Einschränkungen gibt es dabei beim Stadtbus Lindau. Da ist lediglich die Fahrt vom Bahnhalt in Reutin zur Insel und zurück kostenlos.

Welche Leistungen enthalten sind, findet man im Internet: Alles auf einen Blick.

Bei den jeweiligen Gastgebern liegt die Karte kostenlos bereit. Die Karte hat allerdings verschiedene Varianten und der Leistungsumfang ist von Ort zu Ort verschieden. Auch Parktickets sind regional unterschiedlich enthalten. Ob mit der Bahn auf die Berge (Sommer und Winter) aber auch zahlreiche andere Attraktionen wie Bäder sind enthalten. Aber aufgepasst: Die Karte ist nicht für alle Aktivitäten vorgesehen. Es gibt sogenannte Bürgerpakete (die sind von Ort zu Ort verschieden) und auch Upgrades sind möglich.

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Weitere Infos unter https://www.allgaeu-walser-card.com/

Das Fazit: Die Nutzungsmöglichkeiten bzw. der Leistungsumfang sind von Ort zu Ort verschieden. Die Karte erhalten Gäste nur in den gebuchten Beherbergungsbetrieben.

Ab 1. Mai gilt das 49-Euro-Ticket

Anders als das 9-Euro-Ticket von 2022 kann man 2023 das 49-Euro-Ticket nur im Abo und nicht einzeln für einen gewünschten Monat erwerben. Es ist monatlich kündbar und beginnt jeweils zum Monatsersten. Das Abo verlängert sich automatisch, sofern es nicht bis zum Vormonatszehnten gekündigt wurde. An Fahrscheinautomaten kann man das Ticket nicht kaufen. Bei privaten Unternehmen wie z.B. Flixtrain, gilt das Ticket nicht.

Im Prinzip gilt dieses Deutschlandticket in allen Zügen des Schienenpersonen-Nahverkehrs. Dazu zählen auch die S-Bahnen und die Regionalbahnen sowie diverse Straßenbahnen. In verschiedenen Verkehrsverbünden kann man auch die Busse nutzen. Dazu zählt u.a. auch der Bodensee-Oberschwaben-Verkehrsverbund.

Mit dem einheitlichen Tarif für die Nutzerinnen und Nutzer soll der ÖPNV deutschlandweit preiswerter und attraktiver werden.
Mit dem einheitlichen Tarif für die Nutzerinnen und Nutzer soll der ÖPNV deutschlandweit preiswerter und attraktiver werden. (Bild: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka)

ICE, IC und EC sind hingegen tabu. Aber auch die Bodensee-Schifffahrt und die Fähren auf dem Bodensee sind nicht enthalten. Kurios wird es allerdings dann, wenn man z.B. mit dem Bus von Meersburg nach Konstanz fährt. Dann ist die Überfahrt im Bus auf der Fähre enthalten.

Das Ticket ist personalisiert, kann also nicht übertragen werden. Kinder unter sechs Jahren sind frei.

Das Fazit: Vielfahrer auf kürzeren Strecken und Pendler profitieren wohl am meisten. Für größere Entfernungen muss man viel Zeit mitbringen. Die Bodensee-Schiffe sind leider nicht inbegriffen.

Eine Karte für alle Nutzer und Verkehrsmittel?

Für alle Urlauber und Einheimische rund um den Bodensee wäre es natürlich am besten und sinnvollsten, wenn man alle Züge, Busse, Bahnen und Schiffe grundsätzlich mit einer einzigen Karten nutzen könnte. Weil es sich aber um verschiedene Länder, Verbünde, Zuständigkeiten und gesetzliche Regeln handelt, dürfte das leider auch künftig so bleiben wie bisher.

Bodensee-S-Bahn wird wohl ein Wunschtraum bleiben

Ein lang gehegter Wunsch wäre auch eine sogenannte Bodensee-S-Bahn: In jeder halben Stunde in jede Richtung rund um den See. Aber auch das dürfte auf absehbare Zeit Zukunftsmusik bleiben. Zu viele verschiedene Interessen, Abrechnungsmodalitäten und Zuständigkeiten stehen dieser S-Bahn entgegen. Zudem sind einige Streckenabschnitte bislang nur eingleisig ausgebaut, was den Halbstundentakt zusätzlich erschwert, wenn nicht sogar unmöglich macht.

Für die Internationale Bodenseekonferenz gibt es also noch viel zu tun. Ein Ziel bleibt: Immer mehr Verkehr von der Straße auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu bringen. Das schont die Umwelt und den Geldbeutel und ist Voraussetzung für die viel beschworene Mobilitätswende.

Was die verschiedenen Tickets rund um den See und in der Region angeht, muss jeder für sich selbst entscheiden, was ihm wichtig ist und welches Angebot für ihn am günstigsten und sinnvollsten erscheint.