Der Gemeinderat hat am 13. Mai 2024 beschlossen, eine Bietergemeinschaft mit dem Bau und dem Betrieb eines AMD (Ambulanten Medizinischen Dienstleistungszentrums) mit zwei ambulanten Operationssälen neben dem Ärztehaus im Neubaugebiet Klinge II zu beauftragen. Voraussetzung ist, dass die Bietergemeinschaft den letzten noch offenen Punkten zustimmt, die Kommunalaufsicht des Landkreises Biberach keine Einwände hat und der Kreistag den Zuschuss entsprechend dem Kreistagsbeschluss vom 8. Dezember 2021 frei gibt.
Dem Beschluss ist ein europaweites Vergabeverfahren vorausgegangen. Um die Realisierung des AMD zu forcieren, hat der Gemeinderat den Beschluss unter dem Vorbehalt der oben genannten Punkte getroffen. Bürgermeister Schafft stellte einleitend in der Sitzung fest, dass die sich verändernde Krankenhauslandschaft, die Menschen einem enormen Änderungsdruck aussetzen: „Wie an vielen Stellen (Breitbandversorgung, Kinder- und Ganztagesbetreuung) wenden sich die Menschen hilfesuchend an die unteren staatlichen Ebenen. Gleichzeitig ist ein funktionierendes Gesundheitswesen, einer der wichtigen Standortfaktoren für die Städte und Gemeinden, gerade auch im ländlichen Raum, um im Wettbewerb um eine stabile Einwohnerentwicklung zu bestehen. Hier kommt den Mittelzentren eine wichtige Funktion zu. Weder die staatlichen Fördermittelstrukturen, noch das Handeln der von Wirtschaftlichkeit und Personalengpässen getriebenen privaten Aufgabenträger nehmen darauf aber angemessen Rücksicht. Im Gegenteil, eine Vielzahl von Auflagen erschweren die gewünschte Transformation der stationären zur ambulanten fachärztlichen Gesundheitsversorgung. In diesem Kontext sei ausdrücklich das Wirken von Gemeinderat und Verwaltung gelobt. Seit Jahren sind wir nach notwendigen Diskussionsphasen bei den wichtigen Entscheidungen einig – bis zur Einstimmigkeit!“
Schafft wies auch auf die Schwierigkeiten des Vergabeverfahrens hin: „Werben darf ich um das Verständnis, dass wegen der Vorgaben des Vergaberechts lange Phasen des Projekts der Öffentlichkeit entzogen waren. Umso schöner, dass wir jetzt den Schleier lüften können. Aus all den vorgenannten Gründen ist es jetzt so wichtig, die vorliegende und gemeinsam hart erarbeitete Chance zu nutzen und damit ein Zeichen für die Bürgerschaft, die Raumschaft und auch der Resilienz unseres Mittelraums zu setzen. In diesem Moment gilt unsere Dankbarkeit auch den Herren Minister Strobl und Lucha, dass wir uns dem Thema ambulantes Operieren (inkl. Betten) annehmen durften. Der Kassenärztlichen Vereinigung (namentlich Dr. Fechner) danke für den Austausch.
Danke unseren Abgeordneten für das stets offene Ohr und danke an den Kreistag und Landrat Mario Glaser für das Signal, die Stadt mit der Aufgabe nicht alleine zu lassen, sondern uns auch wirtschaftlich bei der Investition zu helfen. Einen besonderen Dank verdienen die Mitglieder der Bietergemeinschaft, die sich in das Projekt einbringen, organisatorisch/wirtschaftlich und/oder als Berufsträger: Axel Henle, Hans-Peter Selg, Dr. Sebastian Jung, Prof. Dr. Andreas Hildebrand, Frau Dipl.-Med. Diana Gitter und Dr. Sami Voglic. Bravissimo! – Denn ohne Menschen, die die von der Stadt bereitgestellte Infrastruktur mit Leben füllen, funktioniert es halt nicht: Geld macht bekanntlich nicht satt. Übertragen heilt Geld auch keine Krankheit!“
Erklärung der Bietergemeinschaft
Nach dem Beschluss des Gemeinderates erklärte Henle für die Bietergemeinschaft: „Wir stehen am Ende eines langen Weges. Die Entwicklung, bis hin zur Schließung des Krankenhauses zum 30. Juni 2020 kam für Riedlingen nicht unerwartet. Gemeinsam haben wir bereits im Vorfeld ein Modell entwickelt, ablösende Strukturen zu schaffen, um dem Wandel im Gesundheitswesen hin zur Ambulantisierung Rechnung zu tragen. Über Jahre hinweg und hunderten Stunden haben Verwaltung, Bürgerinitiative und Ärzte konstruktiv zusammengearbeitet und ein Modell entwickelt, das vernetztes Arbeiten in modernen zukunftsfähigen Gebäuden und Strukturen möglich macht. Nur so können weite Teile des Leistungsspektrums des bisherigen Krankenhauses in Riedlingen erhalten bleiben. Bei allen Beteiligten möchten wir uns herzlich bedanken.
Im ersten Schritt haben dann die Ärzte und Therapeuten bereits 2021 in Eigeninitiative und als Bauherren in Eigenverantwortung ein medizinisches Zentrum geplant, das im September 2023 bereits in Betrieb genommen werden konnte. Hier wird bereits jetzt vernetzt zwischen den Fachdisziplinen zusammengearbeitet. Dieses Zentrum ist in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung nicht mehr wegzudenken. Für interessierte Ärzte und Therapeuten, die es zu halten oder zu gewinnen gilt, bietet das ganze Konzept attraktive Arbeitsbedingungen. Für diese Leistung möchten wir uns bedanken. Nun kommt der zweite Schritt dieser Entwicklung, der wiederum Dreh- und Angelpunkt für die verschiedenen Disziplinen sein wird. Das ambulante OP-Zentrum eröffnet den Riedlinger BürgerInnen die Perspektive für den stark wachsenden Bedarf an ambulanten Eingriffen auch in Zukunft wohnortnah versorgt werden zu können. Bis zu dessen Umsetzung hat der Landkreis weiterhin die Unterstützung in Aussicht gestellt, den ambulanten OP am bisherigen Klinikstandort in Betrieb zu halten. Hierfür möchten wir uns bedanken.“