Ran an die Schwammerln, aber…?

Der Phanterpilz kommt von Sommer bis Herbst meist in Laubwäldern vor und ist sehr giftig.
Der Phanterpilz kommt von Sommer bis Herbst meist in Laubwäldern vor und ist sehr giftig. (Bild: Pixabay)

Ravensburg (le) – Die Pilzsaison ist in vollem Gange und die Fangemeinde wird immer größer. Champignons, Steinpilze und Pfifferlinge gehören zu den beliebtesten Pilzen Deutschlands.

Immer mehr Menschen kaufen Pilze jedoch nicht im Supermarkt, sondern wollen sie selbst sammeln. Es macht Spaß, mit den Kindern durch die Wälder zu streifen und dabei Pilze fürs Mittagessen zu entdecken. Was viele nicht wissen ist, dass etliche Speisepilze giftige Doppelgänger haben.

Er kennt über 600 Pilze

Dieter Heinzler ist Vorsitzender der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Friedrichshafen und kann über 600 Pilze bestimmen. Jedes Jahr bietet der geprüfte Pilzexperte vom 13. September bis 25. Oktober (im kleinen Sitzungssaal) im Ravensburger Rathaus – immer montags von 16.30 bis 17.30 Uhr – eine kostenlose Pilzberatung an. Wir haben den Experten gefragt.

Sind diese Pilze essbar? Dieter Heinzler gibt bei der kostenlosen Pilzberatung im Ravensburger Rathaus gerne Auskunft.
Sind diese Pilze essbar? Dieter Heinzler gibt bei der kostenlosen Pilzberatung im Ravensburger Rathaus gerne Auskunft. (Bild: Felix Kästle)

Was muss man wissen, bevor man in die Pilze geht?

Nur Pilzarten sammeln, die man genau kennt. Es empfiehlt sich, Pilze vorsichtig dem Boden zu entnehmen, da sich an der Stielbasis oft wichtige Merkmale befinden, die sonst im Wald verbleiben wie zum Beispiel die Scheide des Grünen Knollenblätterpilzes. Bei ganz kleinen Pilzen sind oft die Merkmale noch nicht ausgebildet – lassen Sie diese in Ruhe groß werden – für den nächsten Sammler. Vor dem Hineinlegen in den Korb sollten Sie die Pilze grob putzen, bei manchen Arten ist die schleimige Huthaut abzuziehen

Was gehört zur Grundausstattung?

Ein Pilzkorb (keine Plastiktüten), ein Messer, evtl. eine Lupe zum Erkennen von besonderen Merkmalen (Bsp: Stielnetz bei Steinpilz = weißes Netz und Gallenröhrling = dunkles Netz), ein gutes Bestimmungsbuch ist unerlässlich, evtl. Kamera zur Dokumentation des Fundortes

Sind Pilz-Apps hilfreich?

Die Benutzung von Pilz-Apps zur Bestimmung von Pilzen für Speisezwecke ist wie russisches Roulette. Die wichtigen Merkmale wie Geruch, Konsistenz… werden von den Apps nur unzureichend berücksichtigt. Die hundertprozentige Bestimmung anhand von Bildern ist meist nicht möglich und jedes fehlende Prozent bei der Bestimmung erhöht die Wahrscheinlichkeit sich zu vergiften

Zur Pilzberatung ins Rathaus immer den gesamten Pilz mitbringen - nur Hüte können oft nicht bestimmt werden
Zur Pilzberatung ins Rathaus immer den gesamten Pilz mitbringen – nur Hüte können oft nicht bestimmt werden (Bild: Felix Kästle)

Welche Speisepilze findet man bei uns in der Region am häufigsten?

Steinpilz, Pfifferling, Parasol, Trompetenpfifferling, Semmelstoppelpilz, Herbsttrompete und Maronenröhrling

Wie unterscheidet man einen frischen von einem alten Pilz?

Ein guter frischer Pilz hat eine harte Konsistenz und keinerlei Schimmel; alte Pilze sind oft weich und matschig, angeschimmelt und haben eine Vielzahl von Maden im Fruchtfleisch. Wenn bei Steinpilzen nach einem Druck mit dem Finger auf dem Hut eine Delle zurückbleibt ist der Pilz zu alt. Die meisten Vergiftungen werden durch verdorbene Pilze ausgelöst

Darf man so viel Pilze sammeln, wie man möchte?

Die meisten Pilze dürfen nur für den Eigenbedarf in geringer Menge gesammelt werden (1-2 kg je Person)

Welche Pilze sind die giftigsten, die in unseren Wäldern wachsen?

Grüner und weißer Knollenblätterpilz, Spitzgebuckelter Raukopf, Gift-Häubling, kleine Schirmlinge, Fliegenpilz und Pantherpilz

Warum passieren immer wieder Verwechslungen?

Verwechslungen passieren meist durch die Nichtbeachtung von eindeutigen Merkmalen der Pilze. Wer einen Knollenblätterpilz mit einem Wiesenchampignon verwechselt hat nicht auf die eindeutigen Merkmale geachtet oder kennt sie überhaupt nicht. Der Knollenblätterpilz hat immer weiße Lamellen, der Champignon nie.

Der Knollenblätterpilz hat eine Knolle, der Champignon nicht. Dies sind die eigentlichen Grundlagen der Pilzbestimmung, die jeder Pilzsammler wissen sollte. Die meisten Pilzsammler wissen z.B. nicht, dass es einen giftigen Champignon (Karbolchampignon) gibt, der bei uns sehr häufig zu finden ist. Es kommt dann die Aussage: „Ich habe gedacht, dass alle Champignons essbar sind.“

Sammeln Sie die Pilze in einen Korb, damit die Pilze luftig liegen können. Völlig ungeeignet sind Plastiktüten, da die Pilze darin „schwitzen“ und sehr leicht in Zersetzung übergehen
Sammeln Sie die Pilze in einen Korb, damit die Pilze luftig liegen können. Völlig ungeeignet sind Plastiktüten, da die Pilze darin „schwitzen“ und sehr leicht in Zersetzung übergehen (Bild: Pixabay)

Gibt es eine Pilzlektüre, die sie Anfängern empfehlen?

Empfehlenswert sind:
Rita Lüder – Grundkurs Pilzbestimmung (27 EUR)
Andreas Gminder – Handbuch für Pilzsammler (22 EUR)

Wie erkennt man eine Pilzvergiftung und was ist zu tun?

Treten nach einer Pilzmahlzeit Symptome wie etwa Schweißausbrüche, Durchfall und Benommenheit auf, besteht Verdacht auf eine Vergiftung. Umgehend einen Arzt oder eine Klinik aufsuchen. Wichtig: Es gibt keine vernünftigen Hausmittel bei einer Pilzvergiftung, die ohne ärztlich festgestellte Indikation eingesetzt werden können. Milch trinken ist immer falsch, aber auch Salzwasser trinken, um Erbrechen zu fördern oder Kohletabletten, um Durchfälle zu lindern, können schwere Nachteile mit sich bringen. Pilzreste sichern!

Für die Pilzberatung gilt:

  • Nur wenige Exemplare einer Art und wenn möglich in verschiedenen Altersstadien
  • Immer den gesamten Pilz mitbringen (nur Hüte können oft nicht bestimmt werden)
  • Unbekannte Pilze immer von bekannten Pilzen, die zu Speisezwecken begutachtet werden sollen, trennen
    (gesondert einpacken z.B. Bäckertüte; Alufolie; Obstschalen…)
  • Ein Pilzberater kann nur die Pilze begutachten, die er persönlich gesehen hat. In einem weiteren Korb im Auto kann z.B. der gefährliche Giftpilz lauern
  • Für Pilze, die anhand von Fotos bestimmt werden, gibt es keine Essensfreigabe

Infos zur kostenlosen Pilzberatung: Tel. 0751 / 82 102.