PV auf fast jedem Dach – Stadt Tuttlingen nimmt weitere Anlagen in Betrieb

Strom, selbst erzeugt: Auch die Feuerwehr bekam eine neue PV-Anlage.
Strom, selbst erzeugt: Auch die Feuerwehr bekam eine neue PV-Anlage. (Bild: Stadt Tuttlingen)

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Mehr erzeugt als verbraucht

Tuttlingen – Fast alle städtischen Gebäude sind jetzt mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet. Viele davon produzieren jetzt mehr Strom als in ihnen verbraucht sind. Als nächster Schritt sind E-Ladestationen geplant, in die der überzählige Strom eingespeist werden kann.

Pünktlich zu Beginn der sonnenreichen Jahreszeit erzeugten die ersten Module schon Strom: Im April gingen die ersten der neuen städtischen PV-Anlagen ans Netz, weitere folgte im Mai, mittlerweile sind acht der 13 geplanten Anlagen in Betrieb. Bei den restlichen dauert es noch etwas, und den Grund kann Stefan Hermann, Leiter des Fachbereichs Hochbau, mit einem Wort benennen: „Lieferengpässe“.

Vor allem bei den Wechselrichtern gibt es derzeit noch Probleme, die PV-Module selber wurden allesamt schon auf Vorrat geordert und sind verfügbar, die meisten sind auch schon montiert.

Sobald die fehlenden Teile da, geht es dann sehr schnell, und Stefan Hermann ist optimistisch: “Da ändert sich die Lage gerade täglich.“

Im Sommer letzten Jahres hatte der Gemeinderat beschlossen, auf allen städtischen Gebäuden PV-Anlage zu installieren, insofern es die Statik zulässt. Nachdem mehrere größere Bauten – zum Beispiel die LURS und die Hermann-Hesse-Realschule – schon seit längerer Zeit mit PV-Anlagen bestückt waren, galt es jetzt, die letzten Lücken zu schließen. 

„Hier können wir schnell und wirksam etwas für den Klimaschutz tun“, so OB Michael Beck, „dass das Land erst zwei Prozent seiner Gebäude entsprechend ausgestattet hat, kann ich nicht nachvollziehen.“ Umso erfreuter ist Beck, dass das Programm auf den städtischen Dächern so zügig umgesetzt wurde. „Auf dem Weg zur Energieunabhängigkeit sind wir jetzt ein Stückchen weiter.“

Wenn alle der neuen städtischen Solardächer am Netz sind, produzieren die 13 Gebäude insgesamt fast 774.240 kWh, bei einem Verbrauch von bisher 839.169 kWh. Alles in allem haben die Anlagen eine Gesamtleistung von 816 kWp – „wir nähern uns also gerade der Megawettgrenze“, so Stefan Hermann.

Zwar sind diese Werte zunächst eher theoretisch, da der Strom ja nicht konstant erzeugt wird, allerdings dürften die meisten Gebäude künftig fast ohne Zukäufe auskommen. Schließlich werden gerade Schulen oder Verwaltungsgebäude fast nur tagsüber genutzt – in den Zeiten also, in denen auch der meiste Solarstrom erzeugt wird. „Das Problem vieler Privathaushalte, die vor allem nach Feierabend viel Strom benötigen, haben wir hier kaum“, so Hermann.

Allerdings schwankt der Grad der Eigenversorgung auch bei den städtischen Liegenschaften von Gebäude zu Gebäude – je nach Architektur und Nutzung: Während zum Beispiel der Bauhof mit seinen großen Hallen fast das Vierfache seines Stromverbrauchs erzeugt, reicht es bei der Stadthalle mit ihren vielen Abendveranstaltungen nur für knapp die Hälfte. 

Finanziell dürfte sich das Projekt aber auf jeden Fall schnell rechnen: Dem Invest von 1,2 Millionen Euro stehen schon jetzt drastisch gesunkene Stromkosten gegenüber – und in Anbetracht der Entwicklung am Strommarkt wird sich der Effekt noch steigern. „Genau Zahlen können wir erst liefern, wenn wir mindestens eine komplette Saison hinter uns haben“, sagt Stefan Hermann, „und wir haben ja gerade erst angefangen.“

Bei den Gebäuden mit extrem hohen Überschüssen macht man sich aber schon jetzt Gedanken, wie man die Lage noch optimieren kann, zumal die Einspeisung ins öffentliche Netz wenig lukrativ ist. Beim Bauhof wird es daher schon bald mehrere neue Ladestationen geben – für den ständig wachsenden Bestand an E-Autos im städtischen Fuhrpark.

(Pressemitteilung: Stadt Tuttlingen)