Professorin? Warum nicht

Ein Schwerpunkt bei der Bewerbung des Berufsbildes „HAW-Professur“ liegt auch auf der Erhöhung des Frauenanteils unter den Lehrenden.
Ein Schwerpunkt bei der Bewerbung des Berufsbildes „HAW-Professur“ liegt auch auf der Erhöhung des Frauenanteils unter den Lehrenden. (Bild: Christoph Oldenkotte)

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RWU erhält Fördermittel in Höhe von 1 Million Euro zur Gewinnung und Qualifizierung von Professorinnen und Professoren / Bund und Länder fördern mit dem Programm „FH-Personal“ Konzepte zur nachhaltigen Personalgewinnung

Weingarten – Um die Gewinnung und Qualifizierung von Professorinnen und Professoren an Hochschulen für angewandte Wissenschaften weiter zu stärken, fördern Bund und Länder im Rahmen des gemeinsamen Programms „FH-Personal“ Konzepte zur nachhaltigen Personalgewinnung. Ein Expertengremium wählte jetzt die zu fördernden Hochschulen der ersten von zwei Bewilligungsrunden aus, darunter auch die Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU).

„Das Berufsbild der FH-Professur ist in Deutschland, vor allem aber international zu wenig bekannt“, sagt Professor Dr. Michael Pfeffer, Prorektor an der RWU für Forschung, Internationales und Transfer. „Voraussetzungen sind eine Promotion, eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung sowie die didaktische Eignung“, so Pfeffer. Diese Praxisnähe sei der Unterschied zur Uni-Professur. „Wir bilden für den Arbeitsmarkt aus, nicht primär für die Forschung.“

In die Aufgabe als Professorin hineinwachsen

Um dieses Berufsbild bekannter zu machen, vor allem aber um geeignete Bewerberinnen und Bewerber für Lehre und Forschung zu qualifizieren, bekam die RWU nun aus dem Förderprogramm „FH-Personal“ eine Million Euro für die Zeit von 2021 bis 2026 zugesprochen.

Die Hochschulen sind mit ihrer anwendungsorientierten Forschung wesentlicher Ideen- und Impulsgeber im Transformationsprozess von Wirtschaft und Gesellschaft. Hierfür ist hochqualifiziertes professorales Personal mit Erfahrung in Wissenschaft und Praxis unerlässlich. Um dieses Personal gewinnen zu können, möchte man an der RWU neue Wege der Rekrutierung von Professorinnen und Professoren beschreiten und gleichzeitig die Förderung von Nachwuchskräften ausbauen.

Um die Vernetzung in die Praxis zu verstärken, hat die RWU bereits Gespräche mit Unternehmen in der der Region geführt. Geplant ist zunächst die Beschäftigung von qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Lehre. „So kann auf der einen Seite Berufserfahrung gesammelt werden, auf der anderen Seite werden im Rahmen eines Lehrauftrags bereits erste Schritte in der Lehre unternommen“, sagt Pfeffer.

Internationale Ausrichtung der Personalgewinnung

Großen Wert legt man an der RWU neben der Erhöhung des Frauenanteils auch auf die internationale Ausrichtung des Projektes zur Personalgewinnung. „Wir sind mit 16 Prozent internationaler Studierender bereits eine internationale Hochschule“, so Pfeffer, „im Bereich der Lehrenden wollen wir das weiter ausbauen“. So könne etwa promovierten Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Ausland ermöglicht werden, ihre Industrieerfahrung in Oberschwaben zu sammeln. Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung von Professuren hatte die RWU in den letzten Jahren vor allem in den Ingenieurs- und Pflegewissenschaften.

„Eine unserer Zielgruppen für die anstehenden Maßnahmen sind diejenigen, die noch gar nicht wissen, dass sie für eine Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften qualifiziert sind,“ sagt Projektkoordinatorin Dr. Anja Wagner. Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Förderung von Doktorandinnen und Doktoranden vorgesehen. Etablierte Professorinnen und Professoren können über Schwerpunktprofessuren Impulse in Forschung und Lehre setzen. „Dies ist zum einen wichtig, da spannende Projekte die Hochschule für neue Bewerberinnen und Bewerber attraktiv machen. Zum anderen werden durch die Projekte Promotionsstellen geschaffen, was wiederum ein wichtiger Baustein für die Nachwuchsförderung ist,“ so Wagner.

Mit Informationsveranstaltungen zur „HAW-Professur“ will die RWU in den nächsten Jahren Berufsbild und Berufswege über die Hochschule hinaus bekannt machen.

Christoph Oldenkotte