Powerknolle frisch von der Insel

Der Renner: Seit über 3 Jahren wird auf der Insel Reichenau Bio-Ingwer angebaut.
Der Renner: Seit über 3 Jahren wird auf der Insel Reichenau Bio-Ingwer angebaut. (Bild: Reichenau-Gemüse eG)

Reichenau (le) – Die Insel Reichenau ist das südlichste Gemüseanbaugebiet Deutschlands. Jeder in der Region kennt das knackfrische Gemüse und die leckeren Salate. Dass hier aber auch ein Hauch von Exotik weht, wissen die wenigsten. Die Rede ist von Bio-Ingwer und Zitronengras. Wie die Wunderknolle auf die Insel kam und wer sie anbaut – wir sind auf Spurensuche gegangen.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) nimmt Ingwer eine ganz wichtige Rolle ein – und das schon seit über 2.000 Jahren. Experten vermuten den Ursprung der Knolle in Sri Lanka oder auf einer pazifischen Insel. Der landwirtschaftliche Anbau begann vor etwa 3.000 Jahren in Indien und China. Scharfstoffe wie Gingerole und Shogaole sowie der hohe Gehalt an Vitamin C machen Ingwer so wertvoll. Daher wird er bei uns auch immer beliebter. Ingwer hemmt die Vermehrung von Viren und stärkt das Immunsystem. Außerdem wirkt das Rhizom antibakteriell und kann somit zu einer gesunden Darmflora beitragen.

30 Tonnen der Powerknolle pro Jahr

Friedbert Deggelmann von der Reichenau-Gemüse eG wollte neue Wege gehen und begann im Jahr 2018 mit ersten Anbauversuchen. Seine Mühe hat sich gelohnt. Heute gilt er als Pioneer des Ingweranbaus auf der Insel und seine Knollen sind heiß begehrt. Über 30 Tonnen der Powerknolle konnte er im Jahr 2020 und 2021 zwischen August und November ernten.  „Ingwer braucht von der Jungpflanze bis zur Ernte rund 200 Tage.“

Der Run auf den Bio-Ingwer hält an

Anfangs war der passionierte Gemüsebauer, der seit vielen Jahrzehnten im Geschäft ist, skeptisch. „Ich habe schon einige Niederschläge erlebt und war ehrlich gesagt nicht so euphorisch. Das passende Feld war vorhanden und ich freundete mich langsam mit der Idee des Anbaus an. Dass die Produktion des Ingwers dann aber wie eine Bombe bei den Verbrauchern eingeschlagen hat, hätte ich nicht gedacht.“ Das Rohmaterial für den Anbau bezieht Deggelmann aus Peru.

Deutscher Ingwer ist nicht so lange haltbar

Scharf und gesund: Der Ingwer ist vielseitig einsetzbar.
Scharf und gesund: Der Ingwer ist vielseitig einsetzbar. (Bild: picture alliance / Zoonar | Stockfotos-MG)

Was braucht Ingwer? „Viel Licht und Wasser. Ingwer mag keine Staunässe und keine Trockenheit.“ Deutscher Ingwer ist nicht so lange haltbar wie der importierte Ingwer, den es bei uns das ganze Jahr über zu kaufen gibt. Dafür hat er keine langen Transportwege hinter sich und ist ein regionales Bio-Produkt. Preislich muss man tiefer in die Tasche greifen und rund 2.40 Euro für 100 g hinlegen. Im Kühlschrank hält er locker 2 bis 3 Wochen. Bei Küchenchefs, die auf Regionalität setzen, ist die Knolle mittlerweile ebenso der Renner. Sie verfeinern damit Süßspeisen und scharfe Gerichte. Zur Abrundung des Geschmacks gibt’s das passende Zitronengras ebenfalls auf der Insel Reichenau.

Täglich auf dem Tisch

Bei Deggelmanns kommt der selbstangebaute Bio-Ingwer täglich zum Einsatz. „Meine Frau macht Ingwer-Tee, Ingwerwasser, trocknet ihn und macht ihn auch als Püree haltbar. Ein Kollege von mir versucht sich gerade mit der Produktion von Ingwerlikör.“ Wer bei uns den Ingwer von der Insel Reichenau probieren möchte, findet ihn unter anderem bei Alnatura.

Biogemüse wird auf Insel immer wichtiger

Jährlich verlassen rund 15.000 Tonnen Gemüse Deutschlands südlichstes Anbaugebiet.
Jährlich verlassen rund 15.000 Tonnen Gemüse Deutschlands südlichstes Anbaugebiet. (Bild: Reichenau-Tourismus)

Biogemüse wird für die Gemüse-Genossenschaft auf der Insel Reichenau immer wichtiger. Aus den kürzlich veröffentlichten Geschäftszahlen für 2021 geht hervor, dass fast 50 Prozent des Umsatzes mittlerweile mit Biogemüse gemacht wird.