Pfullendorf bekommt die Psychiatrie – Bad Saulgau verliert Krankenhaus und bekommt vage Versprechungen

Pfullendorf bekommt die Psychiatrie – Bad Saulgau verliert Krankenhaus und bekommt vage Versprechungen
Für das Saulgauer Krankenhaus ist eine Umnutzung als Kurzzeitpflegeeinrichtung geplant. (Bild: Privat)

Nun hat sich auch der Förderverein Krankenhaus Bad Saulgau zum Ergebnis des Zweitgutachtens für die SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH geäußert. Larissa Lott-Kessler (Vorsitzende) ist, wie sicher auch ihre Mitstreiter vor den Kopf gestoßen. In der Stellungnahme werden die einzelnen Schwachpunkte des Konzepts angesprochen und die haben es, so der Förderverein in sich.

Lott-Kessler dazu: „Die Ergebnisse sowie die Handlungsempfehlungen der Zweitmeinung der Fa. WMC bedeuten für alle Bürger der Raumschaft Bad Saulgau eine einzige Katastrophe! Nach der Schließung der Geburtshilfeabteilung im Juni 2021 soll Bad Saulgau nun die komplette stationäre Versorgung am Krankenhaus verlieren samt Belegbetten für die internistische Praxis, CTGerät, Labor und Röntgenabteilung. Die entfallenden Betten sollen ersatzlos gestrichen werden; die Prämien für den Bettenabbau sollen die Gesellschafter in Sigmaringen gehen. Unsere Ärzte, Pflegepersonal und alle Mitarbeiter machen seit Jahren einen hervorragenden Job.“

Lott-Kessler äußert sich auch zum in Aussicht gestellten Ausbau des MVZs in Bad Saulgau: „Das ist fragwürdig, selbst die Nachfolgeregelung für den Augenarzt Dr. Heimann konnte – trotz Bewerber – bis heute nicht geregelt werden. Wie lange der Weiterbestand der Notfallpraxis in Bad Saulgau gewährleistet werden kann, weiß nicht einmal die Kassenärztliche Vereinigung (KV).“ Nach Angaben des Fördervereins lautet dazu die offizielle Antwort: „Solange Patienten kommen“.

Larissa Lott-Kessler
Larissa Lott-Kessler (Bild: Albert Drescher)

Der Förderverein weist darauf hin, dass sämtliche in den letzten Jahren gegründeten Notfallpraxen in Baden-Württemberg räumlich an ein Krankenhaus angedockt sind: „Warum? Um die Infrastruktur eines Krankenhauses mit kurzen Wegen nutzen zu können. Die anderen Nachnutzungsvorschläge für Bad Saulgau bezüglich solitärer Kurzzeitpflege und Altenpflegeplätze bleiben vage, ohne Konzept und klare Zuständigkeiten für die Umsetzung, so Lott-Kessler. Sie verweist darauf, dass es verantwortungslos gegenüber den Bürgern der Raumschaft Bad Saulgau ist, das Krankenhaus schließen zu wollen, ohne andere und vor allem verlässliche Angebote zu etablieren. Und stellt fest: „Das haben die Bürger nicht verdient. Sie haben bisher einen wertvollen Beitrag zum Aufbau und zur Weiterentwicklung dieses Landkreises geleistet. Sie haben eine verantwortungsvolle medizinische Versorgung auf Augenhöhe verdient. Ist die SRH willens dies zu leisten?“

Die Vorsitzende des Fördervereins betont, dass Bad Saulgau und sein Einzugsgebiet eine medizinische Grundversorgung braucht: „Es gibt genügend Beispiele, bei denen eine städtisch geführte medizinische Grundversorgung funktioniert, ohne dass die beteiligten Partner in den Ruin getrieben werden. Und – die Grundversorgung kann nicht auf die Rücken unserer Hausärzte abgeschoben werden. Sie arbeiten bereits vor der geplanten Schließung des Krankenhauses über dem Limit! Wir rufen unsere Landrätin und den Kreistag auf, klar definierte Lösungen mit klaren Zuständigkeiten und finanzieller Absicherung der Umsetzung für die medizinische Grundversorgung der Menschen in unserer Raumschaft zu sorgen und sich nicht hinter einem Krankenhaus in Sigmaringen zu verstecken, dem selbst Herr Lucha eine ganz schwierige Zukunft voraussagt. Dasselbe hat Herr Lucha für Bad Saulgau und Pfullendorf vor zwei Jahren auch gesagt.“