Pflegefamilien spannen für einen Tag aus

Pflegefamilien spannen für einen Tag aus
Michael Reiser, Mitarbeiter des Dienstes Betreutes Wohnen in Familien, ehrte Markus und Anita Fritsch: Vor zehn Jahren haben sie den damals zweijährigen Leon in ihrer Familie mit zwei eigenen Kindern aufgenommen und bieten ihm ein intaktes Familienumfeld. (Bild: Stiftung Liebenau)

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Überlingen – Als Wertschätzung, Anerkennung und Dank lädt der Dienst Betreutes Wohnen in Familien (BWF) der Stiftung Liebenau jedes Jahr zu einem Familientag: In diesem Jahr trafen sich die Pflegefamilien zusammen mit den von ihnen betreuten Kindern und Jugendlichen mit Einschränkungen auf der Landesgartenschau in Überlingen.

Die ansprechende Umgebung war bestens geeignet zum Ausspannen und persönlichen Austausch.

Treffen in entspannter Umgebung

Nach und nach fanden sich die Familien am Treffpunkt auf der Landesgartenschau Überlingen ein: das Elternpaar mit einem Kind im Rollstuhl, die Frau mit der Jugendlichen an der Hand, eine Pflegefamilie mit dem Baby auf dem Arm. Spürbar war die große Freude, sich endlich wieder zu sehen und sich austauschen zu können.

Während der Corona-Phase gab es zwar digitale Treffen, „ein wichtiger Türöffner besonders auch für neue Pflegefamilien“, wie Andreas Liehner, Leiter der Ambulanten Dienste, sagt. „Es war ein großer Hunger nach Gesellschaft zu spüren“, so Liehner, denn im vergangenen Jahr musste der Familientag Corona-bedingt ausfallen.

Aktivitäten satt

Anfangs gingen die Gäste in mehreren Gruppen mit Führungen in Leichter Sprache durch den Uferpark. Jedem war aber freigestellt, sich auch anderen Dingen zu widmen. Später fanden sich die meisten Familien bei den Mitmach-Aktionen der Inklusiven Landesgartenschau am Landkreispavillon ein, bevor es für alle zum Buffet mit herrlicher Aussicht auf das Wasser ging. Zuvor nutzte Andreas Liehner die Gelegenheit, den Familien seinen großen Respekt und seine Hochachtung auszusprechen.

„Was für die Kinder geschaffen wird, beeindruckt mich immer wieder tief.“ Hinsichtlich Corona, als Schulen und Kindertagesstätten geschlossen blieben, wurde den Pflegefamilien, zum ohnehin schon großen Einsatz, noch einmal mehr an Anstrengung abgerungen.

Ein Zuhause für Leon

Familie Fritsch gehört zu diesen besonderen Familien. Vor zehn Jahren nahm sie den damals zweijährigen, mehrfach behinderten Leon in ihrer Familie mit zwei eigenen Kindern auf. Seine leibliche Mutter konnte die Anforderungen für eine Erziehung im Sinne des Kindeswohls nicht erfüllen. „Leon ist in Ihrer Familie gut betreut. Er kann bei Ihnen in einem liebevollen und intakten Familienumfeld aufwachsen“, sagte BWF-Mitarbeiter Michael Reiser in seiner Dankesrede.

Was die Familie alles „wuppt“ verdeutlichte er mit der Aufzählung unzähliger Termine bei Ärzten, für Krankhausaufenthalte mit operativen Eingriffen, für Therapien und Reha: Termine, die zum regulären Familienleben noch obendrauf kommen. „Hinzu kommen immer wieder Kämpfe und Beantragungsmarathons mit den Kostenträgern, die einen langen Atem notwendig machen“, so Reiser. „Was Sie seit vielen Jahren in beeindruckender Weise machen, ist gelebte Inklusion.“ Als Aufmerksamkeit überreichte Reiser einen Gutschein für ein Frühstück zu zweit.

(Quelle: Stiftung Liebenau)