Perspektivloser Modus gefährdet Stimmung der Handwerkerschaft

Hat eine klare Meinung zu den aktuell gefassten Pandemie-Maßnahmen: Dr. Tobias Mehlich.
Hat eine klare Meinung zu den aktuell gefassten Pandemie-Maßnahmen: Dr. Tobias Mehlich. (Bild: Handwerkskammer Ulm)

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Ulm – Auch die Handwerkskammer Ulm hat zu den neu geltenden Bestimmungen im Zuge der Corona-Pandemie, die ab sofort und bis zum 18. April gelten sollen, eine klare Meinung, wie Dr. Tobias Mehlich, HWK-Hauptgeschäftsführer in einer Pressemitteilung verkündet: 

„Die Lockdown-Verlängerung kommt angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen nicht überraschend. Es ist zwar nachvollziehbar, dass jetzt alles unternommen werden muss, um das Infektionsgeschehen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Gleichzeitig muss man den Handwerksbetrieben aber auch eine echte Perspektive aufzeigen.“

Und weiter: „Wir wollen im regionalen Handwerk wieder zurück zu einem Stück Normalität, zu einem weniger eingeschränkten Alltag und zum gewohnten Geschäftsbetrieb. Denn es sind die Betriebe, die sich seit Monaten an die Vorgaben halten und tagtäglich unter den Einschränkungen leiden. Und wer sich einschränkt, muss wissen, wofür er dies tut.“

Das Land befinde sich aber seit Monaten im Zustand der Perspektivlosigkeit. Die Politik des Auf-Sicht-Fahrens lasse immer mehr Menschen verzweifeln. Das drücke auch auf die Stimmung der Verbraucher und wirke sich letztlich negativ auf die Aufträge und das Arbeiten im Handwerk aus. Man könnte auch mit höheren Inzidenzen umgehen und arbeiten. Die Probleme kämen aus dem Privatbereich.

Hinzu komme, dass die Corona-Verordnungen oftmals nicht zu Ende gedacht würden. Sie seien unübersichtlich, teils widersprüchlich und in vielen Punkten schwammig formuliert. Unter den Handwerkerinnen und Handwerkern herrsche hinsichtlich der unterschiedlichen Auslegung große Verunsicherung und Verwirrung. Die Situation, in der man sich momentan befinde, sei von massiver Rechtsunsicherheit geprägt.

„Die Handwerksbetriebe haben insbesondere mit der ‚Schnellschuss-Gesetzgebung’ zu kämpfen. Es kann beispielsweise nicht sein, dass der Bund unter der Woche neue Maßnahmen beschließt, das Land am Wochenende die Verordnung aktualisiert und die Umsetzung über Nacht Aufgabe der Betriebsinhaberinnen und -inhaber ist. Das geht so nicht weiter und erschwert den Betrieben das Arbeiten“, betont Mehlich.

Beim Thema Impfen sehe man noch viel Luft nach oben. Man wolle, dass alle gesund bleiben und es würde getestet, damit alle gesund bleiben – auch wenn das den betrieblichen Aufwand weiter erhöhe. Aber die Politik müsse dafür sorgen, dass geimpft wird. Man müsste hier endlich Gas geben. Denn Impfen sei das zentrale Instrument, mit dem man aus dieser Pandemie herauskäme.

„Die Versäumnisse beim Impfen und der Impfstoffbeschaffung dürfen das Impftempo nicht derart drosseln, dass am Ende nur ein Dauer-Lockdown als Antwort bleibt und wir in diesem perspektivlosen Modus verharren. Jede Impfung und jeder Test ist ein Schritt hin zu mehr Normalität und damit auch wieder zu einer normaleren Geschäfts- und Betriebstätigkeit“, glaubt Mehlich.