Ein Kommentar Persönliche Gedanken zu Weihnachten und dem Jahresausklang 2022

Das Glück ist zerbrechlich wie eine gefrorene Seifenblase. Mehr Menschlichkeit und Miteinander würde uns allen gut tun.
Das Glück ist zerbrechlich wie eine gefrorene Seifenblase. Mehr Menschlichkeit und Miteinander würde uns allen gut tun. Bild: pixabay

Jo, is denn scho wieder Weihnachten? Diesen Spruch kennt fast jeder. Ja, es ist wieder soweit. Weihnachten ist da, wie jedes Jahr. Aber es fühlt sich heuer irgendwie ganz anders an. Vorbei sind die unbeschwerten Weihnachtstage vergangener Jahre.

Ja – und es ist Krieg, fast vor unserer Haustüre. Soldaten und Zivilisten sterben in einem sinnlosen und gleichermaßen grausamen Krieg. Die Zerstörungen, die dieser Krieg anrichtet, sind mit unserem Verstand kaum zu fassen.

Und – er geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Nicht nur das Schicksal des angegriffenen Landes und seiner Menschen macht und sprachlos und betroffen. Der Krieg hat längst auch uns erreicht. Wie und wann er enden wird, weiß niemand.

Krieg und Energiekrise

Wohl kaum jemand hätte damit gerechnet. Wir waren Frieden gewohnt. Viele Jahrzehnte lang. Und jetzt das. Und wir müssen plötzlich Energie sparen, weil Gas, Öl und Strom knapp und teuer werden. Auch das ist neu. Vorbei die Zeiten wohlig warmer Häuser und Stuben. Zieht Euch warm an! So heißt die Devise.

Nur wenige 100 Kilometer trennen uns von einem schrecklichen Angriffskrieg. Das macht ihr so real. So beängstigend.
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Aber das ist noch nicht alles. Mieten, Lebensmittel, das Alltagsleben schlechthin – alles ist teurer geworden, für immer mehr Menschen fast unbezahlbar. Und viele fragen sich, ob sie sich das Leben künftig überhaupt noch leisten können. Mit einer raschen Besserung ist nicht zu rechnen.

Gesundheitssystem vor dem Kollaps

Erschreckt haben uns auch die Nachrichten aus dem Gesundheitsbereich. Ärzte, Pflegepersonal und Krankenhausbetten fehlen. Und jetzt werden auch noch Medikamente zur Mangelware. Dabei hatten wir doch damit gerechnet, Corona überstanden zu haben und wieder ein Stück weit sorgloser leben zu können.

Viele haben Angst vor der Frage, wer uns im Alter und bei Krankheit pflegen wird und kann.

Wer kümmert sich um mich, wenn ich es selbst nicht mehr kann? Ein Mangel an Fachkräften, auch in der Pflege, führen zu Sorgen und Zweifeln.
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In nahezu allen Branchen und Betrieben steigt die Angst vor den immensen Kostensteigerungen. Wer soll das alles noch bezahlen? Und überall fehlen Mitarbeiter und Fachkräfte, die händeringend gesucht werden.

Klimakatastrophe ohne zweite Option?

Dazu kommt noch die Umweltproblematik. Der CO2-Ausstoß steigt weiter, genauso wie das Artensterben. Wir zerstören weiterhin nahezu ungebremst unsere Lebensgrundlagen. Die Ressourcen, die uns die Erde bietet, sind schon nach einem halben Jahr aufgebraucht. Wir treiben gewissermaßen Raubbau. Eine zweite Erde, auf die wir flüchten könnten, gibt es nicht. Schlimme Naturereignisse, wie sie hierzulande früher eher selten waren, werden auch hierzulande zur grausamen Normalität.

Wir haben keinen zweiten Planeten.Bild: pixabay
Wir haben keinen zweiten Planeten.
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Früher, ja – früher zählt nicht mehr.

In vielen Ländern auf der Erde herrschen Bürgerkriege und Stammesfehden, werden Menschen- und Freiheitsrechte massiv bedroht. Die Folgen sind Verfolgung, Not, Elend, Hunger, Krankheit und Tod. Millionen von Menschen bleibt nur die Flucht. Aber wohin?

Und hierzulande? Suggeriert uns die Wirtschaft pausenlos, dass ohne ständiges Wachstum Wohlstand und Wohlergehen auf der Strecke bleiben würden. Dem kann sich kaum einer entziehen. Wir wollen wieder zum Mond, ja vielleicht sogar zum Mars, aber die Probleme auf der Erde können wir nicht lösen.

Zu wenig Leichtigkeit zum Weihnachtsfest

Die Welt scheint aus den Angeln gehoben. Unser Weihnachtsfest, wie wir es kennen und lieben, hat einen gewaltigen Dämpfer erhalten. Die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit, die Freude vergangener Zeiten sind dahin. Die Angst geht um, wie wir künftig noch leben können. Diese Angst macht auch vor unseren Kindern und Enkeln nicht halt.

Gibt es überhaupt eine Chance, aus dieser Spirale von Hoffnungslosigkeit und Angst zu entkommen?

Mehr Menschlichkeit, mehr Miteinander - das ist, was wir brauchen.Bild: pixabay
Mehr Menschlichkeit, mehr Miteinander – das ist, was wir brauchen.
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Für mehr Miteinander

Ja, es gibt sie. Dafür gibt es aber kein Patentrezept. Jeder muss sich dabei zuerst an die eigenen Nase fassen. Egal ob groß oder klein. Weniger Gier, weniger Egoismus, weniger Neid und Missgunst, dafür mehr Nachsicht und Rücksicht, mehr Gerechtigkeit, mehr Respekt vor dem anderen, mehr Bescheidenheit, mehr Miteinander, mehr Menschlichkeit.

Wir können Krieg und Not nicht beenden. Aber wir können alle dazu beitragen, dass diese Welt ein Stück weit wieder lebenswerter und menschlicher wird. Dieses Weihnachtsfest bietet eine gute Gelegenheit, damit anzufangen. Für uns alle.

In diesem Sinne frohe Weihnachten!

Wilfried Vögel

Wochenblatt-Lokalredaktion Lindau