Weingarten (dpi) – Es ist ein Paukenschlag in der Weingartener Stadtplanung. Die Lindauer Baufirma I+R steigt aus den Martinshöfen aus und möchte das gesamte Gelände verkaufen. Was jetzt geplant ist.
Wie das WOCHENBLATT auf Anfrage erfuhr, wurde bestätigt, dass die Lindauer Baufirma I+R den Verkauf der Martinshöfe vorantreiben will. Ab Herbst soll sich, wie die Stadt Weingarten und die Firma I+R mitteilen, eine „Änderung bei der Zuständigkeit“ ergeben. I+R habe derzeit zwei Großprojekte, darunter die Martinshöfe und das Quartier „Vier Linden“ in Lindau. Aufgrunddessen habe man sich für den Verkauf von einem Großprojekt entschieden.
Das bestehende Konzept sowie die vertraglich fixierten zeitlichen Abläufe sollen vom Wechsel des Projektträgers unberührt bleiben. Beide Seiten bezeichnen ihre vergangene Zusammenarbeit als „herrvorragend und beispiellos“.
„Aus Erfahrung wissen wir, dass gerade bei Großprojekten im Behördenverfahren die Zeitschiene nie genau vorhergesehen werden kann“, erklärt Geschäftsführer Karlheinz Bayer von i+R Wohnbau in der Pressemitteilung. „Die beinahe zeitgleiche Satzung der B-Pläne zweier Großprojekte mit je rund 500 Wohneinheiten, trotz ursprünglichem Zeitunterschied von zwei Jahren im städtebaulichen Wettbewerb, erfordert eine von uns so nicht geplante Weichenstellung.“
Der Mitteilung zufolge sei die Priorisierung des Lindauer Projekts wegen der dort wesentlich komplexeren Abhängigkeiten geschehen. „Denn zwei Projekte dieser Größenordnung lassen sich mit unserem Qualitätsanspruch unter den gegebenen terminlichen und marktspezifischen Rahmenbedingungen leider nicht umsetzen“ heißt es weiter.
Vor wenigen Tagen hatten die Projektbetreiber die Information an die Verantwortlichen der Stadt Weingarten überbracht. „Natürlich waren wir überrascht. Die Entwicklung der Martinshöfe war von Beginn an ein Leuchtturmprojekt für unsere Stadt und wir hätten den beispiellosen Weg, den wir mit i+R eingeschlagen haben, gerne auch mit diesem Partner zu Ende geführt“ sagt Weingartens Bürgermeister Alexander Geiger. Man bedauere den Weggang von I+R aufgrund der guten Zusammenarbeit. Die Stadt zeigt sich, so Geiger, trotzdem zuversichtlich, dass man „auch mit einem neuen Investor diesen erfolgreichen Weg zu Ende gehen könne“.
Stadt bezeichnet Prozess als „zeitlich günstigen Zeitpunkt“
Der Prozess befinde sich der Stadt nach an einem „zeitlich-günstigen Punkt“. Nutzungskonzepte bis hin zu Ausführungsdetails seien alle durch einen städtebaulichen Vertrag abgesichert. So würde ein Wechsel laut Stadt „keinen Schaden an diesem Erfolgsprojekt nehmen“.
Zeitliche Verzögerungen seien zudem durch die Fristen für die Bauanträge der einzelen Bauetappen gesichert. Der städtebauliche Vertrag müsste auch von einem möglichen neuen Käufer übernommen werden. Bis Februar 2022 wolle man den Verkauf finalisiert haben.
Der Mitteilung zufolge sei die Stadt ebenfalls einem raschen Wechsel der Zuständigkeit interessiert. So sagt Bürgermeister Geiger: „Wir hoffen, dass wir möglichst bald die Gespräche mit dem zukünftigen Investor aufnehmen können und somit an den vertraglich vereinbarten Zeitfenstern der Realisierung festhalten können. Der akute Bedarf an Wohnraum lässt uns hier leider keinerlei Spielraum mehr“.