Wenn ein Mensch zum Notfall wird OSK will Ravensburger Notaufnahme optimieren

OSK will Ravensburger Notaufnahme optimieren
Die Notaufnahme in der Oberschwabenklinik Ravensburg soll optimiert werden. (Bild: Ramona Pohlner)

Wer in die Notaufnahme am St. Elisabethen-Klinikum geht, muss oft mit langen Wartezeiten rechnen. Dafür gab es in der Vergangenheit viel Kritik. Die Geschäftsführung der Oberschwabenklinik (OSK) will sich bis Ende 2022 ein Bild von der Situation vor Ort machen und entsprechend reagieren.
Im Herbst 2023 schließt das Klinikum Bad Waldsee. Das hat bisher um die 6000 Notfallpatienten pro Jahr versorgt. Eine Versorgungslücke, die die Ravensburger Notaufnahme dann abfedern muss. Die Kritik um die aktuellen Zustände wird vor allem vor diesem Hintergrund aktuell immer lauter.

Verständnis ist wichtig

Das St. Elisabethen-Klinikum ist ein überregionales Traumazentrum. Aus der ganzen Region werden schwere Fälle eingeliefert. Regelmäßig landen Hubschrauber mit Schwerstverletzten, die vorrangig und sehr personalaufwendig behandelt werden müssen. „Vor diesem Hintergrund kommt es natürlich immer wieder vor, dass in der Notaufnahme der gesamte Betrieb steht,“ so OSK-Pressesprecher Winfried Leiprecht.

Manchmal bis zu 170 Patienten in der Notaufnahme pro Tag

Die Inanspruchnahme der Notaufnahme ist sehr unterschiedlich. „Nach außen fällt immer auf, dass die Wartezeiten sehr lange sind. Es gibt aber auch Situationen, da ist wenig los und man kommt schnell dran. Pro Tag werden im Durschnitt 100 Notfallpatienten versorgt, an manchen Tagen können es auch bis zu 170 Patienten sein.“

Personalmangel durch Corona

Corona hat zu deutlich erhöhten Ausfallzahlen des Personals geführt – auch in der Notaufnahme. Hinzu kommt das zeitaufwendige Prozedere der Vorsichtsmaßnamen. „Das sind alles Belastungen, die bewältigt und kompensiert werden müssen. (Zahlen aktuell: Krankheitsquote beim Personal im Haus rund 5 % – letzte Woche 8 %).“

Behandlung nach Farbsystem

Jeder der schon mal in der Notaufnahme war weiß, dass die Einschätzung von Notfallpatienten nach dem Manchester Triage System (MTS) – einem standardisierten Verfahren zur systematischen Ersteinschätzung bzw. Triage der Behandlungsdringlichkeit des Patienten – erfolgt. Kategorie Rot: Sofortige Behandlung – Orange: Sehr dringende Behandlung –
Gelb: Dringende Behandlung – Grün: Normal – Blau: Nicht dringend. MTS wurde in den 1990 Jahren in Großbritannien entwickelt und wird mittlerweile in vielen, vor allem europäischen Ländern eingesetzt.

Viele Patienten gehören nicht in die Notaufnahme

Die hochbelasteten Zeiten in der Notaufnahme sind, wenn die Praxen der niedergelassenen Ärzte schließen, oder zwischen den Feiertagen. Hinzu kommt, dass viele Menschen, die im Grunde keine Notfallpatienten sind, ebenfalls die Notaufnahme aufsuchen. Die Gründe hierfür sich unterschiedlich. „Manche Leute leben allein zu Haus und haben beispielsweise bei Nacht Angst und wollen plötzlich auftretende Symptome zur Sicherheit sofort abklären lassen.“

Ein Drittel der Patienten keine Notfälle

„Dann gibt es aber auch Menschen, die nicht lange auf einen Termin beim Facharzt warten wollen und so kurzerhand die Notaufnahme für eine Abklärung nutzen.“ Alle treffen hier zusammen – vom Schwerstverletzten bis zu Bagatellschäden – die Notaufnahme muss auf alles eingerichtet sein. „Laut einer bundesweiten Schätzung gehören ein Drittel der Patienten nicht in die Notaufnahme,“ so Leiprecht.

Schnittstellen werden angeschaut

Prof. Oliver Adolph, Geschäftsführer der OSK: „Wir schauen uns die Abläufe in der Notaufnahme, die personellen Besetzungen und auch die Schnittstellen am Wochenende und an den Feiertagen genauesten an. Es wird Maßnahmen geben, die man schnell umsetzen kann und welche, wo es länger dauern wird.“

Hand in Hand arbeiten

Neben der Notaufnahme gibt es auch noch die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung im St. Elisabethen-Klinikum und im Krankenhaus Wangen. Hier wird die Möglichkeit geboten, Menschen, die vom Krankheitsbild her eher zur Versorgung in die Notaufnahme gehören, sofort dorthin zu bringen. Der niedergelassene Arzt kann so die Patienten auf kurzem Weg weiterverweisen oder die Notaufnahme entlasten.

Die Notaufnahme ist für alle da

Laut Winfried Leiprecht wurden im Jahr 2016 in Ravensburg 34.491 Notfallpatienten versorgt, von diesen sind mehr als ein Drittel (ca. 13.000) stationär aufgenommen worden – der Rest wurde ambulant behandelt und wieder nach Hause geschickt. „Den Menschen wird kein Vorwurf gemacht, man fühlt sich im Moment krank und möchte eine Abklärung. Auf der anderen Seite führt es zum Unmut und die Notaufnahme steht immer wieder im Fokus.“

Für das Rutenfest gerichtet

Während des Rutenfests wird wieder mit einer erhöhten Inanspruchnahme der Notallaufnahme gerechnet. „Hier wird das Personal hauptsächlich in den Abendstunden aufgestockt. Bei heißem Wetter kommen überwiegend Notfälle durch Hitze, Stürze, Alkohol und Schlägereien.“