Optimale Versorgung – schnelle Genesung

Das Team des Alterstraumazentrums: (v.l.) Prof. Michael Denkinger, Dr. Silke Grau-Wöhrle, Dr. Konrad Schütze und Prof. Florian Gebhard.
Das Team des Alterstraumazentrums: (v.l.) Prof. Michael Denkinger, Dr. Silke Grau-Wöhrle, Dr. Konrad Schütze und Prof. Florian Gebhard. (Bild: Universitätsklinikum Ulm)

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 Erfolgsbilanz nach einem Jahr Alterstraumazentrum des Universitätsklinikums Ulm und der AGAPLESION BETHESDA KLINIK ULM gGmbH

Ulm – Ein unbedarfter Schritt, eine verpasste Treppenstufe oder eine rutschige Stelle am Boden – ein Sturz ist schnell passiert. Doch während junge Menschen oft nur einen blauen Fleck davontragen, können Stürze im Alter schwerwiegende Frakturen zur Folge haben oder sogar zum Tod führen. Werden sturzbedingte Verletzungen älterer Menschen nicht intensiv und schnell behandelt und nachbetreut, verlieren Betroffene oft ihre Selbstständigkeit. Vor einem Jahr wurden die Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums Ulm (UKU) und die AGAPLESION BETHESDA KLINIK ULM als Alterstraumazentrum (ATZ) zertifiziert. Nun ziehen die Expert*innen beider Kliniken eine erste Erfolgsbilanz.

Mit steigendem Alter der Bevölkerung wächst auch der Bedarf an altersgerechten Behandlungen in der Traumatologie. Denn Menschen über 70 stürzen öfter und leiden zusätzlich an Vorerkrankungen, die den Heilungsprozess beeinflussen. Durch Osteoporose, die sehr verbreitet ist, werden die Knochen beispielsweise porös und brechen daher leichter. Nach einem Bruch erschwert die Osteoporose zusätzlich die Behandlung, da zum Beispiel Implantate schlechter am Knochen halten. Um die Versorgung älterer Menschen weiter zu verbessern und optimal auf ihre Bedürfnisse eingehen zu können, arbeiten die Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie des UKU und die AGAPLESION BETHESDA KLINIK ULM, die auf die Behandlung altersbedingter Erkrankungen spezialisiert ist, eng zusammen. Aufgrund dieser engen Zusammenarbeit wurden die Kliniken vor einem Jahr als ATZ zertifiziert.

„In einem Jahr ATZ haben wir gemeinsam fast 300 Patientinnen und Patienten behandelt, von denen zwei Drittel einen Oberschenkelbruch erlitten hatten. In diesen Fällen müssen wir schnellstmöglich handeln und eine Verzögerung in der Behandlung unbedingt verhindern, denn mit der Wartezeit auf die OP steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen“, erklärt Prof. Florian Gebhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Ulm. „Im letzten Jahr ist es uns gelungen, 97 Prozent der Oberschenkelbrüche innerhalb von 24 Stunden zu operieren. Das ist ein großer Erfolg.“ Schon bei der Aufnahme älterer Patient*innen mit bestimmten Brüchen am UKU wird ein sogenannter ISAR-Test durchgeführt, der festlegt, ob eine spezielle geriatrische Versorgung benötigt wird. Trifft dies zu, werden die Betroffenen von Anfang an interdisziplinär von den Unfallchirurg*innen und Geriater*innen beider Kliniken betreut. Nach der Operation ist eine frühe Belastung entscheidend für die spätere Mobilisierung, denn wenn der Knochen belastet wird, baut er sich auf, ohne Belastung baut er sich weiter ab.

Haben geriatrische Patient*innen nach der traumatologischen Behandlung am UKU noch akute medizinische Probleme, werden sie auf der Akutstation der AGAPLESION BETHESDA KLINIK ULM weiter betreut. Patient*innen, denen es bereits besser geht, können auch für die Rehabilitation dort bleiben oder eine ambulante Rehabilitation fortsetzen. „Im Rahmen des ATZ wurden im letzten Jahr fast die Hälfte der Patientinnen und Patienten in die Bethesda Klinik verlegt, wo sie ihren Bedürfnissen entsprechend weiter versorgt werden“, sagt Prof. Michael Denkinger, Ärztlicher Direktor der AGAPLESION BETHESDA KLINIK ULM. „Wir stellen eine gemeinsame und umfassende Versorgung von der Aufnahme bis zur Entlassung sicher und können dadurch auch bei anfangs nicht rehafähigen Patienten, manchmal direkt, manchmal über eine Anschlussrehabilitation in einigen Fällen wieder eine eigenständige Mobilität erreichen.“

Durch die Zertifizierung als ATZ konnten die Expert*innen beider Kliniken die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die auch schon vor der Zertifizierung bestand, weiter vertiefen. So gibt es beispielsweise gemeinsame Teamkonferenzen, in denen die einzelnen Fälle besprochen werden, sowie unfallchirurgisch-geriatrische Visiten.

„Das Alterstraumazentrum als Gemeinschaftsprojekt unserer beiden Kliniken trägt deutlich zur alterstraumatologischen Patientenversorgung in Stadt und Region bei. Auf diese Kooperation sind wir sehr stolz und freuen uns über die Weiterentwicklung des Zentrums,“ sagt Prof. Udo X. Kaisers, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Ulm.

Initiative AltersTraumaZentrum DGU®

Die Initiative AltersTraumaZentrum DGU® wurde von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) ins Leben gerufen, um die Sicherheit und Qualität in der Versorgung älterer Patient*innen zu erhöhen. Das Zertifizierungsverfahren AltersTraumaZentrum DGU® wird seit 2014 von der DGU durchgeführt und verantwortet.

(Quelle: UNIVERSITÄTSKLINIKUM ULM)