Nürnberg plant Impfungen für sozial Schwache

Nürnberg plant Impfungen für sozial Schwache
Eine Flüssigkeit tropft aus der Kanüle einer Spritze. (Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild)

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Nürnberg (dpa/lby) – Neben Brot und Gemüse auch eine Corona-Impfung: Die Stadt Nürnberg will die Ausgabestellen der Tafeln dazu nutzen, Menschen in schwierigen sozialen Umständen eine Impfung anzubieten.

Hintergrund ist, dass in einigen Stadtteilen die Inzidenz höher ist als in anderen. Mit dem Pilotprojekt nehmen die Mittelfranken nach eigenen Angaben bayernweit eine Vorreiterrolle ein. Vom Gesundheitsministerium war dazu nichts zu erfahren. München und Augsburg zumindest haben ähnliche Pläne in den Schubladen liegen, können aber aus unterschiedlichen Gründen noch nicht starten.

In Nürnberg setzen die Verantwortlichen auf eine Zusammenarbeit mit den sechs Ausgabestellen der Tafel, bei denen Bedürftige sich Lebensmittel abholen können. Dort sollen die Nutzerinnen und Nutzer mehrsprachig darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie sich direkt vor Ort impfen lassen können. «Der Ablauf ist dann wie in den Impfzentren: Anmeldung, Vorgespräch/Aufklärung mit Ärztinnen und Ärzten, impfen, 15 Minute Ruhe- und Beobachtungsphase, Abmeldung», erläuterte ein Stadtsprecher.

Augsburg bereitet ebenfalls niedrigschwellige Angebote an häufig frequentierten Orten in jenen Stadtteilen vor, «wo zum Beispiel viele Menschen gemeinsam in einer Wohnung leben oder nicht im Homeoffice arbeiten können und wo darum die Infektionsgefahr innerhalb von Familien besonders hoch ist.» «Auch nehmen wir Menschen in den Blick, die wenig Geld haben und sich daher weniger Hygienemittel kaufen können oder sprachliche Probleme haben», erläuterte ein Sprecher der Stadt.

Wann der Startschuss fällt, ist aber noch unklar. «Voraussetzung für solche Angebote ist die Aufhebung der Impfpriorisierung und das Vorhandensein einer ausreichenden Menge an Impfstoff. Beides ist derzeit nicht gegeben», erklärte der Sprecher.

Das gilt auch für München, wo der Einsatz mobiler Impfteams in bestimmten Stadtteilen ebenfalls geprüft wird. In der Landeshauptstadt stellt sich aber noch ein weiteres Problem: «In München sind die mobilen Impfteams derzeit mit Impfungen in Alten- und Servicezentren, in Asylunterkünften und im Bereich der Wohnungslosenhilfe ausgelastet», hieß es.

Sinnvoll scheint ein solch gezieltes Vorgehen dennoch. In den Statistiken jedenfalls gebe es einen auffälligen Gleichklang zwischen Stadtteilen mit hohen Inzidenzwerten auf der einen Seite und hoher Arbeitslosigkeit, Wohngeldbezug oder Migrantenanteil auf der anderen Seite. Auch wenn die Unterschiede zwischen den Vierteln niedriger ausfallen als in anderen Städten, wie eine Sprecherin sagte.