Noch richtig viel zu tun für den neuen Mann an der Seitenlinie

Deutschlands Bundestrainer Hansi-Dieter Flick während des Qualifikationsspiels der Gruppe J für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft in Katar 2022.
Deutschlands Bundestrainer Hansi-Dieter Flick während des Qualifikationsspiels der Gruppe J für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft in Katar 2022. (Bild: picture alliance/KEYSTONE | GIAN EHRENZELLER)

St. Gallen (tmy) – Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat im Spiel eins nach der „Ära Löw“ noch ordentlich Sand im Getriebe gehabt. Mit gerade einmal 2:0 schlug die DFB-Elf in der WM-Qualifikation den Fußballzwerg Liechtenstein, der über die volle Distanz beherzt verteidigte. Somit wartet auf den neuen Bundestrainer Hansi Flick noch jede Menge Arbeit.

„Ich rechne damit, dass wir ein Ergebnis sehen werden, das rund um zweistellig sein dürfte, weil sich im ersten Spiel unter Hansi jeder zeigen möchte.“ Wer das sagte? Es war Lothar Matthäus, 1990er-Weltmeister und Länderspielexperte beim Kölner Privatsender RTL. Dass der ehemalige DFB-Mittelfeldmotor derart danebenliegen sollte, hat nicht nur ihn überrascht, sondern bestimmt auch die 8000 Zuschauer im St. Galler Kybunpark sowie das TV-Publikum.

Denn die deutsche Auswahl, die ohne Kapitän und Stammtorwart Manuel Neuer antrat, hatte ordentlich Mühe mit einem tief gestaffelten Gegner, der mit neun oder zehn Mann im und am eigenen Strafraum verteidigte. Und – wenn die Deutschen dann doch mal in Abschlusssituation kamen – war der Liechtensteiner Keeper Benjamin Büchel zur Stelle. Denn Rest machten seine Vorderleute, in deren Abwehrzentrum Daniel Kaufmann überragte.

Erst in der 41. Minute zeigte sich Timo Werner – nach feinem Zuspiel von Jamal Musiala – für das erlösende 1:0 für den haushohen Favoriten zuständig, der sich auch im zweiten Durchgang (be)mühte. Ja, die Offensivabteilung um Werner, Musiala, Kai Havertz und Leroy Sane rannte sich immer wieder an der Deckung der Halb-Profis, von denen die Mehrheit einen Hauptberuf hat und Fußball „nur“ als Hobby betreibt, fest – sehr zum Ärger Flicks.

In der Schlussphase drehte Sane auf und zeigte so manches Kabinettstückchen – auch die Einwechslungen von Marco Reus, Serge Gnabry oder Leon Goretzka belebten die ideenlosen und mitunter verzweifelnde Angriffsreihe des Weltmeisters von 2014 – zumindest etwas. In der 77. Minute setzte eben dieser Sane nach Zuspiel von Goretzka den Schlusspunkt – gut für ihn, aber viel zu wenig für eine ambitionierte Mannschaft gegen ein besseres Amateurteam.

„Es war ein besonderer Sieg, weil es mein erstes Länderspiel war. Aber ohne Frage hätten wir uns alle gewünscht, mehr Tore zu schießen. Das ist ein Gegner, gegen den man höher gewinnen muss. Es hat noch nicht alles funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben“, bilanzierte der neue Bundestrainer Hansi Flick, der mit seinem DFB-Team am Sonntag vor der nächsten Nagelprobe steht. Gegner ist dann – in Stuttgart – die Nationalelf von Armenien.