Noch kein Termin für Prozess um Hepatitisskandal in Schwaben

Vor der Donau-Ries Klinik weist ein Schild auf das Haus hin.
Vor der Donau-Ries Klinik weist ein Schild auf das Haus hin. (Bild: Stefan Puchner/dpa/Archivbild)

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Der Hepatitisskandal an einer Kreisklinik sorgte Ende 2018 für viel Verunsicherung in Nordschwaben. Bei mehr als 1700 Patienten wurde geprüft, ob sie bei OPs mit Hepatitis C infiziert wurden. Nun warten Dutzende Opfer auf einen Prozess.

Augsburg (dpa) – Auch mehr als drei Jahre nach dem Bekanntwerden des Hepatitisskandals im nordschwäbischen Donauwörth steht die gerichtliche Aufarbeitung des Falls noch aus. Das Landgericht Augsburg wird voraussichtlich nicht vor dem Frühjahr 2022 über einen Termin für das Verfahren entscheiden.

Wie ein Sprecher des Gerichts erläuterte, habe die für den Fall zuständige Strafkammer viele Verfahren mit in Untersuchungshaft sitzenden Angeklagten zu verhandeln, die vorgingen. «Haftsachen müssen vorrangig bearbeitet werden.» Zudem seien bei der Hepatitis-Anklage Nachermittlungen vom Gericht angeordnet worden, unter anderem ein ergänzendes Gutachten soll noch vorgelegt werden.

Ein Anästhesist der Donau-Ries Klinik soll reihenweise Patienten aufgrund mangelnder Hygiene mit Hepatitis C infiziert haben. Die Ermittler gehen von rund 50 Opfern aus. Auch die Untersuchung des Falls durch die Kripo und die Staatsanwaltschaft hatte lange gedauert. Anfang 2021 wurde schließlich Anklage gegen den Narkosearzt erhoben, seitdem liegt der Fall beim Augsburger Landgericht.

Der Skandal war im Herbst 2018 bekannt geworden. Der Anästhesist soll medikamentenabhängig gewesen sein und sich in der Klinik Narkosemittel abgezweigt haben. Dabei soll er das Medikament, das später die Patienten bekamen, verunreinigt haben. So soll der selbst an Hepatitis C erkrankte Narkosearzt im Zeitraum von Februar 2017 bis April 2018 Patienten angesteckt haben, die für Operationen in das Krankenhaus kamen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann gefährliche Körperverletzung, Unterschlagung und Verstöße gegen das Medizinproduktegesetz vor. Die Verteidiger des Mediziners hatten während der Ermittlungen erklärt, dass sie sich zunächst zu den Vorwürfen nicht äußern wollen.

Das Gesundheitsamt hatte mehr als 1700 Patienten des beschuldigten Mediziners aufgefordert, sich auf Hepatitis C testen zu lassen. Letztlich wurden etwa 60 Betroffene gefunden. In den meisten Fällen wurden diese Infektionen dann auch Gegenstand der Anklage. Die Versicherung der kommunalen Krankenhauses hat bereits unabhängig von dem Strafverfahren mit Patienten Schmerzensgeldvereinbarungen getroffen.

Der beschuldigte Arzt soll rund zehn Jahre lang in Donauwörth an der Klinik gearbeitet haben. Anschließend war der Mediziner im Oktober 2018 etwa zwei Wochen lang in Baden-Württemberg im Ostalb-Klinikum beschäftigt. Nach früheren Angaben des Landratsamtes in Aalen hatte sich das Krankenhaus noch in der Probezeit wegen des nicht mehr vorhandenen Vertrauensverhältnisses von dem Narkosearzt getrennt.

Hepatitis C heilt in einigen Fällen zwar von selbst aus, kann bei Kranken im schlimmsten Fall nach einigen Jahrzehnten allerdings auch schwere Spätfolgen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs verursachen. Experten betonen, dass die Krankheit mit Arzneimitteln gut therapierbar ist, wenn sie erkannt wird.