Neue Studie: Tempolimit bringt wohl weniger als erhofft

Tempo 130, ein wichtiger Bestandteil der Verkehrswende oder doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Das Institut der deutschen Wirtschaft hat sich mit dem Tempolimit auseinandergesetzt und kommt zu neuen Erkenntnissen.
Tempo 130, ein wichtiger Bestandteil der Verkehrswende oder doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Das Institut der deutschen Wirtschaft hat sich mit dem Tempolimit auseinandergesetzt und kommt zu neuen Erkenntnissen. (Bild: picture alliance / SvenSimon | FrankHoermann/SVEN SIMON)

Die Forderung nach einem einheitlichen Tempolimit auf Autobahnen in Deutschland ist derzeit eines der großen politischen Themen. Doch wie effektiv wäre eine solche einheitliche Tempobegrenzung? Damit hat sich ein Institut aus Köln befasst und bringt neue Erkenntnisse.

Big-Data- und Verkehrsexperten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben über 1,2 Milliarden Fahrten innerhalb von vier Monaten ausgewertet. Durchgeführt wurden die Messungen an zahlreichen Abschnitten ohne Tempolimit in Nordrhein-Westfalen.

Ergebnisse der Studie

77 Prozent der ausgewerteten Autofahrer fahren ohnehin schon langsamer als 130 km/h und das, obwohl auf den gemessenen Straßen kein Tempolimit gilt. Weitere zwölf Prozent, so die IW-Studie, fahren zwischen 130- und 140 km/h. Nur rund zwei Prozent fahren schneller als 160 km/h.

Zwischen 15 und 18 Uhr sind die meisten Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens sind in dieser Zeit lediglich ein Prozent der Verkehrsteilnehmer schneller als 160 km/h unterwegs. Ab 19 Uhr steigt die Zahl der schnell-fahrenden Autos deutlich, bleibt aber verhältnismäßig klein. Zwischen 22 und 4 Uhrnachts fahren trotz freier Straßen nur vier Prozent 160 km/h oder schneller. „Die Zahlen zeigen, dass selbst bei freier Fahrt und nachts nur eine Minderheit sich mit maximalen Geschwindigkeiten wohlfühlt,“ so das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in der Studie.

Bis 2030 plant die Bundesregierung, rund 80 Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Ein Tempolimit würde laut dem Umweltbundesamt 1,9 Millionen Tonnen CO2 einsparen. „Die öffentlichen Erwartungen an ein Tempolimit sind nach 50 Jahren Debatte deutlich überzogen“ ist der IW-Verkehrsökonom Thomas Puls überzeugt.

Autobahnen seien besonders sicher

Neben dem Klima-Argument ist auch die Verkehrssicherheit ein immer wieder aufkeimendes Thema in der Diskussion um das Tempolimit.

1971 hatte der damalige Bundesverkehrsminister Georg Leber (SPD) ein Tempolimit von 100 km/h auf allen deutschen Straßen durchsetzen wollen. 19 000 Verkehrstote gab es damals im Jahr 1970, im Vergleich: 2020 starben 2719 Menschen in Deutschland bei Verkehrsunfällen, 317 davon auf Autobahnen. „Die Autobahnen heute sind die sichersten Straßen in Deutschland“, ist das Institut der Deutschen Wirtschaft überzeugt.

„Ein Zusammenhang zwischen generellen Tempolimits und dem Sicherheitsniveau auf Autobahnen ist im internationalen Vergleich nicht feststellbar“, erklärt der ADAC zudem.