Nationalmannschaft: Löws Kredit schrumpft weiter

Auf Bundestrainer Joachim Löw prasselt derzeit viel Kritik ein.
Auf Bundestrainer Joachim Löw prasselt derzeit viel Kritik ein. (Bild: Wikimedia/Granada)

Deutschland hat zum Abschluss der Länderspielwoche in Köln 3:3 gegen die Schweiz gespielt. Die DFB-Elf bewies dabei, dass sie nicht nur – wie zuletzt – Führungen verspielen, sondern auch Rückstände aufholen kann. Trotz gezeigter Moral wächst jedoch die Kritik an Bundestrainer Joachim Löw weiter an.

Köln (dab) – Der Spielbeginn war Wasser auf die Mühlen der derzeit vielen kritischen Stimmen: Nach 15 Minuten führte die Schweiz mit 1:0 und Deutschland hatte es Glück sowie Manuel Neuer zu verdanken, dass die Partie nicht bereits nach der Anfangsphase entschieden war. Nach 26 Minuten, Freuler hatte gerade per Lupfer das 2:0 für die Eidgenossen markiert, schien es endgültig auf die Verliererstraße zu gehen. Schon im Vorfeld las man in sozialen Netzwerken häufig Kommentare wie „Hoffentlich verlieren wir, dann gibt’s endlich einen neuen Trainer.“ Nur die Spitze des Eisbergs, denn auch Fachmagazine attestierten Joachim Löw zuletzt Arroganz, Dünnhäutigkeit und teilweise Beratungsresistenz. Der Kredit des Bundestrainers bei Medien, Fans und Experten ist nach 14 Jahren im Amt auf einem ähnlichen Tiefpunkt wie nach der desolaten WM 2018.

Zwei Unentschieden, ein Sieg – das ist also die Bilanz der vorletzten Länderspielwoche des Jahres. Etwas dürftig, jedoch hat Deutschland es immer noch selbst in der Hand, seine Nations League Gruppe auf Platz eins abzuschließen. Die letzten Länderspiele des Jahres steigen im November, wenn die DFB-Elf gegen Tschechien testet sowie in der Nations League gegen die Ukraine und in Spanien antritt. Auf der Bank wird auch dann Joachim Löw Platz nehmen, der nun liefern muss. Er wird aller Voraussicht nach bei seiner Entscheidung, auf Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels zu verzichten, bleiben und musste zuletzt die vielen, für Deutschland untypischen Gegentore erklären. In der Offensive lief dagegen recht ordentlich, mit den derzeit angeschlagenen Marco Reus und Leroy Sané wird es dann normalerweise noch dynamischer zur Sache gehen. Spätestens nächsten Sommer, sollte die Pandemie-Lage eine Europameisterschaft zulassen, muss der 60-Jährige zeigen, dass es richtig war, „jungen Spielern Raum zur Entwicklung zu geben“, wie er stets betont. Das Halbfinale ist das erklärte Minimalziel.

Die Forderung nach neuem Schwung, verbunden mit einem neuen Bundestrainer wird zwar lauter. Diesen lässt das aber kalt, er weiß, dass er bis zur EM fest im Sattel sitzt. Bei aller Kritik sei jedoch die Frage erlaubt, wer als Löws Nachfolger – zu welchem Zeitpunkt auch immer – in Frage kommt.  Unter Experten gelten Jürgen Klopp (Liverpool) und Thomas Tuchel (Paris) als fähigste Kandidaten. Fraglich allerdings, ob die genannten Trainer ihre erfolgreichen Klubs generell für einen Posten als Nationaltrainer verlassen würden. Ralf Rangnick käme zwar ebenfalls in Frage, genießt jedoch bei den Fans aufgrund seiner Engagements in Hoffenheim und Leipzig keinen guten Ruf. Es scheint, als sei momentan und auch im kommenden Sommer kein geeigneter deutscher Trainer verfügbar. Wer weiß, vielleicht erlebt der DFB ja auch eine Premiere und auf Löw folgt erstmals in der Geschichte ein ausländischer Bundestrainer.

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