Das Wandern ist des Nackten Lust Nacktwandern: Auf diesen Wanderwegen ist Kleidung unerwünscht

Nacktwandern: Auf diesen Wanderwegen ist Kleidung unerwünscht
Ob mit oder ohne – wichtig bei einer Wanderung ist gutes Schuhwerk und eine ebensolche Laune. (Bild: picture alliance / PIXSELL | Srdjan Zivulovic/FA Bobo/PIXSELL)

Wandern ist Trend. Das passende Outfit gibt’s in großer Auswahl. Wie soll man sich da entscheiden? Gar nicht! Finden jedenfalls überzeugte Nacktwanderer. Ein Witz? Ganz und gar nicht.

Die Faszination des Nacktwanderns ist für die Einen das Normalste der Welt, andere wiederum schauen entsetzt auf den Boden, während die Schamesröte bis an die Ohren hinauf „wandert“. Für Naturisten hingegen ist Nacktsein ein Gefühl von grenzenloser Freiheit – gerade beim Wandern! Zu dieser Überzeugung gelangen immer mehr Menschen.

Hüllenlose Wanderer haben Vorrang

In Deutschland gibt es zwei offizielle Nacktwanderwege: Den Naturistenstieg im Harz (Sachsen Anhalt) und den Naturistenweg Undeloh in der Lüneburger Heide. Hinweisschilder machen deutlich, dass hier die hüllenlosen Spaziergänger und Wanderer eindeutig Vorrang haben. Vor Begegnungen mit plötzlich auftretenden „nackten Tatsachen“ wird beispielsweise im Harz auf charmante Weise durch Tafeln gewarnt: „Willst du keine Nackten sehen, darfst du hier nicht weiter gehen!“

Wer dieses Schild im Harz entdeckt muss damit rechnen, dass hüllenlose Wanderer die Wege kreuzen. (Bild: picture alliance / PIXSELL | Srdjan Zivulovic/FA Bobo/PIXSELL)
Wer dieses Schild im Harz entdeckt, muss damit rechnen, dass hüllenlose Wanderer die Wege kreuzen.
(Bild: picture alliance / PIXSELL | Srdjan Zivulovic/FA Bobo/PIXSELL)

Von erlaubt bis Geldstrafe

Splitterfasernackt wandern ist in Deutschland grundsätzlich nicht verboten. Es ist jedoch ratsam, abgelegene Gegenden aufzusuchen. Fühlen sich andere Wanderer durch den Anblick nackter Menschen belästigt, könnte eine Ordnungswidrigkeit wegen „Belästigung der Allgemeinheit“ die Folge sein. Im Nachgang würde es eine Geldstrafe geben. Deutschland ist mit den FKK-Wanderwegen alles andere als altmodisch im Ländervergleich und zeigt ein großes Maß an Akzeptanz für Nacktheit. Wer beispielsweise in unserem Nachbarland Schweiz seinem nicht alltäglichen Hobby nachgehen möchte, muss damit rechnen, dass er wegen „grob unanständigen Benehmens“ mit einer satten Geldstrafe belegt wird. Jeder, der bereits einmal in der Schweiz mit dem Auto geblitzt wurde weiß, was das für den Geldbeutel bedeuten kann.

Der Harz ist Vorreiter

Wie beim gesamten Thema Freikörperkultur fungiert der Osten Deutschlands auch beim Nacktwandern als Vorreiter. Der Harzer Naturistenstieg, in der Nähe von Wippra im Ost-Harz, wurde 2010 eröffnet und ist der erste offizielle Nacktwanderweg Deutschlands. Auf einer Strecke von 18 Kilometern führt er durch eine gleichermaßen landschaftliche schöne wie auch relative einsame Gegend. Die Pflanzen und Dornen der Pfade werden natürlich regelmäßig zurückgeschnitten – aus Rücksicht auf die Nutzer.

Die Lüneburger Heide zieht nach

Der 10 Kilometer lange Rundweg in Undeloh (Lüneburger Heide) lädt ebenfalls zum unbekleideten Wandern oder Fahrradfahren ein. Er führt überwiegend über Wander- und Forstwege durch bewaldetes Gebiet. Am Parkplatz zwischen Wesel und Wehlen dürfen Naturisten ihre Hüllen fallen lassen, um Sonne und Wind direkt auf der Haut zu spüren. Der Weg ist durchgehend mit einem großen, gelben „N“ markiert. Weitere Infos zu den Wegen: www.naturistenweg.de.

Eine Lebensart in Harmonie mit der Natur

Nacktwandern ist übrigens keine komplett neue Idee. Begeisterte Anhänger des hüllenlosen Bewegens in der Natur gibt es in Mitteleuropa schon seit fast 100 Jahren. Nacktwanderer nennen sich bei uns meist Naturisten. Naturismus ist eine Lebensart in Harmonie mit der Natur, die in der gemeinschaftlichen Nacktheit zum Ausdruck kommt. Verbunden damit sind Selbstachtung sowie Respekt gegenüber Andersdenkenden und der Umwelt.

Im Adamskostüm durch die Natur streifen: Es gibt in Deutschland zwei offizielle Nacktwanderwege.(Bild: picture alliance / ZB | Matthias Bein)
Im Adamskostüm durch die Natur streifen: Es gibt in Deutschland zwei offizielle Nacktwanderwege.
(Bild: picture alliance / ZB | Matthias Bein)


Praktischer Ratgeber zum Nacktwandern

Rund um das Thema Nacktwandern hat Nicole Wunram einen praktischen Ratgeber rausgebracht: „Outdoor Nacktwandern.“ Dieses Buch erklärt Nacktwanderneulingen alles, was für den Einstieg wichtig ist, z. B. welche Vorbereitungsmaßnahmen notwendig sind, wie man sich einer Gruppe anschließen kann und wie die rechtliche Lage aussieht.

Ratsame Utensilien: Das darf beim Nacktwandern nicht fehlen

Wer hüllenlos wandert, sollte einen bequemen Rucksack mitnehmen. Wichtig im Sommer sind auf alle Fälle Sonnencreme, Insektenspray und Zeckenschutzmittel. Für eine Verschnaufpause leistet ein Handtuch sicherlich gute Dienste. Leichte Kleidung sollte ebenfalls nicht fehlen. Man weiß nie, was eine Wanderung, so wie Gott einen schuf, alles bringen kann…

Es steckt mehr dahinter

Der Reiz des Nacktwanderns hat für viele auch eine tiefe psychologische Ursache. Hier werden Menschen nicht nur nach ihrer Kleidung bewertet – wie so oft im täglichen Leben. Ein Anzug erweckt meist den Eindruck von Seriosität, egal, wie der Mensch, der drinsteckt, in Wirklichkeit ist. Nacktwanderer möchten sich auf ihren Wegen in der Natur frei von Zwängen machen.

Wer beim hüllenlosen Bewegen in der Natur nur an Fleischeslust denkt, hat den Sinn nicht verstanden. „Mit dem nackten Körper stets den Begriff der Erotik zu verbinden, das ist ungefähr so intelligent, wie beim Mund stets ans Essen zu denken.“ Kurt Tucholsky (1890 – 1935).

Wer nur Lust aufs Wandern aber weniger aufs Nacktsein hat, findet hier die besten Tipps für eine gelungene Wanderung mit Kindern.