Nach dem Abpfiff muss die ganze Freude einfach nur noch raus

Nach dem Abpfiff muss die ganze Freude einfach nur noch raus
Fiebert mit und freut sich über das Weiterkommen seiner „Squadra Azzurra“: Nico Di Leo. (Bild: tmy)

Friedrichshafen (tmy) – Nico Di Leo hat sich das Viertelfinale „seiner“ Squadra Azzurra gegen Belgien bei der UEFA EURO 2020 zusammen mit Cousin Leonardo und einigen Freunden im „Old Pub“ in Schnetzenhausen angeschaut. Und: Nach 90 turbulenten Minuten war die Anspannung und Nervosität beim 33-Jährigen wie weggeblasen. Eine kleine Reportage.

Als der neue Co-Trainer der SG Fischbach/Schnetzenhausen um kurz vor 18 Uhr an der Gaststätte im Häfler Ortsteil Schnetzenhausen eintrifft, hat „Dile“ – wie ihn seine Freunde nennen – natürlich ein Nationaltrikot an und die Fahne umgehängt. Klar, dass er sofort den einen oder anderen Spruch zu hören bekommt – aber da steht er drüber und lässt alle Versuche, ihn zu provozieren, mit den Worten „Wartet doch einfach ab!“ an sich abprallen.

Bis das Spiel angepfiffen wird, folgen weitere Sprüche und Sticheleien, während Nico Di Leo und seine Freunde zur Beruhigung oder Einstimmung – je, nachdem wie man es sehen mag – die Würfelbecher über die weitere Abendgestaltung entscheiden lassen. Nachdem die Aufstellung raus ist, wechseln Leo und Nico Di Leo kurz ins Italienische – was es da wohl zu besprechen gibt? Und: Als die Hymne erklingt, singen beide lauthals mit und filmen das Ganze.

Ja, denn die nächste Insta-Story oder ein neuer WhatsApp-Status dürfen an diesem Abend nicht fehlen – na klar. Während sich Leo und die anderen Freunde um einen Tisch versammelt haben, steht Nico ganz alleine weiter drüben und schaut nervös in den Fernseher. Als Italien das vermeintliche 1:0 erzielt, jubelt Nico Di Leo wie bei einem seiner vielen Tore im Trikot des VfB Friedrichshafen, springt umher und stößt ein zufriedenes „Jawohl!“ aus – aber Abseits.

Richtig – das Tor zählt nicht und wird zurückgenommen, sodass plötzlich wieder Ruhe einkehrt und die Nervosität zurück ist. Erneut wandern bange Blicke in die Flimmerkiste: Di Leo zeigt an, wo der Ball hin muss und winkt ab, wenn die italienischen Stars nicht auf ihn hören. Beinahe wirkt es so, als würde der Offensivspieler, der auch bei der SGM nicht nur an der Seitenlinie, sondern auch auf dem Platz stehen soll, selbst mitspielt – das Trikot passt ja.

Nico Di Leo hat sich das Viertelfinale „seiner“ Squadra Azzurra gegen Belgien im „Old Pub“ in Schnetzenhausen angeschaut.
Nico Di Leo hat sich das Viertelfinale „seiner“ Squadra Azzurra gegen Belgien im „Old Pub“ in Schnetzenhausen angeschaut. (Bild: tmy)

„DI LEO 8“ prangt auf dem Rücken des zweifachen Familienvaters, der schon den ganzen Tag heiß auf das Duell „seiner“ Elf mit den Belgiern um Stürmerstar Romelu Lukaku war, der ausgerechnet beim Erzrivalen von Nicos Herzensklub AC Mailand – also bei Inter – unter Vertrag steht, aber ansonsten ziemlich abgemeldet ist bei den Abwehr-Schlachtrössern Bonucci und Chiellini. Als dann doch das erste Tor für Italien fällt, gibt es kein Halten mehr.

„Dieses Mal zählt es, dieses Mal zählt es – jaaaaaa“, tönt es durch die Gasträume, in denen gleich mehrere TV-Geräte das Spiel zeigen. Als die „Squadra Azzurra“ sogar auf 2:0 erhöht, springt Nico Di Leo quer durch den Raum, baut sich vor seinen Freunden auf und ballt die Fäuste. Das EM-Halbfinale ist zum Greifen nahe in diesem Moment. Als Belgien per fragwürdigem Strafstoß auf 1:2 verkürzt, geht die Anspannung wieder nach oben – und wie.

„Abpfiff, Abpfiff!“, fordert Leonardo. Doch es sind noch weitere 45 Minuten plus Nachspielzeit angesagt. Allerdings fallen in diesen auf beiden Seiten keine weiteren Treffer mehr – und das trotz großer Chancen. Als der Schiedsrichter die Partie beendet, herrscht Partystimmung pur – natürlich geht’s für Nico Di Leo zum Autokorso in Richtung Innenstadt. Als er wieder am Pub ankommt, hat er ein noch breiteres Grinsen im Gesicht und seine Fahne hängt um seine Schultern.