Murat Korkmaz: „Ich bin auf Augenhöhe mit vielen Top-Klubs“

Hat seinen Schützling Burak Ince (Mitte) unlängst bei der Arminia aus Bielefeld untergebracht: Murat Korkmaz (links).
Hat seinen Schützling Burak Ince (Mitte) unlängst bei der Arminia aus Bielefeld untergebracht: Murat Korkmaz (links). (Bild: Privat)

WOCHENBLATT
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Friedrichshafen (wb / tmy) – Er hat in der Jugendarbeit des Fußball-Verbandsligisten VfB Friedrichshafen lange Jahre mitgewirkt und kümmerte sich beim MTU-Hallencup um den Nachwuchs von Altinordu FK Izmir. Inzwischen lebt der 37-jährige Murat Korkmaz in der Türkei und ist dort auch als Spielerberater tätig.

Das WOCHENBLATT hat mit ihm gesprochen.

Herr Korkmaz, wie sind Sie eigentlich Spielerberater geworden?

Der MTU-Hallencup war verantwortlich dafür. Ich war damals in der Bodenseesporthalle noch als U23-Spieler des VfB Friedrichshafen als Shuttle-Bus-Fahrer für die Mannschaften zuständig. Ich habe die Mannschaften zum Mittagessen fahren dürfen. Seitdem bin ich beim MTU-Hallencup dabei. Vom Shuttle-Bus-Fahrer bis zum Mitglied im Hauptorganisationsteam habe ich viele Aufgaben übernommen. So habe ich mir über die Jahre ein stetig wachsendes Netzwerk geschaffen. Beim VfB Friedrichshafen bin ich vom Jugendleiter bis zum Vize-Präsidenten des Hauptvereins aufgestiegen – auch das hat mir sehr geholfen. Aber um auf Ihre Frage zurück zu kommen: Fußball ist mein Hobby.

Was reizt Sie denn an dieser Aufgabe?

Ich liebe es einfach, für Menschen da zu sein. Mir geht es darum, ihnen zu helfen, Probleme zu lösen und diese in die richtige Richtung zu leiten. Ich war sechs Jahre Jugendvertreter bei der MTU Friedrichshafen und zwölf Jahre Betriebsrat bei der ZF Friedrichshafen AG. Wir haben für meine kleine Tochter 2019 keinen Kindergartenplatz bekommen aufgrund der Pandemie, daher bin ich bis 2025 in Elternzeit gegangen. Ich hatte ohnehin eine Nebentätigkeit als Veranstalter und Berater angemeldet. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin gerne für Menschen da. Junge Fußballer können vieles falsch machen im Leben, daher brauchen Sie eine gute Karriereplanung.

Spielerberater haben ja nicht immer den besten Ruf. Wie gehen Sie mit Kritikern um?

Das kann ich schnell und recht kurz beantworten: Durch Kritik bin ich heute das, was ich bin. Jede Kritik hat mir geholfen, besser zu werden.

Wie wichtig ist es für Sie, sich von womöglich unseriösen Wettbewerbern zu unterscheiden?

Ich habe keine Berührungspunkte mit unseriösen Wettbewerbern. Es gibt keinen Verein in Europa, den ich nicht erreichen kann. Vom Sportdirektor bis zum Präsidenten oder Eigentümer des Vereins habe ich meine Kontakte. Es gibt also keine sogenannten Mittelsmänner zwischen mir und den Vereinen. Das ist das eine. Das andere ist, dass viele Vereine meine Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit schätzen. Das macht alles leichter in dieser Branche.

Wie schwer ist es Ihnen gefallen, Ihr bisheriges Leben in Deutschland „aufzugeben“?

Nun, dieses Leben habe ich nicht komplett aufgegeben. Ich bin regelmäßig in Deutschland, aber halt nicht oft am Bodensee. Ich genieße auch das Leben in der Türkei, wobei ich die Zeit immer mit meiner Familie verbringe. Das ist uns auch  dadurch möglich, weil meine Frau als Beamtin auch Elternzeit beantragt hat. Die Pandemie haben wir genutzt, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.

Findest Sie die Summen im Weltfußball eigentlich noch „gesund“?

Nein, sicherlich nicht. Aber da gibt es keinen Zurück mehr. Die Grenzen  sind aus meiner Sicht schon längst überschritten. Es ist aber für mich als Berater sehr lukrativ, gar keine Frage.

Wie gehen Klubs bei Verhandlungen mit Ihnen um – werden Sie gerne am Tisch gesehen?

Ja, sehr sogar. Ich bin auf Augenhöhe mit vielen Top-Klubs. Mein Glück ist es zudem, dass ich mittlerweile mehrere Sprachen spreche. Ich kann auf Englisch, Spanisch, Deutsch, Türkisch und Arabisch kommunizieren. In Ländern mit diesen Sprachen sind auch die größten Märkte im Fußball.

Zum Abschluss: Was können Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben?

Ich war lange als Jugendtrainer in Friedrichshafen tätig und bin danach in sämtlichen Führungspositionen des Vereins  unterwegs gewesen – und das über insgesamt 15 Jahre. Mitgewirkt habe ich dabei bei fast allen MTU-Hallencup-Veranstaltungen. Ich kann für mich die Erfahrung bejahen, dass sich ein Ehrenamt auszahlt.