Mit modernster Seilbahntechnik zum „schönsten Platz Österreichs“

Die Pendelbahn mit nur einer Gondel erhielt eine neue, 30 m hohe Stütze.
Die Pendelbahn mit nur einer Gondel erhielt eine neue, 30 m hohe Stütze. (Bild: Wilfried Vögel()

Österreich – Seit dem 8. August ist die neue Lünerseebahn wieder in Betrieb. Ein Neubau war notwendig geworden, nachdem die Betriebsgenehmigung von 1959 nach 60 Jahren erloschen war. „Wir wollten mit dem Neubau mehr Komfort und Qualität für unsere Gäste bieten“ berichtet Roland Schallert, Betriebsleiter der Lünerseebahn.

Rund fünf Millionen Euro hat der Eigentümer. die Illwerke vkw AG, in den Neubau investiert. Der Neubau war für alle Beteiligten eine enorme technische Herausforderung. Denn sowohl das Gebäude der Talstation als auch der Bergstation sollten erhalten werden. Lediglich die komplette technische Anlage hat die ausführende Firma Doppelmay aus Wolfurt auf den neuesten Stand der Seilbahntechnik gebracht und milimetergenau eingebaut.

Im September 2019 begannen nach der letzten Fahrt die Umbauarbeiten. Die Pendelbahn mit nur einer Gondel erhielt eine neue, 30 m hohe Stütze. Statt einem Tragseil verfügt die neue Bahn jetzt über zwei. Das soll, so Schallert, mehr Stabilität bei Wind bringen. Den gibt es am Ende des Brandnertales auf 1568 m Seehöhe in Schattenlagant mehr als genug.

Rund 600 Hubschrauberflüge waren notwendig, um das Material auf 1983 m Höhe zu bringen. Die komplette Antriebseinheit befindet sich in der Bergstation. Die neue, komfortable Gondel mit viel Glas und freier Sicht nach allen Seiten, die mit Fahrgästen rund zehn Tonnen wiegt, wird also hochgezogen. Mit zehn Metern pro Sekunde, das entspricht rund 36 km/h, geht es in zweieinhalb Minuten hinauf zur Staumauer des Lünersees. Die Rückfahrt wird zur Strom-Rückgewinnung genutzt.

In der 1950er Jahren war der Lünersee vor Errichtung der Staumauer der größte natürliche Bergsee der Ostalpen. Gespeist wird der Stausee überwiegend über einen Stollen durch das Schmelzwasser des Brandner Ferners. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme 1958 war das Lünerseewerk das leistungsstärkste Pumpspeicherwerk der Welt. Der Lünersee versorgt das Turbinenhaus in Latschau oberhalb von Tschagguns über eine zehn km lange Leitung mit dem nötigen Wasser.

Nach Beendigung der Bauarbeiten stand 1959 einer touristische Nutzung der Bahn, die zuvor als reine Materialseilbahn genutzt wurde, nichts mehr im Wege. Auch heute werden noch tonnenschwere Materialien hinauf zur Staumauer befördert. Die touristische Nutzung steht aber längst im Vordergrund.

2019 haben die Zuschauer von ORF 1 den Lünersee zum schönsten Platz Österreichs gewählt.

Roland Schallert kennt die Gründe: „Bei uns kann man in nur zweieinhalb Minuten von den eher mittelgebirgsähnlichen Verhältnissen im Tal oben das Hochgebirge erreichen. Das ist einmalig“. Oben angekommen erwartet die Besucher ein fantastisches Bergpanorama. Der See liegt eingebettet in eine malerische Kulisse von Felsriesen und kann auf einem Rundweg in knapp zwei Stunden bestaunt werden.

Dass der Tourismus aber auch Grenzen hat, weiß Roland Schallert nur zu genau: „Am letzten Sonntag hatten wir rund 1.800 Besucher. Mehr verträgt die Bahn, der See und die Gastronomie nicht“. Schallert würde es begrüßen, wenn noch mehr Besucher mit dem Bus von Bludenz heraufkämen, denn die Anzahl der Parkplätze ist beschränkt. An einem enstsprechenden Projekt, das die Nutzung mir nur einem Ticket möglich macht, arbeitet man derzeit mit Hochdruck.

Schallert, als frisch gewählter Vizebürgermeister von Brand, weiß um die Sorgen der Brandner. Zu viel Tourismus ist nicht immer gut.

Corona hat dazu geführt, dass die Fahrgastkapazität von 65 auf 40 reduziert werden musste. Das schafft aber immerhin mehr Freizügigkeit und Platz in der Gondel. Hier herrscht überall Maskenpflicht.

Coronabedingt hat sich der Eröffnungstermin um einen Monat verzögert. „Wir waren uns im Frühjahr überhaupt nicht sicher, ob wir den Betrieb überhaupt aufehmen können“ weiß Schallert zu berichten.

Umso mehr freut er sich, dass sich der Lünersee so großer Beliebtheit erfreut. Die Wandermöglichkeiten sind schier umbegrenzt. Von der „einfachen“ Seeumrundung“ (Kinderwagenmitnahme ist nicht möglich) bis zum Besteigen der Schesaplana über die Totalphütte ist alles geboten. Und auch der Übergang zur Lindauer Hütte in drei Stunden über das Schweizertor ist möglich und lohnend, wenn auch anstrengend. Empfehlenswert ist auch der Aufsteig zum Gafalljoch auf der Südseite des Sees. Von dort hat man einen tollen Blick über die Schweizer Bergwelt. Das Joch befindet sich direkt auf der Staatsgrenze zwischen Österreich und der Schweiz.

Schallert betrachtet „seine Lünerseebahn“ als Kleinod, das es zu bewahren gilt. Mit der Erneuerung hat er zusammen mit den beteiligten Firmen und  seinen acht Kollegen die besten Voraussetzungen dafür geschaffen.

Die Bahn fährt noch bis zum 26. Oktober, danach ist Winterpause.

Wilfried Vögel

Die Lünerseebahn in Zahlen:

Länge 783 m

Höheunterschied 411 m

Kapazität 65 Personen (derzeit coronabedingt nur 40)

Höhe der Talstation 1.568 m

Bergstation 1.983 m

Fahtgeschwindigkeit 10 m/Sekunde

Gewicht der Kondel mit Fahrgästen rund zehn Tonnen