Mit dem Spätzlesieb auf Partnersuche: Interview mit dem Betreiber einer schwäbischen Partnervermittlung

Verlieben im Netz: Die Online-Partnersuche stellt für viele Singles eine geringere Hürde bzw. Hemmschwelle dar.
Verlieben im Netz: Die Online-Partnersuche stellt für viele Singles eine geringere Hürde bzw. Hemmschwelle dar. (Bild: pixabay)

In Zeiten von Corona ist es fast aussichtslos, seinen Traumpartner zu finden. Nicht mal mit einem Lächeln kann man auf sich aufmerksam machen. Die Mund-Nasen-Maske erstickt alles im Keim. Zum Glück gibt es die Möglichkeit der Online-Partnersuche. Diese Art des Kennenlernens müsste jetzt brummen. Wir haben bei Jens Romer, Inhaber von „Spätzlesuche.de“, der Partnervermittlung aus dem Ländle, nachgefragt. Bei ihm kann man seit über 20 Jahren mit dem Spätzlesieb nach dem richtigen Partner fischen.

1.) Der Lockdown zwingt die Menschen in die eigenen vier Wände und Einsamkeit wird deutlicher denn je. Haben Sie einen starken Zuwachs verzeichnet?

Teilweise. Wenn ich die Kurve der Neuanmeldungen im Verlaufe des Jahres 2020 mit der aus dem Jahr 2019 vergleiche, dann fällt auf: Januar und Februar 2020 waren dahingehend noch völlig unauffällig. In den ersten drei Märzwochen ist sogar ein kurzzeitiger, merklicher Rückgang an Neuanmeldungen zu verzeichnen. Quasi zeitgleich mit den Kontaktbeschränkungen Ende März 2020 wiederum ein starker Zuwachs, deutlich über das Vorjahresniveau hinaus. Im Laufe des Jahres hat sich dies sukzessive wieder „normalisiert“. 

2.) Wie kommt man dazu, eine Partnervermittlung zu gründen? Haben bei Ihnen persönliche Umstände mitgespielt?

Persönliche Umstände haben keine Rolle gespielt. Vielmehr waren wir (vier befreundete Kommilitonen) Ende der 1990er-Jahre während unseres Studiums fasziniert von den neuen Möglichkeiten des Internets, insbesondere in Bezug auf Kommunikation bzw. soziale Interaktion. Somit war die Idee einer Internet-Plattform zum gegenseitigen Kennenlernen geboren und umgesetzt. Damals waren wir einer der ersten Anbieter dieser Art. 

3.) Sie haben sich auf die Partnersuche im Ländle spezialisiert. Hat das einen Grund?

Einerseits hat dies ganz pragmatische Gründe, zum Beispiel konnten und können wir uns als regionaler Nischenanbieter besser am Markt behaupten. Andererseits spielen aber auch persönliche Gründe eine wichtige Rolle; so können wir uns schlicht viel besser mit einem Angebot speziell für unsere Heimatregion Baden-Württemberg identifizieren. Und ich bin überzeugt, der Erfolg von Spätzlesuche war bzw. ist letztlich nur möglich, da wir sehr viel persönliches Engagement und „Herzblut“ in dieses Projekt investieren. Zudem ist es nachgewiesenermaßen so, dass Singles auch im Internet in erster Linie in der räumlichen Nähe nach einem Partner suchen.

4.) Warum greifen Singles immer häufiger auf die Online-Partnersuche zurück?

Ich denke, der Grund für die zunehmende Nutzung von Online-Partnervermittlungen liegt insbesondere darin, dass das Internet seine ganz spezifischen Vorteile in Sachen Partnersuche bietet. Man kann auf relativ einfache Weise sehr schnell und sehr viele Menschen erreichen. Sowie: Man weiß, dass das Gegenüber ebenfalls Single bzw. auf Partnersuche ist. Ideal zum Beispiel für Alleinerziehende, ältere oder beruflich stark eingebundene Menschen, die eben nicht mehr so häufig die klassischen „Kennenlern-Podien“ nutzen können oder möchten.

Zum anderen stellt erfahrungsgemäß für viele Singles die erste Kontaktaufnahme bei der Online-Partnersuche eine geringere Hürde bzw. Hemmschwelle dar. 

5.) Der Name „Spätzlesuche.de“ ist originell. Auf Ihrer Homepage arbeiten Sie mit Begriffen wie Spätzlebrett, Spätzlerezept, Spätzlesieb… Zieht das nicht zwangsläufig ein Publikum Ü60 an?

Interessante Frage, die ich nicht konkret beantworten kann; denn hierzu müsste ich letztlich wissen, wie sich die Altersverteilung ohne die Verwendung dieser Wortspiele entwickelt hätte. Das Durchschnittsalter ist – soweit uns Vergleichszahlen vorliegen – zwar in der Tat eher etwas höher als bei vergleichbaren Anbietern, nichtsdestotrotz richtet sich Spätzlesuche natürlich an Singles aller Altersgruppen, die sich eine Lebenspartnerschaft wünschen.

6.) Wer meldet sich bei Ihnen an und wie sieht der typische Single aus?

Es gibt im Grunde nicht den einen typischen Single, es handelt sich quasi um einen „Querschnitt der Single-Gesellschaft“. Wenn ich es grob kategorisieren müsste, dann würde ich sagen, dass vor allem die Altersgruppe der ca. 40- bis 70-Jährigen repräsentativ ist. Also Singles, die in der Regel bereits geschieden oder verwitwet sind, sich nun aber bereit für eine neue Lebenspartnerschaft fühlen. Gefolgt von den ca. 30- bis 40-Jährigen, häufig noch ledig, mit dem Wunsch nach Familienplanung. Und nicht zuletzt die Altersgruppe Ü70.

7.) Eine Freundin von mir sucht seit längerer Zeit einen Partner im Netz. Das Chatten ist nett, die Fotos der Männer vielversprechend und die Realität dann ein Schlag ins Gesicht. Haben Sie einen Tipp für ein „ehrliches“ Verhalten?

Die Antwort steckt meiner Ansicht nach bereits in Ihrer Frage: Jede partnersuchende Person sollte sich unbedingt ehrlich verhalten. Bedeutet: Sich im Single-Profil authentisch präsentieren, also bspw. sich nicht zwei Zentimeter größer machen oder kein wesentlich bearbeitetes Foto laden, denn: letztlich entscheiden die Treffen von Angesicht zu Angesicht, ob eine Partnerschaft tatsächlich in Frage kommt oder nicht. Und spätestens dann kommen derartige „Mogeleien“ ohnehin zum Vorschein.

8.) Bekommen Sie öfters positives Feedback, wenn sich zwei Herzen auf Ihrer Plattform gefunden haben?

Ja, erfreulicherweise erhalten wir regelmäßig Erfolgsgeschichten mitgeteilt bzw. zugesendet, darüber freuen wir uns natürlich ganz besonders und es ist für uns sehr motivierend.

9.) Jede dritte neue Beziehung entsteht online. Stimmt das wirklich?

Gemäß Studienlage ist dies der Fall. Unserer Erfahrung nach hängt die individuelle Erfolgswahrscheinlichkeit aber entscheidend davon ab, wie die Partnersuche letztlich angegangen wird. Wenn man optimistisch und offen an das Projekt „persönliche Partnersuche“ herangeht, sich Mühe gibt (z.B. bei der Präsentation) sowie Initiative zeigt, bzw. nach Rückschlägen dranbleibt, dann ist es erfahrungsgemäß eher eine Frage der Zeit, wann man den neuen Lebenspartner bzw. die neue Lebenspartnerin kennenlernt. Dies gilt gleichermaßen für die Partnersuche außerhalb des Internets. 

10.) Mit wie viel Kosten muss man für die Mitgliedschaft rechnen?

Nach der Single-Profilerstellung ist jeder Kunde zunächst im Besitz einer kostenlosen Mitgliedschaft. Mit dieser kann man sich zunächst einen ausführlichen Eindruck von der Dienstleistung machen und bspw. die Partnervorschläge betrachten. Um andere Teilnehmer/innen kennen zu lernen, steht – wie bei den meisten anderen Anbietern auch – die sogenannte Premium-Mitgliedschaft zur Verfügung. Preislich liegt diese für Neukunden bei ca. 70 Euro für ein halbes Jahr.