Mit dem Alter steigt das Demenzrisiko: Weniger Demenzkranke im Landkreis Biberach

Demenzerkrankung
Demenzerkrankung (Symbolbild: privat)

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Fast 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt. Jährlich kommen rund 300.000 Neuerkrankte hinzu. 2019 litten in Baden-Württemberg 75.777 AOK-Versicherte an Demenz. Davon waren fast zwei Drittel Frauen. Im Alter gehören Demenzen zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Etwa drei Viertel davon fallen unter die Rubrik Alzheimer.

Der Landkreis Biberach verzeichnet unter den AOK-Versicherten, die wegen Demenz behandelt wurden, einen leichten Rückgang. Im Jahr 2019 waren 1.290 Personen davon betroffen, 2015 gab es noch 1.476 bestätigte Diagnosen. Damit ist die Prävalenz im Landkreis jährlich um durchschnittlich 3,1 Prozent gesunken. Ein ähnliches Bild zeigt sich in den Nachbarkreisen sowie auf Landesebene, wo die Krankenkasse ebenfalls weniger Demenzkranke registrierte.

„Von Demenz wird gesprochen, wenn der Betroffene seit mindestens sechs Monaten unter einer Gedächtnisstörung kombiniert mit der Beeinträchtigung mindestens einer weiteren Hirnleistung leidet, die zu deutlichen Störungen im Alltagsleben führt“, erklärt Dr. Gudula Kirtschig, Ärztin bei der AOK Baden-Württemberg. „Dabei ist Demenz der Oberbegriff für unterschiedliche Krankheiten, von denen Alzheimer die bekannteste und die mit Abstand häufigste ist“. Neben dem Gedächtnis können auch Denken, Orientierung, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen beeinträchtigt sein. Begleitet werden diese Einschränkungen häufig auch von Persönlichkeits- und Verhaltens-Veränderungen.

Mit zunehmendem Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken. In den meisten Fällen sind die Betroffenen älter als 65 Jahre. Bei den über 90-Jährigen ist die Erkrankungsquote am höchsten. In der Altersgruppe der Hochbetagten leidet jede vierte Frau und jeder fünfte Mann an Demenz.

Regelmäßige körperliche Bewegung, ein geistig aktives Leben mit immer neuen Anregungen für das Gehirn und die Pflege sozialer Kontakte kann Demenz vorbeugen. Eine Kost mit einem hohen Anteil an Gemüse und Obst wird ebenfalls empfohlen, weil sie Übergewicht und einigen Krankheiten vorbeugt, die das Risiko für eine Demenz erhöhen. „Wer bestehendes Übergewicht abbaut, mit dem Rauchen aufhört sowie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen konsequent behandelt, kann das Risiko für eine Demenzerkrankung senken“, so die Ärztin.

Bei den meisten Demenzformen können nur die Symptome behandelt werden, nicht die Ursache. Häufig werden medikamentöse, nicht-medikamentöse und psychosoziale Maßnahmen kombiniert. Ziel der Therapie ist der Erhalt größtmöglicher Selbstständigkeit des Patienten im Alltag sowie der Teilhabe am gesellschaftlichen und familiären Leben. „Sinnvoll für Menschen mit Demenz ist es, Alltagsfunktionen in der gewohnten Umgebung zu trainieren“, erklärt Dr. Kirtschig. „Wichtig ist nicht nur die Behandlung des Erkrankten, sondern auch eine Beratung der Angehörigen. Bei ihnen sollte das Verständnis für die eingeschränkte Lebenswelt des Patienten gefördert werden. Das trägt dazu bei, Überforderungen des Patienten zu vermeiden und sinnvolle Beschäftigungen für ihn zu finden.“

In den meisten Fällen betrifft eine Demenz nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch ihre Angehörigen. Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft werden etwa 80 von 100 Menschen mit Demenz von ihren Angehörigen versorgt. Auch für sie ist der Hausarzt ein wichtiger Ansprechpartner, um gesundheitlichen Belastungen vorzubeugen, die sich aus der Pflege des Erkrankten ergeben können. „Die Demenz und ihre Symptome belasten viele dieser pflegenden Angehörigen und schränken deren Lebensqualität stark ein. Deshalb bietet die AOK Baden-Württemberg Pflegeberatung und Pflegekurse an – auch online“, so die Ärztin.

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(Quelle: AOK Biberach-Ulm)