Mike Jörg, oberschwäbischer Kabarett-Grandseigneurs aus Weingarten, heitert Sie, in diesen humorlosen Zeiten, jede Woche bei uns ein bisschen auf. Der Satiriker ist seit 1994 bekannt für seinen satirischen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“ Aus bekannten Gründen müssen alle Termine für die treffsicheren Sticheleien landauf und landab leider ausfallen. Nicht aber bei uns. Lassen Sie sich jede Woche überraschen, mit was Mike Jörg Ihre Lachmuskeln digital kitzeln wird. Viel Vergnügen!
Seit über einem Jahr wollen mir wichtige Persönlichkeiten erklären, was exponentielles Wachstum bedeutet. Ich habe es nie ganz begriffen.
Jetzt habe ich es kapiert, jetzt kann ich an dem, was die Länderchefs, was die Kanzlerin seit Wochen an Kapriolen abliefern, jetzt habe ich an diesem Irrsinn begriffen: Das ist exponentiell. Die Anzahl der politischen Fehlentscheidungen steigt schneller als der Inzidenzwert. Viele sagen: „Hört auf, ständig auf diesen Inzidenzwert zu starren!“ Sage ich: „Hört auf, beim Blick auf die steigenden Kapriolen in der Politik zu lähmen“.
Ein Tsunami der Empörung
Zu diesen zwei exponentiell steigenden Kurven kommt eine weitere hinzu: Die Erschöpfung, die Wut und Empörung der Bürger. Welche der drei Kurven die gefährlichste ist, wissen wir nicht. Mir fällt auf, dass die Meinung der Bevölkerung und die der Politik-Elite sich wie tektonische Platten ineinander verkeilen. Die Entfremdung wächst. Es droht ein Tsunami. Es brodelt im Inneren wie vor dem Ausbruch eines Vulkans. Inmitten dieser explosiven Zerrissenheit zog die Kanzlerin in der Dunkelheit der Nacht die Notbremse, stellte sich ruckartig quer wie dieses riesige Containerschiff „Ever Given“. So wie dieser riesige Pot dem Treiben im Suezkanal ein paar Ruhetage verpasste, so wollte die Kanzlerin uns ein paar meditative Ruhetage gönnen. So edel das Motiv dieser Idee war, so verheerend die Wirkung: Sie löste einen Tsunami der Empörung aus.
Inzwischen schippert das Containerschiff wieder so, als sei nichts gewesen. Und die Kanzlerin sprach ihr „mea culpa“ und zeigt uns die Raute.
Ich habe fertig
Ok, von Frau Merkel wissen wir, dass sie Ende September sagen wird: „Ich habe fertig.“ Wir sollten diesen Trapattoni-Satz ab sofort zu uns selbst sagen: „Ich habe fertig. Ich habe es satt, mich ständig wie ein Pferd in der Mange herumkommandieren zu lassen“. Jede, jeder von uns ist in der Lage, den Ernst der Lage selbst zu beurteilen. Wir sollten uns an Immanuel Kant erinnern: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Mach endlich Schluss damit, auf Befehle von oben zu warten. Handle von dir aus so, wie du es dir wünscht, dass sich alle verhalten. Befreie dich aus deiner selbstverschuldeten Unmündigkeit!
Das könnte der Beginn deiner persönlichen Auferstehung sein.
Lass dich nicht BRD-igen!