Manche mögen’s scharf: „Bayerns schärfster Gärtner“ berät auf der Gartenschau Lindau zu Chilis

Thomas Gruber hat eine heiße Leidenschaft für Chillies.
Thomas Gruber hat eine heiße Leidenschaft für Chillies. (Bild: Natur in Lindau 2021)

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Lindau (Bodensee) – Er gilt als „Bayerns schärfster Gärtner“ und als „Chili-Papst“. Dabei ist Thomas Gruber vor allem: Gärtner mit einer bis(s)weilen brennenden Leidenschaft. Seine besondere Liebe gilt der „Beißbeere“, wie Chillies im Volksmund genannt werden.

„Du beißt die Beere, und die Beere beißt zurück“, sagt Gruber, Inhaber der Gärtnerei Förth in Neusorg, und auf der Gartenschau Lindau für den Wechselflor verantwortlich. Am Samstag, 4. September, von 10 bis 17 Uhr, und am Sonntagvormittag steht er in der Nähe des Eingangs Nord für Fragen rund um die Chilis zur Verfügung.

Es wird Herbst. Niemand weiß das besser als die Gärtner auf der Gartenschau. Das gilt auch für Gruber. Er hat in den vergangenen Tagen Purpurglöckchen und Herbstastern gepflanzt. Sturm und Regen hatten die Blüten und Blätter arg gezaust, „deshalb haben wir noch einmal nachgepflanzt“, sagt Gruber.

Chillies stehen für Vielfalt in Farbe, Form und Geschmack.
Chillies stehen für Vielfalt in Farbe, Form und Geschmack. (Bild: Natur in Lindau 2021)

Jetzt im Herbst kommt die Farbvielfalt eher aus den Blätterfarben als den Blüten. Gruber hat eine brennende Leidenschaft für Vielfalt. Deshalb liebt er Chillies. 70 verschiedene Sorten pflanzt er in seinen Gewächshäusern in Neusorg an, längst sind er und sein jährliches Chilifest deutschlandweit bekannt.

Chillies, dieses scharfe Zeug und Vielfalt? Zumindest der Laie wird da zweifelnd den Kopf wiegen. Doch Gruber kann locker kontern. Von der zahmen Gemüsepaprika über die würzige Peperoni bis hin zur heißbrennenden Carolina Reaper – keine gleicht in dem Fall optisch der anderen. Gemeinsam ist ihnen nur, dass sie alle zur Gattung der Beeren gehören.

Doch bei Form und Größe hört die überbordende Vielfalt nicht auf. Chillies gibt es in Gelb und Rot, Lila und Grün und – jede Sorte schmeckt anders. Während sich die einen fruchtig-süßlich im Gaumen äußern, sorgen die anderen gefühlt für Brandblasen auf der Zunge.

Chilis gibt es in vielen verschiedenen Farben und Sorten.
Chilis gibt es in vielen verschiedenen Farben und Sorten. (Bild: Natur in Lindau 2021)

„In der Tat brennt jeder Chili auch an einer anderen Stelle“, sagt Gruber und verweist auf die „Rachenreibe“. Nomen est Omen in diesem Fall, denn in der Tat gibt sich diese Capsicum chinense auf der Zunge und im Mund ganz harmlos, um ihre gesamte Wirkung im Rachen zu entfalten. „Das ist nicht angenehm“, sagt der Experte, aber er baut sie dennoch an, weil er eben die Vielfalt liebt.

Gemessen wird die Schärfe in Scoville. So hat die bereits genannte California Reaper 1,4 Millionen Scoville. Eine handelsübliche Peperoni liegt zwischen 100 und 100 Scoville.  Immer wieder gibt es Neuzüchtungen, die nach dem Motto „schärfer, immer schärfer“ gezogen werden. Aber es bringt nichts, dass nur eine Frucht höhere Schärfe aufweist. 500 Gramm müssen es im getrockneten Zustand sein, die einen entsprechenden Scoville-Wert erreichen.

Die Schärfe kommt aber weder vom Fruchtfleisch noch von den Samen. Es ist die Placenta, die für die entsprechende Würze sorgt. Deshalb kann ein Chili an der Spitze deutlich milder schmecken als in der Mitte oder nahe beim Stiel.

Wer meint, innerlich an einem Chili zu verbrennen, sollte keinesfalls mit kühlen Getränken zu löschen versuchen, warnt Gruber. „Ein gescheites Butterbrot eigne sich eher“, rät er.

Während des Reifeprozesses ändern die Früchte stetig ihre Farbe.
Während des Reifeprozesses ändern die Früchte stetig ihre Farbe. (Bild: Natur in Lindau 2021)

Seit 2008 lässt Gruber seiner brennenden Liebe zu den Chillies freien Lauf. Damals begann der gelernte Schreiner, der in den elterlichen Betrieb seiner Frau eingeheiratet hatte mit der Zucht der Chili-Zucht. „Chili trifft Kürbis“, hieß das Fest, das Gruber schlagartig in der Szene, die sich eher als große Familie versteht, bekannt machte.

Von da an wuchs das Fest in der 2000-Seelen-Gemeinde Neusorg in der Oberpfalz stetig. Erst Corona bremste das „Familientreffen“. Allerdings bremste die Pandemie nicht Grubers Leidenschaft für die für Habanero, Jalapeno und Co.

Deshalb wird er jetzt am Wochenende mit seinem charakteristischen Strohhut auf der Gartenschau stehen und seien Begeisterung weitergeben. Selbstverständlich hat er auch Pflanzen dabei und verrät auch sein Lieblingsrezept: Chili im Speckmantel.

(Pressemitteilung: Natur in Lindau)